Kambundji vor der EM über Risiko-Sportarten und Rekord-Träume
«Skifahren ist zu gefährlich für mich»

Am Freitag kann sich Mujinga Kambundji in Istanbul zur Hallen-Europameisterin küren. Die Bernerin über Sprint-Mathematik, Rekord-Träume und Wintersport.
Publiziert: 03.03.2023 um 00:54 Uhr
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Mujinga Kambundji hat am Freitag in Istanbul die nächste Medaille im Blick.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel GisiSportchef

Blick: Mujinga Kambundji, haben Sie in den letzten Wochen die Ski-WM verfolgt?
Kambundji: Ja, ich habe das eine oder andere Mal mitgefiebert. Auch wenn ich nicht jedes Rennen live gesehen habe. Ich habe ja schliesslich auch noch mein eigenes Programm.

Ist man als Weltklasse-Leichtathletin manchmal neidisch auf die Ski-Stars, die in der Schweiz viel Aufmerksamkeit erhalten, während man selber um Beachtung kämpfen muss?
Darüber sollte man nicht zu viel nachdenken und das tue ich auch nicht. Es hat sich viel verändert in der Schweizer Leichtathletik in den letzten Jahren. Wir sind schon viel mehr im Rampenlicht als früher, es kommt jedes Diamond-League-Meeting im TV. Ich werde von vielen Leuten darauf angesprochen, dass sie extra meinetwegen im Fernsehen ein Leichathletik-Event geschaut haben. Es passiert also etwas. Und wir müssen ehrlich sein: Unsere Hallensaison ist gut und recht, aber Leichtathletik ist ein Sommersport. Wir sind also keine Konkurrenten, die Ski-Stars und ich.

Fahren Sie eigentlich selber Ski?
Nicht mehr. Skifahren ist für mich als Sprinterin zu gefährlich. Ich war als Gymnasiastin das letzte Mal als Schneesportlerin unterwegs, am Schluss übrigens als Snowboarderin, nicht mehr mit den Ski. Ich freue mich, wenn ich dereinst wieder selber auf die Bretter stehen kann, aber während der Karriere wird das nicht der Fall sein. Eine Verletzung könnte für mich verheerend sein.

Das ist Mujinga Kambundji

Mujinga Kambundji ist die schnellste Frau der Schweiz. Und sie hat ein Jahr für die Geschichtsbücher hinter sich: Die Bernerin holte sich im Juni 2022 von Ajla Del Ponte den Landesrekord über 100 m zurück (10,89 Sekunden). Dazu verbesserte sie ihren eigenen Schweizer Rekord über 200 m auf 22,05 Sekunden. Über 60 m war sie bei ihrem WM-Titel in Belgrad in der Halle 6,96 gelaufen, ebenfalls Schweizer Rekord und die viertschnellste Zeit in der Geschichte, nur vier Hundertstel hinter dem Weltrekord. An der EM 2022 in München holte sie Gold (200 m) und Silber (100 m). Bei der Europameisterschaft 2024 in Rom verteidigte sie ihren Titel über 200 m. Die zweitälteste von vier Schwestern stand 2021 über 100 und 200 m im Olympia-Final, auch eine Outdoor-WM-Medaille hat sie schon: 2019 gabs in Doha Bronze über 200 m. Im Dezember wurde sie zum zweiten Mal nach 2019 zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt.

Mujinga Kambundji ist die schnellste Frau der Schweiz. Und sie hat ein Jahr für die Geschichtsbücher hinter sich: Die Bernerin holte sich im Juni 2022 von Ajla Del Ponte den Landesrekord über 100 m zurück (10,89 Sekunden). Dazu verbesserte sie ihren eigenen Schweizer Rekord über 200 m auf 22,05 Sekunden. Über 60 m war sie bei ihrem WM-Titel in Belgrad in der Halle 6,96 gelaufen, ebenfalls Schweizer Rekord und die viertschnellste Zeit in der Geschichte, nur vier Hundertstel hinter dem Weltrekord. An der EM 2022 in München holte sie Gold (200 m) und Silber (100 m). Bei der Europameisterschaft 2024 in Rom verteidigte sie ihren Titel über 200 m. Die zweitälteste von vier Schwestern stand 2021 über 100 und 200 m im Olympia-Final, auch eine Outdoor-WM-Medaille hat sie schon: 2019 gabs in Doha Bronze über 200 m. Im Dezember wurde sie zum zweiten Mal nach 2019 zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt.

Gibt es noch andere Risikosportarten, die Sie nicht mehr betreiben?
(Überlegt.) Wandern, zumindest nicht während der Saison.

Wandern ist ein Risikosport?
(Lacht.) Ich bin keine Bergsteigerin oder Kletterin, aber ich gehe gern in die Berge. Während der Saison ist das einfach nicht drin. Wenn ich einen freien Tag habe, versuche ich mich zu erholen, da ist Anstrengung nicht angesagt. Darum keine Wanderungen.

An der Hallen-EM in Istanbul sind Sie die Favoritin über 60 m, keine Europäerin war 2023 schneller als Sie. Spüren Sie Druck?
Das war für mich bis jetzt noch kein grosses Thema. Es bedeutet ja auch noch nicht viel, ich war letztes Jahr im Vorfeld der WM nicht die Schnellste und habe Gold geholt. Aber es ist sicher ein gutes Zeichen, vor allem, weil ich bei den 7,03, die ich an der SM gelaufen bin, nicht meine beste Leistung gezeigt habe.

Welche Zeit ist für Sie drin?
Eine unter 7 Sekunden sicher.

Damit kämen Sie Ihrer persönlichen Bestleistung (6,96, d. Red.) nahe. Und die liegt nur vier Hundertstel vom Weltrekord entfernt. Liebäugeln Sie mit dem ganz grossen Coup?
Seit dem letzten Jahr weiss ich überhaupt erst, wo der Hallen-Weltrekord über 60 m liegt (lacht). Aber ich denke daran gar nicht.

Sie haben in einem ruhigen Moment nicht mal gerechnet, was möglich wäre?
Rechnen bringt nix. Im Sprint ergibt 1 plus 1 oft nicht 2, es ist ein bisschen komplizierter als das. Darum versuche ich einfach so gut wie möglich zu laufen, dann bin ich normalerweise schnell. Und dann ist für mich vieles möglich.

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