Tanz erstmals bei Olympia
Ist Breaking jetzt nur noch ein Spitzensport?

Breaking wird in Paris erstmals an den Olympischen Spielen vertreten sein. Eine Entwicklung, die in der Szene nicht allen gefällt. Keine Schweizerinnen oder Schweizer haben die Quali für Paris geschafft.
Publiziert: 18.04.2024 um 13:02 Uhr
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Breaking wird olympisch. Rebecca Annies, genannt «Becca», hat die Quali wie alle Schweizer B-Girls und B-Boys verpasst.
Foto: Dean Treml / Red Bull Content Pool
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Carlo SteinerRedaktor Sport

Im Wikipedia-Artikel zu Breaking kommt das Wort «Sport» nur ein einziges Mal vor. Trotzdem wird dieses Jahr am grössten Sportanlass der Welt erstmals um Medaillen im Breaking gekämpft. Über Sinn und Unsinn dieser Entwicklung wird heiss diskutiert. 

Breakdance oder Breaking?

Korrekt heisst der Tanzsport «Breaking». Der bekanntere Begriff «Breakdance» wurde von den Medien erschaffen, als sie auf Breaking aufmerksam wurden. Die Breaker haben selber nie von «Dance» gesprochen.

Korrekt heisst der Tanzsport «Breaking». Der bekanntere Begriff «Breakdance» wurde von den Medien erschaffen, als sie auf Breaking aufmerksam wurden. Die Breaker haben selber nie von «Dance» gesprochen.

Den in den 70er-Jahren im armen New Yorker Stadtteil Bronx aus der Hip-Hop-Kultur entstandenen Tanz würden spontan vermutlich die wenigsten mit den traditionell anmutenden Olympischen Spielen assoziieren. Beim genaueren Hinschauen merkt man aber, dass dies gar nicht so abwegig ist.

Real oder nicht real?

Beim Breaking spielten die Konkurrenz und das Gewinnen schon immer eine Rolle. Neben einer Kultur war es längst auch ein Sport. Diskussionen um Kunst, Kultur, Sport und Kommerzialisierung sind in der Szene auch kein neues Phänomen. Nicht selten sei Tänzern früher mit dem Ausschluss aus Wettbewerben gedroht worden, wenn diese an anderen Wettbewerben teilnahmen, die den Veranstaltern nicht passten, berichtet Walter Petrongolo, ein Schweizer Breaking-Pionier.

Petrongolo, genannt «Crazy», ist seit den 80ern aktiv und kennt die Szene wie kaum ein anderer. «Das Wichtigste ist, dass jeder und jede tanzt, wo und wie es sich richtig anfühlt, auf die eigene Art und Weise», erklärt Petrongolo an der Podiumsdiskussion zum Thema Sport und Kunst im Breaking weiter. 

Auch Moa Bomolo («Moa»), der Olympia in der Quali von allen Schweizern am nächsten gekommen ist, sieht die Kunst und Kultur im Breaking nicht in Gefahr. «Es ist sehr wichtig, dass wir, die schon länger dabei sind, den Jungen mit auf den Weg geben, woher das Breaking kommt. Ich empfinde die Szene demgegenüber aber als sehr sensibel, auch wenn der sportliche und athletische Aspekt zunehmend wichtiger wird», erklärt er gegenüber Blick.

Keine Schweizerinnen und Schweizer bei Olympia

Die Quali für die olympischen Wettbewerbe hat aus der Schweiz niemand geschafft. Die Chancen auf eine Teilnahme waren von Anfang an nicht riesig – nur je 16 B-Girls und B-Boys werden im August in Paris um die Medaillen tanzen. Zudem kam für das Schweizer Team erschwerend hinzu, dass der Kader erst kurz vor Beginn der Qualifikationswettkämpfe gebildet werden konnte. Andere Länder hatten viel länger Zeit, sich unter professionellen Bedingungen vorzubereiten. Daher hält sich die Enttäuschung im Schweizer Lager in Grenzen.

Das kommt bei Olympia neu dazu

Breaking ist bei den nächsten Olympischen Spielen 2024 die einzige Sportart, die Premiere feiert. Allerdings hat das Pariser Komitee in sechs verschiedenen Sportarten neue Disziplinen geschaffen.

Die visuell Spektakulärste ist wohl das Kitesurfen, das zur Kategorie Segeln gehört. Die Athleten brettern mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde an einem Lenkdrachen befestigt über den See.

Bei den 470er-Segelbooten (470 bezieht sich auf die Länge des Bootes in Zentimeter) sind ab 2024 auch gemischte Teams am Start.

Wild wird es bei den Kanu-Athletinnen und -Athleten. Dort wird der Extrem-Slalom eingeführt. Anders als beim normalen Slalom starten in der Extrem-Variante vier Sportlerinnen gleichzeitig in den Wildwasser-Parcours.

Beim Sportklettern gilt das Speed-Klettern neu als eigene Disziplin. Beim Frauenboxen werden die Gewichtsklassen anders aufgeteilt. Neu dazu kommen Halb- und Schwergewicht, mit einem Maximalgewicht von 92 Kilogramm. Beim Tontaubenschiessen werden in Paris Mixed-Teams antreten. Zudem wird das 50 km Gehen der Männer durch eine gemischte Staffel ersetzt.

Breaking ist bei den nächsten Olympischen Spielen 2024 die einzige Sportart, die Premiere feiert. Allerdings hat das Pariser Komitee in sechs verschiedenen Sportarten neue Disziplinen geschaffen.

Die visuell Spektakulärste ist wohl das Kitesurfen, das zur Kategorie Segeln gehört. Die Athleten brettern mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde an einem Lenkdrachen befestigt über den See.

Bei den 470er-Segelbooten (470 bezieht sich auf die Länge des Bootes in Zentimeter) sind ab 2024 auch gemischte Teams am Start.

Wild wird es bei den Kanu-Athletinnen und -Athleten. Dort wird der Extrem-Slalom eingeführt. Anders als beim normalen Slalom starten in der Extrem-Variante vier Sportlerinnen gleichzeitig in den Wildwasser-Parcours.

Beim Sportklettern gilt das Speed-Klettern neu als eigene Disziplin. Beim Frauenboxen werden die Gewichtsklassen anders aufgeteilt. Neu dazu kommen Halb- und Schwergewicht, mit einem Maximalgewicht von 92 Kilogramm. Beim Tontaubenschiessen werden in Paris Mixed-Teams antreten. Zudem wird das 50 km Gehen der Männer durch eine gemischte Staffel ersetzt.

Viele hätten sich aber noch einen zweiten Zyklus gewünscht, doch 2028 in Los Angeles wird es keine Breaking-Wettbewerbe geben. «Es ist etwas frustrierend, man hätte auch zuerst schauen können, wie es läuft, bevor man entscheidet», äussert sich Rebecca Annies («Becca»). «Ein zweiter Durchgang wäre schön gewesen, da die Breaking-Szene dieses Mal alles in kürzester Zeit auf die Beine stellen musste und man nicht optimal vorbereitet war», sagt auch David Fan Bächi («Deijva»).

Saisonhöhepunkt im April

Daher bleibt der Höhepunkt für die meisten hiesigen Breaker weiterhin das Red Bull BC One. Der Schweizer Final findet am 20. April in Zürich-Oerlikon in der Halle 622 statt. Die Gewinnerin und der Gewinner dürfen sich im Final des – abgesehen von Olympia – grössten Breaking-Wettkampfes im Dezember in Rio de Janeiro mit der Weltspitze messen.

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