Neuseeland im Regel-Clinch
Lassen die All Blacks ihren Superstar bewusst nicht spielen?

Man stelle sich vor: Argentinien verzichtet freiwillig auf Fussball-Star Lionel Messi. Oder Frankreich auf Kylian Mbappé. Kaum vorstellbar. Doch dieses Szenario droht Neuseeland mit seinen im Ausland spielenden Rugby-Cracks.
Publiziert: 10.04.2024 um 09:04 Uhr
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Das neuseeländische Rugby-Nationalteam All Blacks schneidet sich ins eigene Fleisch.
Foto: Getty Images
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Laura ErniPraktikantin Sport

Neuseeland ringt mit kontroversen Regeln. Regeln, mit denen sich das Rugby-Nationalteam ins eigene Fleisch schneidet: Den All Blacks droht der selbstverschuldete Ausschluss ihrer besten Spieler.

Seit rund 30 Jahren pflegt Neuseeland die Vorschrift, dass alle Nationalspieler für ein neuseeländisches Team der pazifischen Liga Super Rugby spielen müssen. Ist dem nicht so, dürfen sie nicht für ihr Nationalteam auflaufen. Denn Neuseeland befürchtet, dass internationale Spielstil-Einflüsse ihr eigenes Spiel durcheinanderbringen könnten.

Nicht strikt angewandt

Allerdings: Trotz dieser Regel zieht es Neuseelands Top-Rugby-Athleten ins Ausland. Denn da haben sie Aussicht auf höhere Gehälter. In Japan beispielsweise verdienen sie rund das Fünffache ihres neuseeländischen Lohns.

Jedoch hat der Verband die umstrittene Regel in der Vergangenheit oft gar nicht so strikt angewandt, sondern zeigte sich zumindest teilweise flexibel. Dan Carter (42) und Sam Whitelock (35) beispielsweise, zwei Ikonen des Sports, wurden umgehend nach der Rückkehr von ihren Auslandsaufenthalten wieder im Nati-Team integriert.

Das plant nun auch Rugby-Star Ardie Savea (30), der 2023 mit dem Titel «Bester Rugby-Spieler der Welt» gekürt wurde. Nach Saisonende in Japan im Mai will er zu seinem Stammklub, den Wellington Hurricanes, zurückkehren, um an den Länderspielen der All Blacks ab Juli teilzunehmen.

Der neue Trainer denkt revolutionär

Der neuseeländische Nationaltrainer Scott Robertson (49) gehört nicht zu den erzkonservativen Regelhütern und hofft, dass der Dachverband seine Spielberechtigungsgesetze überarbeiten wird. «Es ist Zeit, dass wir offener werden», wird er auf der Website Planet Rugby zitiert.

Nebst Robertson fordern auch Spieler wie Savea die Revolution: «Die Zeiten ändern sich schnell. Was vor 15 Jahren galt, muss nicht zwingend auch heute noch richtig sein. Wir müssen uns weiterentwickeln und diversifizieren. Südafrika zeigt uns, dass es auch anders geht.» Die Springboks haben dieselbe Regel mittlerweile abgeschafft. Es ist daher nicht unvorstellbar, dass auch das konservative Neuseeland bald nachziehen wird.

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