Von Ajla del Ponte (24) bis Jason Joseph (21) sprinten sich die besten Schweizer Leichtathleten diesen Sommer die Seele aus dem Leib, überzeugen mit Bestleistungen – aber die einzige Schweizer Athletin, die sich 2020 eine internationale Medaille umhängen kann, ist Mujinga Kambundji (28). «Nicht schlecht, oder?», sagt die Bernerin lachend zu BLICK.
Zwar hat sie wegen einer Verletzung die Saison im August vorzeitig abbrechen müssen – aber sie bekommt am Dienstag in Bellinzona, wo Del Ponte, Joseph und Co. ihrem starken Jahr das Sahnehäubchen aufsetzen wollen, nachträglich eine Bronzemedaille aus dem Jahr 2017 überreicht.
«Emotional nicht das Gleiche»
Damals war die schnellste Frau der Schweiz an der Hallen-Europameisterschaft in Belgrad (Serbien) über 60 m auf den 4. Platz gespurtet. Weil aber die Zweitplatzierte Olesia Povh (Ukr) durch eine Dopingkontrolle rasselte und vier Jahre gesperrt wurde, rutscht Kambundji auf den dritten Platz nach. Und bekommt, nachdem European Athletics nun die Rangliste angepasst hat, endlich die verdiente Bronzemedaille.
Wie gross ist die Freude so viel später noch? Kambundji: «Schwierig zu sagen. Klar, es ist eine Medaille. Aber emotional ist es nicht das Gleiche, wenn du erst zweieinhalb Jahre später aufs Podest steigen kannst. Das Besondere an diesen Erfolgen sind die Momente nach dem Zieleinlauf, wenn du auf der Bahn bist, bei der Siegerehrung, wenn du mit deiner Familie feiern kannst. Das alles habe ich jetzt halt nicht erlebt.»
Zum Glück ist es nicht Kambundjis erste Medaille bei einer EM oder WM, sondern bereits ihre vierte. «Viel schlimmer wäre es, wenn es die Medaille wäre, die meine Karriere definiert», sagt sie. «Aber das ist sie nicht. Insofern kann ich mich jetzt schon freuen.»
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Zwei Wochen Ferien, dann Hallensaison
Freuen kann sie sich bald auch über ein Trainings-Comeback. Im Oktober soll es wieder losgehen. «Das Ziel ist, in der Hallensaison wieder voll angreifen zu können.» Davor sind noch zwei Wochen Ferien geplant. «Wahrscheinlich in den Schweizer Bergen. Grosse Reisen liegen ja nicht drin.» Dort ist sie für einmal gemütlich unterwegs. «Aber nicht, dass das jemand falsch versteht», sagt sie lachend. «Ich bin nicht die Ober-Wanderin, die achtstündige Touren macht. Ich gehe eher in den Bergen spazieren. Schliesslich bin ich immer noch Sprinterin.»