Doping-Ermittler decken dreiste Betrugsmethoden bei den Gewichthebern auf: Mehr als ein Dutzend Gewichtheber aus sechs verschiedenen Ländern haben Doppelgänger eingesetzt, um bei Doping-Kontrollen zu bescheissen!
Konkret: Die Doppelgänger gaben sich als Athleten aus und gaben an ihrer Stelle Urinproben ab. Das zeigt ein Bericht der Weltantidopingagentur Wada, die mit Hilfe von DNA-Profilanalysen 18 Gewichtheber überführte. Die Dunkelziffer soll aber noch viel höher sein: Viele Proben seien vorzeitig vernichtet worden und konnten darum nicht mehr überprüft werden, heisst es in dem Report.
«Tief verwurzelte Dopingkultur»
«Die WADA ist entsetzt über das, was ihre Ermittlungsabteilung bei dieser Untersuchung aufgedeckt hat», so Wada-Boss Witold Banka. Er erhebt schwerwiegende Vorwürfe an die Adresse des Gewichtheber-Weltverbands IWF: «Zu lange mussten sich saubere Gewichtheber mit einer in ihrem Sport tief verwurzelten Dopingkultur auseinandersetzen, in der ein Klima der Angst dafür sorgte, dass die Wahrheit verborgen blieb, und diejenigen, die das Richtige tun wollten, isoliert wurden.»
Um welche Athleten aus welchen Nationen es sich handelt, wird im Bericht nicht gesagt. Es taucht aber wieder einmal ein alter Bekannter auf: Russland. Laut dem Wada-Report soll «zwischen 2012 und 2016 ein hochrangiges Mitglied der IWF angeblich etwa fünf Millionen Dollar von russischen Stellen erhalten haben, um die Dopingvorwürfe gegen russische Gewichtheber zu vertuschen».
Fliegt Gewichtheben jetzt bei Olympia aus dem Programm?
Der Internationale Gewichtheberverband äussert sich bisher nicht zu den Vorwürfen. In Schieflage befindet er sich ohnehin schon länger: Nachdem in einer «ARD»-Dokumentation Anfang 2020 Korruptions- und Vertuschungsvorwürfe erhoben worden waren, trat der langjährige Verbandsboss Tamas Ajan ab.
Seither ist es nicht ruhiger geworden. Die Traditionssportart droht aus dem Programm für die Olympischen Spiele 2024 und 2028 zu fliegen. Mit den jüngsten Enthüllungen wird das noch einmal wahrscheinlicher. (eg)