Es ist noch früher Morgen in Europa, als Zehnkämpfer Simon Ehammer (22) nach seinem Bronze-Coup im Weitsprung in Zypern durchklingelt. Freundin Tatjana Meklau (22) ist dort mit ihrer Familie in den Ferien und macht die Nacht zum Tag – schliesslich gilt es für die österreichische Skicrosserin, ihrem Schatz an der WM in den USA die Daumen zu drücken.
«Ich wollte sie schon noch rasch hören, aber ich habe sie dann bald ins Bett gehen lassen», sagt Ehammer. «Schliesslich hat sie für mich die Nacht durchgemacht.»
Seit zwei Jahren sind Ehammer und Meklau ein Paar. Zusammengekommen, nachdem Meklau ihn nach einem Erfolg im Nachwuchs anschrieb und zur Leistung gratulierte. «Dann ergab das eine das andere», sagt Ehammer, der als Sohn eines Österreichers und einer Schweizerin mit der Heimat seiner Freundin seit Kindesbeinen bestens vertraut ist. Die Frau aus der Steiermark, neben ihrem Platz im ÖSV-B-Kader auch noch Hammerwerferin, ist mittlerweile in die Schweiz gezogen, die beiden wohnen im Appenzellerland zusammen.
Sie päppeln sich gegenseitig auf
Sie kennt die Aufs und Abs, die eine Athletenkarriere mit sich bringt: Anderthalb Jahre hat sie nach einem Schien- und Wadenbeinbruch und insgesamt vier Operationen keine Wettkämpfe mehr bestritten. «Ich bin schon manchmal die Seelenklempnerin bei ihm», sagt sie. «So wie er mich während meiner Verletzung aufgepäppelt hat, kann ich das umgekehrt auch machen.»
Was das heisst? «Sie ist manchmal die, die es abkriegt», erklärt Ehammer. Zum Beispiel, wenn ihm seine Sprünge nicht wie gewünscht gelingen, wie etwa an der Schweizer Meisterschaft. «Ich will es ja nicht an einem Bub auslassen, der gerade ein Autogramm möchte oder an einem Zuschauer.» Die Österreicherin lacht: «Er ist ein bisschen zickiger als ich. Manchmal muss man ihn einfach 15 Minuten in Ruhe lassen.»
Ehammer muss erst noch realisieren, was er geschafft hat
Das nächtliche Daumendrücken hat sich jedenfalls gelohnt. Auch wenn Ehammer mit mit seiner Weite «nicht ganz zufrieden» ist. «Es ist noch ein bisschen surreal, dass es wirklich aufgegangen ist», sagt er aber auch – der Stolz auf Bronze ist also dennoch gross.
Mehr zur Leichtathletik-WM
Zurecht. Auch, wenn man bedenkt, wo Ehammer vor einem Jahr stand. Da hatte er zuerst den blutigen Horror-Unfall seines Trainingskollegen Finley Gaio zu verdauen, der sich im Stabhochsprung-Training den Stab ins Gesicht rammte. Gleich zweimal blockierte Ehammer danach bei Mehrkampf-Wettkämpfen beim Stab, schrieb einen Nuller. «Das letzte Jahr war schwierig, ich hatte auch mit Verletzungen zu kämpfen.»
Olympia verpasste er deshalb. Eine herbe Enttäuschung. «Als die Ziele wieder da waren, habe ich die Motivation gefunden, wieder zu arbeiten.» Und seither läufts: Mehrkampf-WM-Silber in der Halle, nun WM-Bronze im Weitsprung. «Jetzt hoffe ich, dass es so weitergeht.»