Hürdensprinter Jason Joseph (21) wird immer schneller. An den Schweizer Meisterschaften in Basel knallt er im Vorlauf am Samstag einen neuen Landesrekord auf die Bahn. In 13,29 Sekunden bringt er die 110 m Hürden hinter sich, verbessert zum zweiten Mal in dieser Saison die eigene Bestmarke. Riesenleistung! Im Final ist er nur unmerklich langsamer, sprintet in 13,32 zum Meistertitel. «Ich wusste, dass ich den Rekord in den Beinen habe», sagt er. «Darum wollte ich schon im Vorlauf aufs Tempo drücken.»
«Er ist der Bruder, den ich nie hatte»
Noch mehr als über Meistertitel und Rekord freut er sich aber über den 200-m-Titel von William Jeff Reais (21) – das ist sein bester Freund. «Er ist der Bruder, den ich nie hatte», sagt der Baselbieter über den Churer. «Ein unglaublich positiver Mensch, er bringt eine Leichtigkeit mit, ist immer gut drauf – aber sagt trotzdem, was er will.» Wenn Joseph irgendwo auf der Welt an den Start geht, ist Reais der Letzte, dem er davor noch eine Whatsapp-Nachricht schreibt. «Es ist wunderschön, wenn ein so besonderer Mensch etwas derartiges erreicht», sagt er.
Auch Reais gelingt am Samstag Grosses. Nach Josephs Rekordsprint im Vorlauf sagte er sich: «Heute ist auch für mich alles möglich.» Und wie es das ist: Reais läuft die 200 m in 20,24 Sekunden, zwei Zehntel schneller als seine bisherige persönliche Bestleistung. Und vor allem: neue europäische Jahresbestleistung! Die Motivation durch den besten Freund, sie hat funktioniert. «Jetzt muss ich mir Olympia als Ziel setzen nächstes Jahr», so der 21-Jährige.
Vorher aber gehen die beiden zusammen in die Ferien. «Zum ersten Mal hatten wir lange im Voraus etwas gebucht», sagt Joseph. «Letztes Jahr schon. Ferien in Miami.» Daraus wird wegen der Pandemie nichts. «Machen wir nie mehr so», meint Joseph lachend. Jetzt wirds halt eine Destination in Europa.
Nächster Titel für Familie Kambundji
Grund zum Strahlen hat auch Ditaji Kambundji (18). «Didi», die jüngste Schwester von Sprint-Star Mujinga, wird zum ersten Mal Schweizer Meisterin über 100 m Hürden. Weil Noëmi Zbären (26) fehlt, scheint die Aufgabe leichter zu sein als auch schon – aber Kambundji lässt sich nicht lumpen: Mit 13,07 Sekunden läuft sie persönliche Bestzeit, nur einen Hundertstel langsamer als Zbären bei ihrem schnellsten Lauf diese Saison. «Die Zeit ist auch eine Belohnung dafür, dass ich mich zum ersten Mal eine Saison auf die Hürden konzentriert habe.»
Gold gibts auch für Léa Sprunger (30) über 200 m, Lore Hoffmann (24) schlägt Selina Büchel (28) über 800 m, Zehnkampf-Megatalent Simon Ehammer (20) triumphiert im Weitsprung und läuft wie nebenbei über 110 m Hürden zu SM-Silber.
Keinen weiteren Titel feiern kann Silvan Wicki (25). Der Basler Sprinter muss nach seinem 100-m-Meistertitel vom Freitag im 200-m-Halbfinal mit einem Krampf aufgeben. Ob er am Dienstag in Bellinzona starten kann, wie es die meisten Kollegen tun, ist noch offen.