Für die Verhältnisse im Schweizer Handball ist es ein echter Transfer-Hammer: Gabor Csaszar, 243-facher ungarischer Nationalspieler und noch immer der beste Individualist der Liga, wechselt zur nächsten Saison ablösefrei vom Meister Kadetten Schaffhausen ausgerechnet zum Tabellenletzten GC Amicitia Zürich.
Wie konnte den seit Jahren sportlich kriselnden Hoppers ein solcher Coup gelingen? Wichtigste Voraussetzung war, dass sein bisheriger Klub Schaffhausen die Zukunft nach sechseinhalb gemeinsamen Jahren ohne den zweifachen MVP plant. Und dies, obwohl Csaszar offensiv Partien noch immer im Alleingang entscheiden kann.
Aber mit dem Schweizer Nationalspieler Jonas Schelker (21) sowie Neuzugang Torben Matzken (20) aus der Talentschmiede der Füchse Berlin ist die Spielmacherposition im Sommer schon doppelt besetzt. Die beiden Youngsters stehen für einen schnellen Handball. Da passt Csaszar mit seinem zwar genialen, aber oft verschleppenden Stil nicht ins Konzept.
Kadetten in der Hoarau-Falle
Zudem standen die Kadetten mit Csaszar vor der gleichen Frage wie YB im Sommer mit Guillaume Hoarau: Soll einem der besten Spieler der Klubgeschichte im Herbst der Karriere noch einmal ein langfristiger Vertrag angeboten werden? Die Kadetten-Bosse entschieden sich - genau wie YB - dagegen.
Den angestrebten Drei-Jahres-Vertrag erhält der 36-Jährige nun in Zürich. Dort sind Präsident Philip Hohl und Sportchef Thomas Heer seit zwei Jahren daran, den von ihren Vorgängern angerichteten finanziellen und strukturellen Scherbenhaufen zu beseitigen. «Mit Gabor Csaszar können wir ein Zeichen setzen, dass in Zürich auch sportlich wieder etwas geht», sagt Heer.
Abstiegskampf statt Titeljagd
Mittelfristig sieht sich der GC-Sportchef wieder auf Augenhöhe mit den ersten Kadetten-Jägern wie Pfadi, Kriens oder Otmar. Heer ist sich bewusst, dass dafür neben Csaszar weitere Neuverpflichtungen nötig sind. Denn die Gegenwart bei GC heisst eher Abstiegskampf als Titeljagd. Obwohl man davon ausgehen kann, dass der Super-Gau noch abgewendet wird, wurde für den Fall der Fälle vorgesorgt. «Csaszars Vertrag gilt auch für die Nati B», versichert Heer.
Doch wie können sich die Hoppers, bei denen ein seriöses Budget oberstes Gebot ist, den Top-Verdiener Csaszar überhaupt leisten? Ein finanzieller Sondereffort sei nicht nötig, sagt Heer: «Csaszar gehört zu unserem fixen Budget. Klar kostet er etwas, aber sicher nicht mehr so viel, wie noch in Schaffhausen.»