Andy Schmid (40) hinterlässt mit seinem sofortigen Rücktritt nach der EM im Januar ein riesiges Vakuum. Generell im Schweizer Handball – und gut möglich auch in Form von Punkten in der Meisterschaft. Jetzt, da der grosse Star und baldige Nati-Trainer nicht mehr für Kriens-Luzern spielt, wer stoppt dann den Ligakrösus aus Schaffhausen?
Verfolger Kriens-Luzern vertraut auf das bestehende Team, verzichtet bewusst darauf, Ersatz für Schmid und den am Kreuzband verletzten Jonas Schelker (24) zu verpflichten. Sowieso: «Superstar Schmid kann man nicht ersetzen, sowohl auf, als auch neben dem Feld nicht, er war einer der besten Rückraum-Mitte-Spieler der Welt», sagt Nik Tominec (32), Sportchef bei den Zentralschweizern und ehemaliger Nati-Weggefährte.
Die grosse Chance für die Jungen
Bei Kriens-Luzern sollen Juwelen und Eigengewächse wie Gino Steenaerts (18), Moritz Oertli (23), Valentin Wolfisberg (19) oder Luca Sigrist (18) noch mehr Verantwortung erhalten. «Dafür brauchen sie Vertrauen und müssen spielen, sie dürfen aber auch Fehler machen und auch auf diese Weise ihren Rucksack mit wertvollen Erfahrungen füllen», erklärt Sportchef Tominec. Er nimmt für die Entwicklung der Spieler in Kauf, die hohen sportlichen Ziele einem grösseren Risiko auszusetzen. Bahn frei für die Kadetten?
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Das Spitzenteam aus Schaffhausen ist gefestigt, hat in dieser Saison erst drei Spiele nicht gewonnen. Je eine Niederlage gab es in Winterthur und bei GC. Und das Start-Remis gegen GC war das einzige Spiel, in dem es zu Hause Punkte liegenliess. Der Rest? Alles Siege. International sind die Kadetten in der Hauptrunde der European League weiterhin vertreten.
Den Kadetten einen Titel abgeknöpft
Mit Schmid gelang es Kriens-Luzern, die Kadetten zu ärgern. Vor allem im Cupfinal im letzten Juni beim 32:30-Sieg, dem ersten Titel der Klubgeschichte. Im Playoff-Final unterlag der HCKL in der Serie 1:3 – doch er brachte Schaffhausen um einen süssen Sieg im Siebenmeterschiessen nach dreistündigem Krimi.
Die drei verlorenen Direktduelle in dieser Saison verpasste Schmid, inklusive Supercup. Er ging nur noch in fünf Liga-Partien auf Torejagd. Sein Fokus lag nach der Achillessehnenverletzung auf dem EM-Schlussbouquet im Januar, er bestritt zudem internationale Spiele mit Kriens-Luzern. Doch der neue Nati-Rekordtorschütze (1094 Tore) zeigte mit seinen elf Treffern gegen St. Otmar, seinen zwölf an der EM gegen Nordmazedonien und der mehrmals übertroffenen 10-Tore-Marke in der European League, wie gefährlich er als 40-Jähriger noch war.
Jetzt eröffnet das Schmid-Vakuum neue Möglichkeiten für die Jungen bei Kriens-Luzern. Oder für die letzten Kadetten-Bezwinger Pfadi oder GC, sich nach vorne zu spielen? Wer in der Liga der Gejagte ist, ist klar.