Die Schweizer schlagen sich im polnischen Torun hervorragend. Angelica Moser (23) kürt sich am Samstagabend zur Hallen-Europameisterin! Die Zürcherin verbessert ihren persönlichen Rekord dabei gleich zweimal, überspringt sowohl 4,70 als auch 4,75 Meter. EM-Gold!
Zu Beginn deutet darauf nicht viel hin. Auf 4,60 und auf 4,65 m braucht sie jeweils drei Versuche. Doch danach geht alles auf. «Es ist crazy! Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist», sagt Moser nach ihrem Gold-Coup. Mit einer Medaille durfte sie nach komplizierter Verletzungsgeschichte liebäugeln. Aber mit dem Titel war nicht zu rechnen. Moser: «Ich bin sehr, sehr glücklich!»
Von Fans konnte sich die U20-Weltmeisterin von 2016 und U23-Europameisterin von 2017 und 2019 vor coronabedingt leeren Rängen nicht feiern lassen. Dafür sprangen die Schweizer Leichtathletik-Kollegen in die Bresche: «Angie Moser»-Sprechchöre hallen am Samstagabend durch die Arena von Torun.
Zuvor brachte sich Simon Ehammer (21) in optimale Medaillen-Position. Nach den ersten vier Entscheidungen im Siebenkampf liegt der Appenzeller an seinen ersten internationalen Meisterschaften auf Platz 2, 33 Punkte hinter einem gewissen Kevin Mayer. Der Franzose ist der Weltrekordhalter im Zehnkampf, Weltmeister 2017 und Vize-Olympiasieger.
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Das Mega-Talent startet bereits mit einem Knall. Über 60 m braucht Ehammer 6,75 Sekunden. Das ist einerseits persönliche Bestzeit. Andererseits die schnellste je gelaufene Zeit an einer Hallen-EM im Siebenkampf. Sein Kommentar dazu: «Mit dieser Zeit darf ich nicht klagen.»
Schon nach dem Zieleinlauf schaut er erstaunt rüber zu Mayer neben ihm. «Ich versuche, das Duell mit ihm auszublenden, auch wenn ich weiss, was er schon alles erreicht hat.» Ehammer weiss auch, dass die ersten beiden Disziplinen mit seine stärksten sind. «Das versuchte ich auszunutzen», meint der 21-Jährige.
Im Weitsprung mit persönlicher Bestweite
Und das gelingt. Auch im Weitsprung liefert er danach nämlich eine persönliche Bestleistung in der Halle ab. 7,89 Meter springt er, liegt nur 12 Zentimeter hinter dem Schweizer Rekord. Beim Kugelstossen liefert er für ihn gute 14,75 Meter. Und im Hochsprung dann 1,95 m.
Ehammer also auf Gold-Kurs? Wie er selber erkennt, sind seine Paradedisziplinen vorbei. Mayer in Schach zu halten, wird also schwierig. Die Medaillen liegen aber zum Greifen nah, wenn er am Sonntag auch über 60 m Hürden, im Stabhochsprung und im abschliessenden 1000-m-Lauf brilliert.
Ditaji Kambundji ebenfalls in Rekord-Laune
Einen starken Tag erwischt auch Ditaji Kambundji. Die 18-Jährige ist die jüngste Schwester von Sprint-Rakete Mujinga. Und sie ist auch schnell. Sie läuft im Vorlauf über 60 m Hürden 8,05 Sekunden und verbessert ihren Schweizer U20-Rekord um fünf Hundertstel. Das reicht locker für den Halbfinal am Sonntag.
Vor allem ist es aber auch die drittbeste Zeit einer Schweizerin überhaupt und die beste U20-Zeit in Europa in dieser Saison. «Das het gfägt», sagt Kambundji. «Jetzt freue ich mich auf den Halbfinal. Ich glaube und hoffe, dass ich da noch zulegen kann.»
Lore Hoffmann steht als Zweite des ersten 800-m-Halbfinals bereits im Final. Im zweiten Halbfinal gehen Selina Rutz-Büchel auf der letzten Runde leider die Kräfte aus – sie muss sich mit Rang 6 begnügen.
Mancini scheitert im Vorlauf
Für weniger schöne Schlagzeilen sorgte in der Vergangenheit Pascal Mancini. Der Sprinter sorgte mit seinen rechtsextremen Ansichten für einen Skandal und wurde vom Verband sogar suspendiert. An der EM in Polen ist er nun wieder dabei, aber nur kurz. Der Vorlauf über 60 Meter bedeutet für ihn Endstation. 6,73 Sekunden reichen nicht. Auch William Reais scheidet in 6,74 aus.