Kambundji ein Jahr vor Olympia
«Das finde ich bei den Spielen heute traurig»

Mujinga Kambundji (31), die schnellste Frau der Schweiz, schreibt neu als Kolumnistin für Blick. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris sagt die Bernerin, was dieser Wettkampf für sie bedeutet. Und sie blickt auf ihre Erfahrungen zurück.
Publiziert: 26.07.2023 um 16:02 Uhr
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Vor zwei Jahren stürmte Mujinga Kambundji in London in drei Olympia-Finals.
Foto: keystone-sda.ch
Mujinga Kambundji

Ein Jahr noch bis zum Beginn der Olympischen Spiele! Für mich ist es der grösste Wettkampf in der Leichtathletik. Der Wettkampf, den man als Spitzensportlerin einmal im Leben bestritten haben muss. Von den Gegnerinnen her sind die Spiele mit den Weltmeisterschaften vergleichbar. Und doch sind sie in einer ganz anderen Liga. Um die Olympischen Spiele herum gibt es einen Mythos, eine Geschichte, und das macht die Teilnahme so besonders. Man spürt, dass man einen speziellen Moment erlebt, dass es die Sportveranstaltung mit der grössten Begeisterung und Publikum ist.

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in meiner Kindheit nicht viel Leichtathletik im Fernsehen gesehen habe. Ich war mehr ein Fan der besten Athleten in meinem Verein in Bern als der besten Athleten auf der ganzen Welt. 2008 war das erste Mal, dass ich den Wettkampf wirklich verfolgt habe. Ich war fasziniert von Usain Bolts Leistung, aber auch von dem Spektakel rundherum. Ich sah, was es über die Weltmeisterschaften hinaus bedeutete – die ich im Jahr zuvor auch im TV gesehen hatte.

Blick-Kolumnistin Mujinga Kambundji

Mujinga Kambundji (31) ist die schnellste Frau, die die Schweiz je gesehen hat. Die Bernerin hält über 60 m, 100 m und 200 m den Schweizer Rekord. Sie ist Hallen-Weltmeisterin über 60 m, Europameisterin über 60 und 200 m, vor einem Jahr holte sie über 100 m EM-Silber. 2019 gewann sie an der WM in Doha WM-Bronze. Einer ihrer grössten Erfolge: Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio erreichte sie sowohl über 100 als auch über 200 m den Final. 2019 und 2022 wurde sie zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt. Für Blick schreibt die Sprinterin von Juli 2023 bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 einmal im Monat eine Kolumne über das, was sie gerade bewegt.

Schnellste Frau der Schweiz: Mujinga Kambundji.
Keystone

Mujinga Kambundji (31) ist die schnellste Frau, die die Schweiz je gesehen hat. Die Bernerin hält über 60 m, 100 m und 200 m den Schweizer Rekord. Sie ist Hallen-Weltmeisterin über 60 m, Europameisterin über 60 und 200 m, vor einem Jahr holte sie über 100 m EM-Silber. 2019 gewann sie an der WM in Doha WM-Bronze. Einer ihrer grössten Erfolge: Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio erreichte sie sowohl über 100 als auch über 200 m den Final. 2019 und 2022 wurde sie zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt. Für Blick schreibt die Sprinterin von Juli 2023 bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 einmal im Monat eine Kolumne über das, was sie gerade bewegt.

Usain Bolt ist natürlich der Athlet, an den sich jeder erinnert. Ich erinnere mich auch daran, dass ich den 100-m-Final der Frauen geschaut habe. Es sah unglaublich aus, aber es war so weit weg für mich. Als ich jung war, dachte ich nicht: Ich würde gern einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Für London dank der Staffel qualifiziert

Später habe ich dann schon gehofft, dass ich vielleicht eines Tages die Chance bekomme. Ich war immer sehr realistisch. Damals lief ich noch über 80 m und dachte nicht einmal daran, noch einmal 20 m anzuhängen. Ich wusste nicht, ob ich das Potenzial habe, an den Spielen teilzunehmen. Erst als London 2012 immer näher rückte, begann ich zu glauben, dass ich es schaffen könnte.

Es war am Ende die Staffel, mit der ich mich für die Spiele in Grossbritannien qualifizierte ...

Erinnerung an die Stille vor dem Start

Ich weiss noch, wie neugierig ich darauf war, wie alles ablaufen würde. In London war ich wirklich beeindruckt vom olympischen Dorf und dem Stadion mit 80 000 Zuschauern. Ich hatte mir den 100-m-Final der Männer angesehen und erinnere mich an die unglaubliche Atmosphäre.

In England ist es immer etwas Besonderes, weil die Briten die Leichtathletik so gut kennen. Ich werde mich immer an die 80'000 Menschen erinnern, die vor dem 100-m-Start für absolute Stille sorgen – und dann explodieren, nachdem der Start erfolgt ist. Das und der Sieg von Mo Farah über 5000 Meter sind die grossen Momente, die mir in Erinnerung geblieben sind.

Es gibt jedoch etwas, das ich schade finde. Und das hat mit der olympischen Flamme zu tun. Ich war 2012 bei der Eröffnungsfeier dabei, und diese Flamme hatte für mich eine gewisse Bedeutung. Sie verstärkt den Mythos.

Es ist traurig, dass sie die Flamme jetzt nicht mehr in der Mitte des Leichtathletikstadions aufstellen. Mit der Flamme durch das Stadion zu laufen, war stark.

Olympische Fackel aus recyceltem Stahl

Die Organisatoren der Sommerspiele 2024 setzen bei der olympischen Fackel auf Nachhaltigkeit: Der schillernde Träger der olympischen Flamme wird aus recyceltem Stahl bestehen und in den französischen Werken eines Olympia-Sponsors hergestellt werden. Dies wurde am Dienstag bei der Präsentation des Designs in Paris vor den Augen von prominenten Gästen wie IOC-Präsident Thomas Bach und Sprintlegende Usain Bolt bekannt gegeben.

Das von Designer Mathieu Lehanneur entworfene Objekt weist dabei neben dem nachhaltigen Aspekt auch eine ästhetische Besonderheit auf. «Sie ist zum ersten Mal in ihrer Geschichte absolut symmetrisch», sagte der Franzose, wodurch «die Flamme besser zur Geltung kommt».

Während des 80-tägigen Fackellaufs soll das Objekt mehrmals wiederverwendet werden. «Wenn man mit den Leuten spricht, erinnern sie sich oft an die olympischen Ringe und die olympische Fackel», sagte Tony Estanguet, Präsident des Organisationskomitees, im Rahmen der Enthüllung. Insgesamt sollen 2000 Exemplare der Fackel hergestellt werden: 1500 für die Olympischen Spiele, 500 für die Paralympics. (AFP)

Die Organisatoren der Sommerspiele 2024 setzen bei der olympischen Fackel auf Nachhaltigkeit: Der schillernde Träger der olympischen Flamme wird aus recyceltem Stahl bestehen und in den französischen Werken eines Olympia-Sponsors hergestellt werden. Dies wurde am Dienstag bei der Präsentation des Designs in Paris vor den Augen von prominenten Gästen wie IOC-Präsident Thomas Bach und Sprintlegende Usain Bolt bekannt gegeben.

Das von Designer Mathieu Lehanneur entworfene Objekt weist dabei neben dem nachhaltigen Aspekt auch eine ästhetische Besonderheit auf. «Sie ist zum ersten Mal in ihrer Geschichte absolut symmetrisch», sagte der Franzose, wodurch «die Flamme besser zur Geltung kommt».

Während des 80-tägigen Fackellaufs soll das Objekt mehrmals wiederverwendet werden. «Wenn man mit den Leuten spricht, erinnern sie sich oft an die olympischen Ringe und die olympische Fackel», sagte Tony Estanguet, Präsident des Organisationskomitees, im Rahmen der Enthüllung. Insgesamt sollen 2000 Exemplare der Fackel hergestellt werden: 1500 für die Olympischen Spiele, 500 für die Paralympics. (AFP)

Die Mujinga von vor 15 Jahren wäre hyperstolz

13 Jahre nachdem ich mir den olympischen Final im 100-m-Lauf im Fernsehen angesehen hatte, nahm ich daran teil. 2021 in Tokio. Das war einer der Höhepunkte meiner Karriere – auch wenn es in der Leichtathletik schwierig ist, seinen schönsten Moment auszuwählen.

Es war natürlich nicht mit London oder Rio zu vergleichen – den beiden anderen Olympischen Spielen, an denen ich teilgenommen habe –, weil das Stadion leer war. Ja, es ist immer noch ein olympischer Final, aber in einem vollen Stadion wäre es so anders gewesen.

Die Mujinga von vor 10 oder 15 Jahren wäre hyperstolz, wenn sie nicht nur an einem, sondern an drei olympischen Finals teilgenommen hätte, wie es mir vor zwei Jahren gelang.

Paris ist genau ein Jahr entfernt. Ich komme von einer Verletzung zurück, aber mein Ziel ist es, genauso gut abzuschneiden wie in Tokio. Ich will immer besser werden – ich trainiere nicht, um schlechter zu sein. Mein Ziel ist es, mindestens einen Final zu erreichen, und dann sehen wir weiter. Es wäre schön, einen solchen in einem vollen Stadion erleben zu können. Und das in Paris, nicht weit von zu Hause entfernt.

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