Auf einen Blick
- Jacob Kiplimo pulverisiert den Halbmarathon-Weltrekord
- Neu liegt die Marke bei 56:41 – der Ugander rannte 22,3 km/h
- Viktor Röthlin glaubt: «Er könnte einen Marathon unter 2 Stunden laufen»
Pulverisiert. Jacob Kiplimo (24) hat den Halbmarathon-Weltrekord am Sonntag in Barcelona zurückgeholt und auf 56 Minuten und 41 Sekunden heruntergeschraubt. Zuvor lag die Marke bei 57:30, aufgestellt von Yomif Kejelcha (Äth) im letzten Oktober. Die 48 Sekunden Unterschied sind wenig? Nein, das sind Welten.
«Es ist eine Leistung, die auch für mich schwer einzuordnen ist», sagt die Schweizer Marathon-Legende Viktor Röthlin (50). Kiplimo passiert die 10-km-Marke in einer Zeit, die in einem 10-km-Strassenlauf erst fünf Athleten je unterboten haben, nämlich in 26:46 – und eilt danach noch mehr als 11 km in diesem Tempo weiter!
Als 15-Jähriger war Kiplimo bereits an Olympia
Röthlin: «Es ist der Wahnsinn. Dass er ein unglaubliches Talent hat, hat er schon ein paar Mal gezeigt. Aber dass es eine solche Zeit wird? Das ist ein Quantensprung.»
Die weiteren Zahlen des Weltrekordlaufs hören sich nicht nur für Hobbyläufer wie Fantasiezahlen an: Kiplimo läuft den Halbmarathon in einem Schnitt von 2:41 Minuten pro Kilometer, was 22,3 km/h entspricht. Da würden viele auf dem Stadtvelo richtig ins Atmen kommen. Eine Kritik, die nun aufgetaucht ist: Das Auto mit der Zeitanzeige sei zu lange mit zu wenig Abstand vor Kiplimo gefahren, habe Windschatten gegeben.
Dennoch: Kiplimo gilt als Riesentalent. Als 15-Jähriger war er in Rio 2016 an Olympia. 2021 in Tokio holte er Bronze über 10'000 m. Letztes Jahr wurde er Cross-Weltmeister. Und bald könnte der 24-Jährige zum Star in der Laufwelt werden. Am 27. April bestreitet er in London sein Marathon-Debüt.
Die ewige Schallmauer ist zum Greifen nah
«Er könnte der erste Mensch sein, der einen Marathon unter 2 Stunden läuft», glaubt Röthlin. Die Erklärung: «Nach der Faustregel, die Zeit vom Halbmarathon mal zwei zu rechnen und dann 3 bis 5 Minuten dazu, hatte er schon zuvor etwas Luft. Mit der neuen Weltrekord-Zeit ist noch mehr Luft dazugekommen.»
Viktor Röthlin (50), Marathon-Europameister von 2010, ist nach seinem Rücktritt 2014 viel mehr als nur Beobachter der Szene. Er ist unter anderem Laufcoach von Matthias Kyburz (34), der am Sonntag in Sevilla (Sp) seinen dritten Marathon in Angriff nimmt. Kyburz ist eigentlich OL-Läufer und hat mit seiner Olympia-Quali 2024 für die Schweizer Marathon-Sensation gesorgt. Gut möglich, dass Kyburz im Süden Spaniens nun die Bestzeit von Röthlin (2:07:23) unterbietet und hinter Tadesse Abraham (2:04:40) zum zweitschnellsten Schweizer aller Zeiten wird.
Viktor Röthlin (50), Marathon-Europameister von 2010, ist nach seinem Rücktritt 2014 viel mehr als nur Beobachter der Szene. Er ist unter anderem Laufcoach von Matthias Kyburz (34), der am Sonntag in Sevilla (Sp) seinen dritten Marathon in Angriff nimmt. Kyburz ist eigentlich OL-Läufer und hat mit seiner Olympia-Quali 2024 für die Schweizer Marathon-Sensation gesorgt. Gut möglich, dass Kyburz im Süden Spaniens nun die Bestzeit von Röthlin (2:07:23) unterbietet und hinter Tadesse Abraham (2:04:40) zum zweitschnellsten Schweizer aller Zeiten wird.
Es wäre eine Sensation: Das Unterbieten dieser Schallmauer galt für den menschlichen Körper lange als unerreichbar. Superstar Eliud Kipchoge (41) hat es 2019 geschafft, allerdings unter Laborbedingungen. Und obwohl der London-Marathon wohl nicht der geeignetste ist für eine neue Fabelzeit, auf Kiplimo werden trotz Star-Aufgebot um Kipchoge und Bekele alle Augen gerichtet sein.