Mit neuem Team im Schuss
7,03! Kambundji fliegt zu Weltklasse-Zeit, aber …

Mujinga Kambundji (30) ist die schnellste Europäerin in diesem Jahr. Zunächst muss sie aber nach einem Fehlstart zittern. Ihre Weltklasse-Zeit zählt später trotzdem.
Publiziert: 18.02.2023 um 21:17 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2023 um 21:41 Uhr
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7,03 für Mujinga Kambundji! Schneller war in Europa dieses Jahr noch keine Frau.
Foto: keystone-sda.ch
Carl Schönenberger

Als die beiden schnellen Bernerinnen Mujinga und Ditaji Kambundji (20) wenige Wochen nach der letztjährigen EM in München die Trennung von ihrem langjährigen Trainer Adrian Rothenbühler bekannt gaben, sorgte das da und dort für Kopfschütteln. Schliesslich hatte Mujinga eben EM-Gold über 200 m gewonnen, Schwester Ditaji lieferte mit Bronze über 100 m Hürden eine schöne Überraschung.

Wer ist der Neue? Es ist Florian Clivaz (29), einst selbst 10,36-Sprinter über 100 m, angehender Jurist mit abgeschlossenem Master. Als Lebenspartner von Mujinga hat er seit 2019 eng mit Rothenbühler zusammengearbeitet, was Training und Planung der schnellsten Frau der Schweiz betrifft.

Claudine Müller hilft Schwester Ditaji über die Hürden

«Bezüglich Mujinga hat sich für mich deshalb nicht viel geändert», sagt Clivaz. «Seit sie sich damals entschlossen hat, zu Valerij Bauer nach Mannheim zu ziehen, hat sie das Heft in die eigenen Hände genommen.» So sei es heute noch. «Mujinga ist der Chef. Sie weiss genau, was sie will und was sie braucht.» Mit ihr sei seine Arbeit und die von Nationaltrainer Patrick Saile nicht schwierig. «Ein paar Gespräche, dann ist die Sache geregelt.»

Von Ditaji wird Clivaz mehr gefordert. Nicht nur, weil der Hürdensprint nicht sein eigentliches Business ist. «Meine Verantwortung dafür, dass Ditaji wie Mujinga eine grosse Karriere machen kann, ist deutlich grösser.» Doch da bekomme er von der Baselbieter Trainerin Claudine Müller grossartige Unterstützung. «Sie sorgt dafür, dass Ditajis Technik so stabil wird, um weitere Exploits zu schaffen.»

Vor allem aber profitiert Clivaz vom engen Vertrauensverhältnis innerhalb der Kambundji-Familie. «In diesem Winter sind die beiden Schwestern noch enger zusammengerückt. Wenn Ditaji etwas wissen will, holt sie immer zuerst Rat bei Mujinga.»

So schnell gestartet wie noch nie

Dass die neue Konstellation mit den schnellen Frauen auf gutem Weg ist, zeigen die Resultate in dieser Hallen-Saison. «Mujinga ist noch nie so schnell in die Saison gestartet.» Und auch Ditaji hat mit 7,86 über die Hürden schon für einen Schweizer Rekord gesorgt.

Auch an diesem Wochenende bei den Hallen-Schweizer-Meisterschaften in St. Gallen geben die Kambundjis das Tempo vor: Mujinga fliegt am Samstag im 60-m-Sprint mit 7,03 Sekunden ins Ziel. Doch vorerst muss sie zittern. Denn Kambundji war beim ersten Startversuch zu früh aus den Blöcken gegangen. Fehlstart! Sie startete trotzdem und unter Protest. Erst Minuten nach dem Rennen ist klar: Protest gutgeheissen, die Zeit zählt – Kambundji ist die schnellste Frau Europas in diesem Jahr. Schwester Ditaji kann am Sonntag nachlegen – dann hoffentlich ohne Fehlstart-Diskussionen.

Update: In einer ersten Version dieses Artikels hiess es, Mujinga Kambundjis Final-Zeit hätte nach dem Fehlstart nicht gezählt und Kambundji sei darum nicht Schweizer Meisterin. Laut Swiss Athletics sind die 7,03 Sekunden aber bestätigt, der Protest wurde nach dem Rennen gutgeheissen.

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