«Meine Eishockey-Vergangenheit hilft mir enorm»
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Shorttracker Dietrich Varaklis:«Meine Eishockey-Vergangenheit hilft mir enorm»

Spektakuläre Rennen auf Eis – ein junger Schweizer wills wissen
Sind wir bald eine Shorttrack-Nation?

Schnell, schneller, Shorttrack! Die olympische Sportart verspricht Spektakel – befindet sich in der Schweiz aber noch im Aufbau. Potenzial, um bei dieser rasanten Eissportart vorne mitzumischen, ist aber vorhanden.
Publiziert: 08.11.2023 um 12:57 Uhr
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Wenn das Wetter nicht mitmacht, wärmen sich Shorttracker Dietrich Varaklis und seine Teamkollegen in der Tiefgarage auf.
Foto: Sven Thomann
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Wer sich vorstellt, wie und wo angehende Olympiasportler trainieren, wird kaum eine Tiefgarage vor Augen haben. Doch genau hier, im Untergeschoss der Swiss Life Arena in Zürich Altstetten, sind vier junge Athleten und ihr Coach an einem regnerischen Donnerstagvormittag dabei, sich für das bevorstehende Eistraining aufzuwärmen. Die Pfeiler zwischen den Parkfeldern werden für das Stretching genutzt, die Rampe ins obere Parkdeck dient als Sprintstrecke. 

Die Sportler trainieren nicht ganz freiwillig zwischen parkenden Autos und Abgasen. «Das Gym ist im Moment von den Hockeyspielern besetzt», erklärt Dietrich Varaklis (24), einer der vier Athleten. Und die hätten klar den Vorrang. «Wir sind schon sehr froh, dass wir hier in der Arena sonst eine super Infrastruktur kriegen. Und immerhin ist es in der Garage trocken und warm.» Gross Ansprüche stellen können Dietrich und seine Kolleginnen und Kollegen nicht. Denn sie trainieren für die Disziplin Shorttrack – und sind damit Exoten im Schweizer Eissport. 

Von der Hockey-Hoffnung zum Eisschnellläufer

Shorttrack ist eine Variation des Eisschnelllaufs. Allerdings ist die ovale Rennstrecke nur 111 Meter lang, während im klassischen Eisschnelllauf die Bahn 400 Meter lang ist. Das bedeutet enge Kurven und ein noch engeres Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den vier bis fünf Kontrahenten, die je nach Disziplin gleichzeitig starten. Action, Rempeleien und Spannung sind in diesen Rennen garantiert. 

Der Schweiz bietet mit ihrer hohen Dichte an Eisfeldern die perfekten Voraussetzungen, um eine dominierende Shorttrack-Nation zu werden. Noch ist es nicht so weit. Shorttrack ist die einzige Eissportart, in der noch nie ein Schweizer Athlet an Olympischen Spielen teilgenommen hat. Wenn es nach Varaklis geht, soll sich das bald ändern. Der Basler, der in Kanada geboren ist, stand schon als Knirps mit Schlittschuhen und Hockeyschläger auf dem Eis. Eishockey war seine Passion, er schaffte es in die U20-Elite, die höchste Juniorenstufe. Doch dann kam ihm das Studium in die Quere, die Eishockeykarriere musste hinten anstehen. 

Innert zwei Saisons bis nach vorne

Um dem Eis nicht ganz den Rücken zukehren, besuchte Varaklis ein Shorttrack-Schnuppertraining. Sofort war der Basler Feuer und Flamme für die rasante Sportart. Bereits in seiner ersten Saison lief er die Limite für die Schweizermeisterschaften. Kurz darauf lernte er Jeff Kitura, den Schweizer Nati-Coach, kennen, und wurde ins Förderprogramm von Swiss Ice Skating aufgenommen. Jetzt, in seiner zweiten Saison, steht er wenige Zehntel vor der Weltcup-Qualifikation. Sein ganzes Leben dreht sich um Shorttrack. Das Aviatik-Studium in Zürich, ursprünglich der Grund für seinen Rückzug vom Eishockey, hat er in ein Teilzeit-Studium umgewandelt. «Mittlerweile verbringe ich viel mehr Zeit mit Training, als ich es fürs Eishockey je getan habe. Aber ich liebe es!», erzählt er. 

Die Fortschritte, die Varaklis innert zwei Jahren gemacht hat, sind beeindruckend. «Wenn die Grundlagen vorhanden sind, was bei mir dank des Eishockeys der Fall war, kann man in dieser Sportart sehr schnell weiterkommen», erklärt er. Coach Jeff Kitura bestätigt das: «Ehemalige Hockeyspieler sind sich die Schnelligkeit, den Biss und den Kampf auf dem Eis gewohnt. Bei ihnen muss man eher an der Disziplin und der Einstellung arbeiten.» 

Das Ziel steht fest

Ob einer von Kituras Schützlingen dereinst an Olympischen Spielen mitläuft? Der Coach gibt sich bedeckt. «Das Potenzial ist vorhanden. Aber die Konkurrenz ist sehr gross. Und wir stehen noch am Anfang in der Schweiz.» Anders klingt es beim 24-jährigen Varaklis. Auf die Frage, ob die möglichen Heim-Winterspiele 2030 ein Ziel sind, meint er: «Vielleicht reicht es schon bis 2026. Das wäre ein absoluter Traum – und es ist nicht unrealistisch, dass ich es schaffen kann.»

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