Der spektakulärste America's Cup aller Zeiten?
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Boote sind fliegende Ungeheuer:Der spektakulärste America's Cup aller Zeiten?

Alinghi war dagegen eine Nussschale
Duell der fliegenden Ungeheuer

Der ab Mittwoch in Neuseeland ausgetragene America’s Cup hat eine neue Dimension erreicht. Die mit vielen Millionen hochgerüsteten Hightech-Boote gleichen fliegenden Ungeheuern. Die Gefahr segelt mit.
Publiziert: 10.03.2021 um 14:43 Uhr
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Italiener gegen Neuseeländer: Das Team Luna Rossa (Bild) will beim America’s Cup den Titelverteidiger in heimischen Gewässern schlagen.
Foto: AFP
Matthias Dubach

Nur der Ort ist derselbe. Im Hauraki-Golf vor der neuseeländischen Hauptstadt Auckland wurde 2003 die Schweiz mit dem Triumph von Alinghi plötzlich zur Segelnation. 18 Jahre danach kommts am anderen Ende der Welt erneut zur Segel-Schlacht um den America’s Cup, diesmal zwischen den Neuseeländern und dem italienischen Team Luna Rossa (nach den ersten Rennen in der Nacht auf Mittwoch stehts 1:1) – aber unter völlig anderen Bedingungen als 2003.

Erstmals wird der America’s Cup mit sogenannten AC75-Booten ausgetragen. Eine trockene Bezeichnung für die spektakulärsten Boote der Welt! Es sind wahre Segel-Monster, die diesmal um die Trophäe «Auld Mug» fahren.

Fahren? Sie fliegen! Dank der Tragflächen («Foils») auf den Seiten heben die Rümpfe ab und rasen mit so verringertem Widerstand noch schneller übers Wasser. Das verrückte Wettrüsten ist viele Millionen teuer, in den riesigen Ingenieur-Crews der Teams haben mittlerweile wie in der Formel 1 die Aerodynamiker das Sagen.

Segeln als Hochrisiko-Sportart

Wahnwitzige Tempi von bis zu 100 km/h sind mit diesen fliegenden Ungeheuern möglich. Können mit diesen tonnenschweren Aliens überhaupt noch Manöver gefahren werden? Bei den seit letztem Dezember vor Auckland durchgeführten Rennen zeigt sich: Die Monster sind noch beherrschbar. Aber nur von den besten Seglern der Welt. Und selbst die kommen an ihre Grenzen.

Der Grat ist schmal. Ein Windstoss im falschen Moment, eine überraschende Welle, eine halbe Sekunde zu spät mit einer Änderung am Segel oder an den Foils darauf reagiert – und es kommt zum ganz grossen Crash. Der America’s Cup ist zu einem Hochrisiko-Sport geworden.

Mit den neuen Speed-Booten kommts bei Testfahrten, Trainings und Rennen regelmässig zu haarigen Szenen, wenn der Rumpf unkontrolliert in den Himmel zu steigen droht. Die Boote kentern auch immer wieder. Im Normalfall ohne grössere Schaden. Doch im Januar crasht das Team American Magic so heftig, dass ein Riesenloch im Rumpf entsteht. Beinahe geht das millionenteure Schiff unter. Es kann aber mit aufblasbaren Kissen gerettet und in den Hafen geschleppt werden.

Ein Toter bei der Foil-Einführung

Die Besatzung übersteht es glimpflich. Im Gegensatz zum Jahr 2013, als erstmals im America’s Cup mit Tragflächen-Booten gefahren wird. Beim Crash des schwedischen Rennstalls ertrinkt ein Teammitglied unter dem gekenterten Boot. Seither gelten massiv hochgefahrene Sicherheitsvorschriften wie Helmpflicht, Schwimmwesten und Minibeatmungsgeräte für die zehn bis zwölf Segler an Bord. Dieses Jahr ist es undenkbar, dass noch wie zu Alinghi-Zeiten auch der Teamboss, wie damals Ernesto Bertarelli, mit an Bord ist. Die Gefahr mit den 100-km/h-Monstern ist für Nicht-Profis viel zu gross – im Vergleich dazu wirkt das siegreiche Alinghi-Boot von 2003 mit seinem Topspeed von 40 km/h wie eine Nussschale!

Apropos Bertarelli: Der Genfer Milliardär ist angetan davon, dass beim America’s Cup die Katamaran-Ära vorbei ist und erstmals seit 2003 wieder mit Einrümpfern gesegelt wird. Kommts gar zu einer Alinghi-Rückkehr? Bertarelli in der «SonntagsZeitung»: «Sag niemals nie!»

36. America’s Cup in Neuseeland

Er wird seit 1851 ausgetragen: Der America’s Cup ist die älteste Segel-Regatta der Welt. In den letzten Jahrzehnten fand er alle drei oder vier Jahre statt. Das Rennen ist jeweils ein Duell zwischen dem Titelverteidiger und dem Herausforderer, der sich in der Vorausscheidung «Prada Cup» durchsetzen muss. Dieses Jahr bezwang Luna Rossa (It) ein englisches und ein amerikanisches Team und darf nun gegen Neuseeland um den Titel segeln.

Die Finalserie findet ab heute (im TV live auf MySports und Servus TV) im Format «Best of 13» statt. Das Schweizer Team Alinghi gewann 2003 und 2007 als erster Europa-Vertreter den America’s Cup. Der teure Sport ist traditionell ein Tummelfeld für Milliardäre wie aktuell Prada-Boss Patrizio Bertelli, der mit Luna Rossa die favorisierten Neuseeländer bezwingen will.

Er wird seit 1851 ausgetragen: Der America’s Cup ist die älteste Segel-Regatta der Welt. In den letzten Jahrzehnten fand er alle drei oder vier Jahre statt. Das Rennen ist jeweils ein Duell zwischen dem Titelverteidiger und dem Herausforderer, der sich in der Vorausscheidung «Prada Cup» durchsetzen muss. Dieses Jahr bezwang Luna Rossa (It) ein englisches und ein amerikanisches Team und darf nun gegen Neuseeland um den Titel segeln.

Die Finalserie findet ab heute (im TV live auf MySports und Servus TV) im Format «Best of 13» statt. Das Schweizer Team Alinghi gewann 2003 und 2007 als erster Europa-Vertreter den America’s Cup. Der teure Sport ist traditionell ein Tummelfeld für Milliardäre wie aktuell Prada-Boss Patrizio Bertelli, der mit Luna Rossa die favorisierten Neuseeländer bezwingen will.

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