Eigentlich ist Simon Ehammer (22) Zehnkämpfer. Aber Weitsprung ist seine Spezialdisziplin. 8,45 m ist er in diesem Jahr gesprungen, so weit wie kein anderer. Der Appenzeller gehört zu den Weltbesten.
Das hat Ehammer jetzt auch in seinem zweiten Sprung an der WM in Eugene bewiesen. Mit 8,16 m fehlen bloss 20 cm für Gold. Das holt überraschend der Chinese Jianan Wang mit seinem letzten Sprung auf 8,36 m, der Olympiasieger Militatis Tentoglou (Gr) Gold wegstibitzt. «Mit meiner Weite bin ich eigentlich nicht ganz zufrieden», sagt der Appenzeller, der mehrere ungültige Versuche zu verzeichnen hatte, die das Potential für mehr hatten. «Aber wenn es für eine Medaille reicht, ist das Ziel erfüllt.»
Es ist mehr als das: Ehammer gewinnt damit die erste Schweizer Medaille an der WM im US-Bundesstaat Oregon. Und er schafft Historisches. Er ist der erste Mehrkämpfer in der Geschichte der Leichtathletik, der es an einer WM bei den Spezialisten aufs Podest schafft. «Es war mein grosses Ziel, als Mehrkämpfer zu zeigen, dass man bei den Spezialisten mitspringen kann. Das habe ich gewiesen», sagt er. «Man hat gesehen, dass mehr möglich gewesen wäre.»
Historische Schweizer Medaille
Und auch für die Schweiz ist Ehammers Sprung aufs Podest historisch: Seit Marathon-Bronze von Viktor Röthlin vor 15 Jahren in Osaka (Japan) hat es den Schweizer Männern nicht mehr aufs Siegerpodest gereicht. Diese Durststrecke ist nun beendet. Der dritte Schweizer Mann, der es in diesem Jahrtausend auf ein WM-Podest schaffte: André Bucher hatte 2001 in Edmonton (Kanada) Gold über 800 m geholt.
Jetzt ist Ehammer endgültig in dieser illustren Runde angekommen. «Ich bin vollkommen glücklich», sagt er darum. «Und froh, Schweizer Leichtathletik-Geschichte geschrieben zu haben.» Ein bisschen zittern muss er am Schluss aber: Der viertplatzierte Kubaner Maykel Masso kommt bis auf einen Zentimeter an seine Weite heran – um ein Haar wäre der Traum von der Medaille geplatzt. (eg/kes)