Wenn einer vehement seine Unschuld beteuert, dann wird man als Journalist manchmal gefragt: Glaubst du ihm? Zum Beispiel im Doping-Fall um Alex Wilson. Die Disziplinarkammer des Schweizer Sports nimmt dem Basler nicht ab, dass seine positive Doping-Probe mit Sabotage zu erklären ist.
Wer mitten in einem laufenden Verfahren seine Erklärung für Ungereimtheiten ändern muss, hat schlechte Karten. Dass Wilson erst kontaminiertes Fleisch und dann auch noch Manipulation als Begründung anführt – es hilft nicht, die Richter auf seine Seite zu ziehen.
Gleichzeitig: Dass dieser erfrischend direkte, unverblümte Typ, der die Schweizer Sport-Fans auf und neben der Bahn in den letzten Jahren so gut unterhalten hat, ein Doper sein soll – das wollen wir alle nicht wahrhaben.
Wenn der Rekord-Sprinter erklären würde, sich in einem schwachen Moment verrannt zu haben, er hätte gute Chancen, dass man ihm irgendwann verzeihen würde. So ist er halt, der Alex, würde es heissen. Der hats nicht böse gemeint.
Aber dazu scheint es nicht zu kommen. Vehement beteuert Wilson seine Unschuld. Gleichzeitig ist die Zahl der Fälle, in der Doping-Verurteilungen später wieder kassiert wurden, verschwindend klein.
Ob ich Wilson glaube? Ich würde gerne. Doch im Moment geht das nicht einfach so. Nicht nach allem, was für die Öffentlichkeit auf dem Tisch liegt. Wenn Wilson seinen Namen reinwaschen will, hat er einen langen Weg vor sich. Einen Marathon, keinen Sprint.