Vor zwei Jahren wurde Mujinga Kambundji (31) Europas Sprintkönigin – legt sie nun an der EM in Rom im grossen Stil nach? Vergleichbar sind die beiden Meisterschaften nicht. München 2022 mit Gold über 200 Meter und Silber über 100 Meter war der Saisonhöhepunkt und viel später im Jahr, Rom 2024 liegt in der Olympia-Saison und findet so früh im Jahr statt wie noch nie eine EM.
Auch Kambundji muss sich mit dem frühen EM-Termin noch zurechtfinden: «Ich will sicher um die Medaillen laufen. Aber ich weiss nicht genau, wo ich stehe.» Die Bernerin reist ohne gelaufene Topzeiten nach Italien. So ungewohnt ihre Saisonplanung ohne Hallen-Wettbewerbe und mit dem Wettkampfauftakt mit zwei lukrativen Diamond-League-Meetings in China war, so ungewohnt mager sind die nackten Zahlen.
Ihre schnellste 100-Meter-Zeit bisher sind 11,22 Sekunden, gelaufen als Stargast und natürlich ausser Konkurrenz am Nachwuchsmeeting auf der Wankdorf-Laufbahn.
Noch nicht in der Nähe ihrer Bestzeiten
Die schnellste 200-Meter-Zeit sind 22,87 Sekunden vom Frühlingsmeeting in Basel. Bei ihren drei Diamond-League-Starts diesen Frühling knackte Kambundji die 23-Sekunden-Marke nie.
Über beide Distanzen ist die grosse Sprinthoffnung ein ganzes Stück weg von ihren persönlichen Bestzeiten (10,89 und 22,05). Aber sie schildert am Medientag in Bern, dass dies auch mit den Olympischen Spielen zu tun habe. «Das grosse Ziel ist ganz klar Paris. Dann möchte ich meine Höchstform erreicht haben.»
Die EM als wichtiger Schritt Richtung Paris. Aber nicht mehr. Kambundji spielt denn auch zumindest nach aussen mit dem Gedanken, vielleicht doch noch nicht alle Karten aufzudecken. «Ich hoffe, dass ich beide Disziplinen laufen kann. Aber eventuell verzichte ich auf eine», sagt sie im Mai.
Kambundji ist von den Vorläufen befreit
Die Bernerin und ihr EM-Poker. Doch es deutet alles darauf hin, dass Kambundji sowohl am Sonntag das 100-Meter- als auch am Dienstag das 200-Meter-Rennen läuft. Die Entzündung im linken Fuss vom letzten Jahr hat sie im Griff. Auch, weil sie den Fuss mit dem Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Schuhmodellen entlasten kann.
Ein weiteres Detail spricht dafür, dass die Sprintkönigin zweimal startet: Kambundji muss keine Vorläufe bestreiten. Da an der EM im Sprint die Top 12 des «Road to Rome»-Rankings direkt für den Halbfinal qualifiziert sind, darf sie am Samstagvormittag wie Salome Kora (100 Meter, Géraldine Frey muss ran) und am Montag wie Léonie Pointet (200 Meter, Fabienne Hoenke und Sarah Atcho-Jaquier müssen laufen) in den Vorläufen fehlen. Kambundjis Programm ist so entschlackt – freie Bahn zu den EM-Medaillen?