Die ersten beiden Weltcuprennen machen aus dem scheinbar entschiedenen Rennen um die Olympia-Startplätze einen Thriller. Und zwar, weil Filippo Colombo (26) beim Auftakt in Brasilien zwei Wahnsinnsrennen hinlegt.
Der Mountainbiker aus dem Tessin pedalt zweimal voll um den Sieg. In Mariposa gibts Rang 3. In Araxa fährt er als Vierter nur ein paar Zentimeter nach dem Sieger ins Ziel. Colombo wird so zweimal bester Schweizer und hat nun richtig Blut geleckt für Paris 2024.
Zwar gibt es auch für die Topnationen nur noch zwei statt drei Startplätze. Die schienen bisher für Nino Schurter (37) und Mathias Flückiger (35) reserviert. Doch Colombo macht einen so starken Eindruck, dass er nun voll auf die Olympia-Quali setzt und dafür sein Programm bis zum entscheidenden Weltcuprennen Ende Mai in Nove Mesto (Tsch) umstellt.
Colombo muss jetzt seine Kräfte einteilen
Er fährt im Mai nur noch die EM in Rumänien (12. Mai) und bereitet sich dann auf Nove Mesto vor. Die geplante Teilnahme am Heimrennen von Scott-Sram-Teamkollege Schurter am 5. Mai in Chur, dem Saisonstart der Schweizer Rennserie ÖKK Bike Revolution, sagt Colombo ab. Durchatmen für Olympia ist angesagt.
Denn Colombo hat einen kräftezehrenden Winter hinter sich. Um beim Weltcup-Auftakt überhaupt wieder vorne mitmischen zu können, musste er viel mehr Vorbereitungsrennen als seine Rivalen bestreiten. Colombo war im Welt-Ranking abgestürzt, weil er 2023 seinen Ausflug aufs Strassenrad mit dem Armbruch bei Paris–Roubaix teuer bezahlte.
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Das Ranking ist ausschlaggebend für die Startpositionen im Weltcup. Also musste Colombo in den letzten Monaten kleinere Rennen in Südafrika, Griechenland und in der Schweiz bestreiten, um sein Punktekonto wieder weltcupwürdig zu kriegen. Und dann galt auch in den Shorttrack-Läufen in Brasilien, die wiederum die Startaufstellung für das Cross-Country-Rennen diktieren, nur eine Devise: mit dem Messer zwischen den Zähnen irgendwie nach vorne.
Flückiger braucht Befreiungsschlag in Nove Mesto
Es hat sich gelohnt. Colombo ist drauf und dran, Flückiger den Olympia-Platz abzujagen. Der Berner ist zwar Silber-Gewinner von Tokio, führte zuletzt die Weltrangliste lange an. Doch Flückiger zog mit zwei 21. Rängen einen Kaltstart in die Saison ein.
Die Selektion wird zur Mega-Knacknuss. Lange Zeit zum Hirnen gibts nach Nove Mesto, dem letzten Rennen im Quali-Fenster, für die Funktionäre nicht. Schon am Tag danach gehts nach Paris fürs Testrennen. Wer im Flieger sitzen wird? Es bleibt nach Colombos Husarenstück völlig offen.