2020 ist für Mujinga Kambundji definitiv ein Jahr zum Vergessen. Kaum hat die 28-jährige Bernerin die hartnäckige Entzündung am Oberschenkel auskuriert, schlägt die Verletzungshexe nun wieder zu. Im Training verknackst sie sich den rechten Fuss. Die Diagnose nach dem ersten Schmerz ist niederschmetternd: Fraktur im Mittelfussknochen.
Noch schmerzhafter ist für Kambundji aber die lange Heilungszeit von sechs bis acht Wochen. Die Hallensaison ist damit gestrichen. «Wer weiss, vielleicht musste das alles in diesem verrückten Jahr passieren, um nächstes Jahr noch stärker zurückzukommen», sagt Kambundji und findet in ihrer Verzweiflung auch noch einen positiven Punkt: «Zum Glück muss ich nicht operieren.»
Pech mit der Pylone
Passiert ist das Missgeschick während eines an sich harmlosen «Hütchenlaufs» im Lauftunnel des Stadions Letzigrund, wo sie seit diesem Herbst zwei Mal pro Woche bei Sprintnationaltrainer Patrick Saile trainiert. Kambundji tritt bei hoher Schrittkadenz auf eine der Pylonen und knickt unglücklich ab.
Aufgrund der langen Reha-Zeit kommt die Hallen-EM Anfang März in Torun noch zu früh. An den letzten drei Indoor-Titelkämpfen auf Kontinentalstufe hatte die siebenfache Schweizer Hallenmeisterin stets eine Top-5-Platzierung über 60 m erreicht; zudem wurde ihr nachträglich die Bronzemedaille von 2017 zugesprochen.
Gar WM-Bronze – und somit die erste Schweizer Sprint-Medaille an Welttitelkämpfen überhaupt – gewann Kambundji 2018 in Birmingham (Gb) über 60 m. Vor 14 Monaten schaffte sie in Doha (Katar) das gleiche Kunststück unter freiem Himmel über 200 m und schrieb damit Schweizer Sportgeschichte.
Noch motivierter ins 2021
An diesen Leistungen möchte Mujinga Kambundji 2021 anknüpfen: «Die Olympischen Spiele in Tokio bleiben das grosse Ziel. Trotz des erneuten Rückschlags gibt es für mich keinen Grund, nächsten Sommer nicht schneller zu sein als je zuvor.» Ein Misstritt setzt die Sprintqueen diesen Winter zwar ausser Gefecht, aber er wirft sie noch lange nicht aus der Bahn. «Ich bleibe optimistisch und kämpfe mich zurück», sagt Kambundji und blickt auf ein verkorkstes Jahr zurück.
Erst fielen die Olympischen Spiele und die EM der Corona-Pandemie zum Opfer, dann musste die Sprint-Queen verletzungsbedingt auch auf die nationalen Leichtathletik-Titelkämpfe verzichten. Vollständig genesen und frisch motiviert, stieg die 17-fache Schweizer Freiluftmeisterin Mitte Oktober wieder ins Training ein, mit der Hoffnung auf eine komplette Hallensaison. Diese Hoffnungen zerschlugen sich vergangenen Montag innert Sekundenbruchteile.