Vom Lieblings-Schnurri zum Doper
Das steckt hinter dem tiefen Fall von Sprinter Alex Wilson

Erst war er dank seinen offenherzigen Interviews der Liebling der Nation. Dann lieferte er sensationelle Resultate auf der Bahn. Nun ist der Sprinter Alex Wilson verurteilter Dopingsünder.
Publiziert: 24.10.2023 um 21:12 Uhr
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2021 gibt Wilson eine positive Dopingprobe ab. Er wird vier Jahre lang gesperrt.
Foto: keystone-sda.ch
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Der 15. März 2021 stellt das Leben von Sprinter Alex Wilson (33) für immer auf den Kopf. An diesem verhängnisvollen Frühlingstag gibt der Basler ausserhalb eines Wettkampfs eine Dopingprobe ab, in der wenig später die verbotene Substanz Trenbolon nachgewiesen wird. Ein starkes Anabolika, welches das Muskelwachstum fördert. 

Wilson wird für vier Jahre gesperrt. Die Höchststrafe für ein Erstvergehen. Vor wenigen Tagen ist die Rekursfrist abgelaufen - ungenutzt. Obwohl der Sprinter immer wieder seine Unschuld beteuerte. Nun ist Wilson ein rechtskräftig verurteilter Dopingsünder. Aus dem Kader des Schweizer Leichtathletikverbands ist Wilson seit 2021 ausgeschlossen. Swiss Athletics schreibt, man nehme die Entwicklung des Verfahrens zur Kenntnis. Kontakt zu ihm besteht nicht mehr. Es ist der vorläufige Tiefpunkt in Wilsons Laufbahn.

Wilson kämpfte sich hoch

Dabei glich die Karriere des gebürtigen Jamaikaners anfangs einem Märchen. In der Karibik wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Als Alex Wilson sieben Jahre alt ist, zieht seine alleinerziehende Mutter zu ihrem neuen Partner in die Schweiz. Der Bub bleibt bei der Tante zurück, die in der Erziehung des quirligen Jungen auch mal Schläge einsetzt. Erst mit fünfzehn Jahren folgt Wilson seiner Mutter in die Schweiz. 

Dort lernte er seinen ersten Trainer Christian Oberer (83) kennen, der über die Jahre so etwas wie eine Vaterfigur wird. Während der Sternstunde an der EM 2018, als Wilson über 200 Meter Bronze holte, stand Oberer an seiner Seite, nicht mehr als Coach, sondern als beratender Freund.

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Doch seit zwei Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden. Für die Trainerlegende ist das Kapitel Alex Wilson abgeschlossen. Seit geraumer Zeit reagiere er weder auf Anrufe noch auf Nachrichten. Oberer sagt: «Ich bin schwer enttäuscht von Alex.» Was ist passiert?

Der verhängnisvolle Blick in die USA

Der Bruch und damit auch Wilsons Niedergang begann im Januar 2021, kurz nachdem sein britischer Coach Lloyd Cowan (58) unerwartet an Covid starb. Wilson wandte sich daraufhin in die USA, suchte den Kontakt zum Naturheilpraktiker Eric Lira. «Was willst du bei den Amerikanern?», fragte ihn Oberer damals. «Die machen mich schneller», sei Wilsons Antwort gewesen.«Da machte ich mir schon so meine Gedanken. Aber ich hatte keinen Einfluss mehr auf Alex.»

Diesen Mai gestand Eric Lira vor Gericht, zwei Athleten mit illegalen Substanzen versorgt zu haben. In den Ermittlungsakten der US-Behörden taucht der Name Alex Wilson mehrmals auf. Dem Basler droht wegen dieser Verwicklungen eine Sperre von zusätzlichen acht Jahren.

Hatte Christian Oberer es kommen sehen, dass Wilsons Sportmärchen im Dopingsumpf enden würde? Rückblickend sagt er: «Doping war zu unserer Zeit kein Thema. Das hatte er nicht nötig. Aber - Alex war kein Einfacher, es war besser, ihn an der kurzen Leine zu halten.» Oberer will sich nicht länger mit seinem ehemaligen Schützling beschäftigen. Zur Strafe, die nun rechtskräftig ist, sagt er nur: «Das ist recht so. Er hat sich das ganz alleine eingebrockt.»

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