Die Schweizer Handballerinnen lernen nach dem historischen Einzug in die Hauptrunde die harte Realität kennen. Die Welt in der zweiten Phase des Turniers in Wien sieht nicht mehr so rosig aus, wie im heimischen Wohnzimmer in Basel, wo für die Schweiz die Vorrunde stattgefunden hat und EM-Euphorie entstanden ist.
Zum zweiten Mal in Folge verliert die Nati in Wien mit neun Toren Unterschied. Nun 25:34 gegen Slowenien. Zwei Tage zuvor gegen Deutschland war es ein 27:36. Ärgerlich, denn es wäre mehr dringelegen. «Mir machten zu viele Fehler, verschossen zu viele Chancen, das war nicht gut genug», bestätigt Nati-Trainer Knut Ove Joa nach der Partie bei SRF.
Bald wird in der ersten Halbzeit klar: Gegen diese Sloweninnen, die als leichter Favorit gehandelt wurden, hat die Schweiz eine Chance. Obwohl es schwierig ist, die Starspielerin und EM-Topskorerin Tjasa Stanko (27) in den Griff zu kriegen, bleibt die Nati trotz vieler Fehler lange dran. Und trotz fragwürdigem Platzverweis gegen Lisa Frey in ihrem 100. Länderspiel. 16:17 stehts zur Halbzeit.
Euphorie, Reiserei, Schlag auf Schlag – zu viel?
Dann geht aber nicht mehr viel zusammen, trotz 12 Paraden von Schüpbach bei einer Fangquote von 27 Prozent. «In der zweiten Halbzeit haben wir ganz viele Eins-gegen-Eins-Duelle verloren, die wir in erster Halbzeit noch nicht verloren haben», sagt Norma Goldmann und spricht auch von einem leeren Tank – körperlich und mental
Etwas ist zu berücksichtigen: Nach dem Coup im entscheidenden Spiel gegen Kroatien (26:22) vor fast 4000 sehr lauten Fans in Basel kamen die Spielerinnen zu sehr wenig Schlaf. Bereits am darauffolgenden Morgen startete der Charterflug nach Wien. Am Tag darauf stand die Partie gegen Deutschland an. Der historische Sieg in Basel war am Dienstag, nun hat man das fünfte Spiel in drei Tagen bestritten, inklusive Reiserei.
Basel hatte die meisten Fans der ganzen EM
Doch das Ärgerliche bleibt: Gegen Slowenien lag viel mehr drin. Es wäre wieder etwas Historisches gewesen: der erste Sieg der Schweizer Frauen-Nati in der Hauptrunde eines grossen Turniers.
So bleibt die EM für die Nati ein Abenteuer in zwei Kapiteln. Das erste ist die Traumwelt in Basel mit zwei Siegen, vielen Fans (die 5400 gegen Dänemark sind die mit Abstand meisten der gesamten EM und Rekord im Schweizer Frauenhandball). Das zweite ist die harte Hauptrunde in Wien als Underdog, wo man bisher zu wenig abgezockt war.
Ob noch ein drittes Kapital dazukommt? Gegen Holland am Montag und Norwegen am Mittwoch wird es sicher nicht einfacher. Es sind die Spiele Nummer sechs und sieben in 13 Tagen.