Auf einen Blick
Ruth Metzler-Arnold (60) ist die neue Präsidentin von Swiss Olympic. Die alt Bundesrätin versprach am Freitag in Ittigen BE den Verbänden im Saal auf Englisch: «I will walk the talk», was so viel heisst wie: «Ich rede nicht nur, ich lasse auch Taten folgen.»
Es ist ein grosses Versprechen an die Sport-Schweiz. Denn die Herausforderungen für Metzler-Arnold sind enorm. Ab Januar, wenn sie offiziell auf Jürg Stahl (56) folgt, warten fünf grosse Baustellen auf die für vier Jahre gewählte Appenzellerin.
Finanzen
Das liebe Geld dürfte bei vielen Verbänden der Hauptgrund gewesen sein, warum sie Metzler-Arnold und nicht Gegenkandidat Markus Wolf gewählt haben. Der früheren Politikerin wird eher zugetraut, mit Lobbyarbeit dem drohenden Abbau der öffentlichen Gelder entgegenzuwirken. Im Sparpaket des Bundes steht zur Debatte, ob dem Sport bis zu 17 Millionen Franken gestrichen werden. Das ist im 124-Millionen-Budget von Swiss Olympic ein happiger Brocken. Auch Metzler-Arnold selber erwähnt die Finanzierung von Spitzen- und Breitensport an allererster Stelle ihres Aufgabenhefts. Sie denkt auch an die Digitalisierung, um die Bürokratie abzubauen und so Gelder für andere Bereiche freizubekommen.
European Championships 2030
Da geht es um die Durchführung einer Art Mini-Olympia für Sommersportarten, in München 2022 fanden so unter einem Dach die Europameisterschaften in neun Sparten (u.a. Leichtathletik, Rad, Klettern, Rudern, Triathlon) statt. Die Schweiz will diese Multisport-EM in sechs Jahren organisieren, die Wettkampfstätten sollen übers ganze Land verteilt werden. Aber die Machbarkeitsstudie verzögert sich. Auch, weil die Austragung 2026 noch offen ist, Hannover hat sich wegen der politischen Krise in Deutschland in letzter Sekunde zurückgezogen. «Es ist sehr wichtig für mich, dass in der Schweiz Grossveranstaltungen stattfinden», sagt Metzler-Arnold. «Aber die Bevölkerung muss es mittragen.» Und auch hier: das liebe Geld. Für die European Championships steht ein Budget von rund 200 Millionen Franken im Raum.
Olympia 2038
Kriegt die Schweiz den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2038, wird Metzler-Arnold zum Gesicht der erfolgreichen Vergabe. Gemäss IOC-Fahrplan soll die Entscheidung voraussichtlich 2027 fallen. Die Schweiz ist aktuell die einzige Kandidatin. Doch das klingt besser, als es ist. Denn viele IOC-Forderungen sind nicht erfüllt. Auch hier könnten Metzler-Arnolds Kontakte in Bern nützlich sein. Ob das reicht? Die Skepsis gegenüber Olympia ist im Land nach wie vor gross.
Doping- und Ethikstellen
Am Freitag wurde die Revision des Doping- und Ethik-Statuts angenommen. Und im Sommer nahm das von Swiss Olympic gegründete Sportgericht die Arbeit auf, es ersetzt die bisherige Disziplinarkammer. Aber die namentlich bei den Dopingjägern von Swiss Sport Integrity im Fall Mathias Flückiger ans Tageslicht gekommenen Missstände sind nicht korrigiert. Und Meldungen von Ethikverstössen dürften aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren zunehmen, auch stellt sich die Finanzierungsfrage.
Minderheitenförderung
Um die Förderung von Frauensport braucht man sich bei der ersten weiblichen Swiss-Olympic-Präsidentin keine Sorgen zu machen. Doch Metzler-Arnold nennt auch die Integration von Parasport in den Regelsport als Punkt auf ihrer Agenda. Wie das konkret aussehen soll, bleibt offen. Zumal dies selbst innerhalb der Para-Szene umstritten ist. Es wird für die neue Präsidentin eine grosse Herausforderung, bei der Inklusion alle Seiten zufriedenzustellen.