Am Dienstagabend schreibt Mujinga Kambundji (31) das nächste Kapitel in ihrer EM-Geschichte. Über 200 Meter sichert sie sich Gold und verteidigt damit den Titel von 2022. Kambundji und die Europameisterschaften – eine reine Erfolgsgeschichte? Nicht immer.
EM 2014
An der Heim-Europameisterschaft im Zürcher Letzigrund geht der Stern von Mujinga Kambundji auf. Die damals 22-Jährige läuft sich mit gleich drei Schweizer Rekorden in die Herzen des ganzen Landes. Eine Medaille gibts knapp noch nicht: Über 100 m wird sie Vierte, über 200 m gibts den fünften Platz.
Doch die EM endet dramatisch: Im Staffel-Final über 4x100 m verliert Kambundji kurz nach dem Start den Stab, die Schweizer Medaillenträume platzen jäh. Nach dem Rennen kommts zu emotionalen Szenen: Unter Tränen läuft die junge Bernerin eine Ehrenrunde im Letzigrund und wird vom Publikum gefeiert. «Mujinga ist die Königin der EM», sagt Staffel-Kollegin Ellen Sprunger (37) danach zu SRF.
EM 2016
Zwei Jahre später sollte es mit der ersten Medaille klappen. Bei der Europameisterschaft in Amsterdam läuft sie über 100 Meter auf den 3. Rang und gewinnt Bronze. Ein historischer Erfolg: Es ist die erste Schweizer Sprint-Medaille seit 1978 und für Kambundji der bis dato grösste Erfolg ihrer Karriere. «Dieser Tag hat mir gezeigt, dass es wirklich möglich ist», sagt sie vier Jahre später zu SRF.
Der Erfolg kam etwas überraschend, denn er folgte auf eine grosse Enttäuschung. Über 200 Meter schied Kambundji nur zwei Tage zuvor bereits im Halbfinal aus. Und in der 4x100 m Staffel ist sie nicht dabei.
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EM 2018
Die wohl bitterste Europameisterschaft in Kambundjis Karriere ist Berlin 2018. Sie verpasst Edelmetall gleich dreimal hauchdünn. Über 100 Meter fehlen ihr gerade mal sechs Hundertstelsekunden. Sie muss sich mit Platz 4 begnügen. Besonderes bitter: Sie läuft mit 11,05 Sekunden sogar 20 Hundertstel schneller als bei ihrem Bronzegewinn zwei Jahre zuvor.
Über 200 Meter ist es dann wieder der vierte Schlussrang, hier fehlen acht Hundertstel. Doch damit nicht genug: Auch in der 4x100 m Staffel gibts mit sieben Hundertsteln Rückstand auf das Podest nur den vierten Platz.
EM 2022
Bei der ersten EM nach vierjähriger Corona-Pause trumpft Mujinga Kambundji ganz gross auf. In München läuft sie die 200 Meter in 22,32 Sekunden und wird zum ersten Mal in ihrer Karriere Europameisterin.
Zwei Tage zuvor verpasste sie Gold noch denkbar knapp. Über 100 Meter läuft sie mit 10,99 Sekunden die gleiche Zeit wie die deutsche Europameisterin Gina Lückenkemper (27). Am Ende sind es nur fünf Tausendstel (!), die der Schweizerin zum Titel fehlen. Mit der Staffel steht sie in diesem Jahr nicht am Start.
EM 2024
Zwei Jahre nach dem Triumph von München doppelt Kambundji in Rom nach. Über 200 Meter bezwingt sie die britische Konkurrentin Daryll Neita (27) um eine Hundertstelsekunde und wird wieder Europameisterin. Die Zeit von 22,49 Sekunden ist ihre bisherige Bestleistung im Jahr 2024.
Über 100 Meter ist die Bernerin weniger erfolgreich. Sie qualifiziert sich zwar für den Final, wird dort aber Letzte. Rom 2024, eine Achterbahnfahrt der Gefühle – wie Kambundjis ganze bisherige EM-Karriere.