Mujinga Kambundji fehlt, Alex Wilson fehlt, Jason Joseph fehlt – die Schweizer Leichtathleten müssen an der Hallen-WM in Polen auf drei ihrer grössten Trümpfe verzichten. Trotzdem ist das Aufgebot so gross wie noch nie: 23 Athleten schickt die Schweiz nach Torun, neun davon sind jünger als 23.
Simon Ehammer (21) ist einer davon. Der Mehrkämpfer ist neben Sprinterin Ajla del Ponte (24) die grösste Medaillenhoffnung der Schweiz. An seinem ersten Grossanlass bei den Aktiven könnte der Ostschweizer gegen Konkurrenten wie Zehnkampf-Weltrekordhalter Kevin Mayer (Fr) gleich richtig abräumen. «Es ist ein extrem gutes Feld», sagt Ehammer. «Aber wenn ich das abliefern kann, was ich drauf habe, dann bin ich ganz, ganz weit vorne.»
Das klingt rotzfrech, aber das Selbstvertrauen hat gute Gründe. Ehammer wird immer besser: Bei den Würfen hat er in den vergangenen Monaten den angestrebten Leistungssprung gemacht – im Kugelstossen ist die 15-m-Marke nicht mehr ausser Reichweite, nachdem vergangenes Jahr 13er-Weiten noch das Höchste der Gefühle waren.
Eine Medaille muss her, sechs Finalplätze sind gefordert
Als «höchst erfreulich» stuft Leistungssport-Chef Philipp Bandi das grosse Aufgebot ein. «Es zeigt, dass wir in der Breite noch stärker geworden sind.» Viele der jungen Athleten sollen erste Grossanlass-Erfahrungen sammeln, klar ist aber auch: Resultate müssen ebenso her. «Konkret wollen wir sechs Finalplätze. Eine Medaille ist Pflicht, zwei wären sehr gut.»
Das sind die grössten Schweizer Hoffnungen
Interessant werden neben Del Ponte und Ehammer gleich eine Reihe von Auftritten: Diejenigen von Stabhochspringerin Angelica Moser (23), 800-m-Frau Lore Hoffmann (24), der 400-m-Männer Ricky Petrucciani (20) und Charles Devantay (22), Mehrkämpferin Annik Kälin (20) und der Hürdensprinterinnen Noemi Zbären (26) und Ditaji Kambundji (18) zählen dazu.
Mehr zur Hallen-EM in Torun
Und dann sind da noch die Routiniers. Lea Sprunger (31) startet über 400 m als Titelverteidigerin. Ob sie nach ihrer Hüftbeugerverhärtung ganz vorne reinlaufen kann ist fraglich – zu unterschätzen ist die Erfahrung der Romande aber nicht. Schon bei ihrem Titelgewinn 2019 reiste sie nicht mit ultraschnellen Zeiten an und lieferte dann ab. Wie Selina Rutz-Büchel (29) ist sie aus der Sicht von Delegations-Chef Bandi sowieso doppelt wertvoll: «Die Jungen sollen mitbekommen, wie eine Lea oder eine Selina an einen solchen Wettkampf herangeht. Von ihnen können sie viel lernen und mitnehmen.» Damit der Schweizer Leichtathletik-Boom den nächsten Schub bekommt.