Nach dem Rücktritt mit 19 Jahren
Im zweiten Anlauf rast Eisschnellläuferin McGregor zu Olympia

Sie beendete ihre Karriere, bevor sie so richtig begann. Nach einer mehrjährigen Pause tastet sich die Schweizer Eisschnellläuferin Kaitlyn McGregor nun wieder an die Weltspitze heran.
Publiziert: 23.02.2024 um 13:35 Uhr
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An der WM in Calgary Mitte Februar läuft Kaitlyn McGregor in die Top 10 und Top 15 – und etabliert sich damit an der Weltspitze.
Foto: Getty Images
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Unglaublich. Das ist das Wort, welches Kaitlyn McGregor (29) verwendet, um ihre Karriere zu beschreiben. Die kanadisch-schweizerische Eisschnellläuferin hat geschafft, was im Spitzensport sehr selten ist: Nach einer fast fünfjährigen Pause vom Sport ist sie zurückgekehrt – und läuft besser als jemals zuvor.

Doch von Anfang an. McGregor wächst im Kanton Zürich auf. Ihre ganze Familie ist Hockey-vernarrt. Doch als Mädchen hat es Kaitlyn in dieser Zeit nicht einfach. Es fehlen gleichaltrige Juniorinnen, und so sucht sich Kaitlyn eine andere Sportart. Ihre Familie ermutigt sie, Eisschnelllauf auszuprobieren, da sie zu den Schnellsten ihres Eishockey-Teams gehört. Und obschon der Spass zuerst ausbleibt («Runde für Runde laufen war langweilig») stellt sich der Erfolg sehr schnell ein. «Und wenn du erfolgreich bist, motiviert das natürlich.»

Schwierige Trainingsbedingungen

Trainieren muss sie erst in Holland, dann im bayerischen Inzell, weil es in der Schweiz bis heute keine 400 Meter lange Eisbahn gibt. McGregor fokussiert sich voll und ganz auf den Sport, definiert sich durch ihre Leistungen. Sie trainiert alleine, das Problem aus ihrer Eishockey-Jugend wiederholt sich. Es gibt kein Nationalteam, dem sie sich anschliessen könnte. Als sie die Olympia-Quali für Sotschi 2014 um Haaresbreite verpasst, fällt sie in ein mentales Tief.

Sie plant, ein Jahr Pause vom Sport zu machen. In dieser Zeit fokussiert sie sich ganz auf ihren damaligen Freund, Eishockeyspieler Ronalds Kenins. «Er wechselte damals von Zürich nach Vancouver, wurde aber bald schon wieder weitergegeben. In dieser für ihn so turbulenten Zeit war ich seine Stütze.» Ihre eigenen Sorgen schiebt sie in den Hintergrund, bis das Jahr zu Ende geht und sie merkt: «Ich will überhaupt nicht zurück ins Training.»

Sie baute sich ein neues Leben auf

McGregor gibt mit gerade Mal 19 Jahren den Rücktritt vom Eisschnelllauf. Sie richtet ihr Leben neu aus, absolviert eine Ausbildung als Ernährungsberaterin und Yogalehrerin. Gerade Letzteres tut ihr unglaublich gut. «Ich lernte, meinen Körper richtig wahrzunehmen. Als Sportlerin macht man meistens genau das Gegenteil. Der Körper tut immer weh, also versucht man, ihn zu ignorieren.»

Vier Jahre lang denkt sie keinen einzigen Tag ans Eisschnelllaufen. «Ich habe mich total von der Szene abgeschottet, wollte diese Welt nicht mehr sehen.» Bis zu dem Tag, an dem Livio Wenger, stärkster Eisschnellläufer der Schweiz, an den Olympischen Spielen 2018 auf den historischen vierten Platz läuft. Irgendetwas regt sich dabei in McGregor.

Vom Karriereende an die Weltspitze

Wenig später besucht sie die Eisbahn in Inzell, zum Spass, um einfach mal wieder ein paar Runden zu drehen. «Und plötzlich war der Funke wieder da.» Auch, weil es mittlerweile ein Team gibt. «Es war das, was mir immer gefehlt hat. Jetzt gehöre ich hierher, habe ein Zuhause. Das macht mich stark», erklärt sie.

Mittlerweile läuft McGregor so schnell wie noch nie, eine Top-10- und Top-15-Platzierung kürzlich bei den Weltmeisterschaften in Kanada bestätigen das. Und das Limit ist noch nicht erreicht. «Ich weiss, dass ich noch viel besser sein kann. Da liegt noch mehr drin.» Für die nächsten Olympischen Spiele, 2026 in Cortina, ist sie bereit.

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