Eigentlich ist es zu kitschig, um wahr zu sein: Mit seinem letzten Tor an der abgelaufenen EM in Deutschland bricht Andy Schmid den ewigen Nati-Rekord von Marc Baumgartner. Seit Dienstagmorgen ist klar, dass dies sein letzter Treffer als Handball-Profi ist: Schmid beendet seine Karriere per sofort.
Es ist eine Karriere, die im Schweizer Handball – vielleicht sogar im Schweizer Mannschaftssport – ihresgleichen sucht. Geht es um sein sportliches Vermächtnis, dann werden die fünf Auszeichnungen als Bundesliga-MVP oft zuerst genannt. Seine Erfolge alleine greifen aber zu kurz, um das Phänomen Andy Schmid zu erklären. Der Luzerner konnte mit seiner Spielweise ebenso Fans faszinieren, wie junge Handballer inspirieren. Vor allem das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer hat er mit seinen genialen Anspielen auf ein neues Niveau gehoben.
Zu nett für einen Leader
Der Übername «Messi des Handballs» wird oft bemüht, wenn es darum geht, Schmids Leistungen zu würdigen. Er selbst nimmt bis heute Abstand von solchen Vergleichen. Allen Erfolgen und allem Ehrgeiz zum Trotz hat er eine gewisse Demut und Bodenständigkeit immer beibehalten. «Andy ist fast zu nett, um ein guter Leader zu sein», sagte der ehemalige Nati-Trainer Arno Ehret einst.
Schmid interpretiert die Rolle eines Leaders auf seine Weise. In der Nati hat er immer ein offenes Ohr für die jüngeren Mitspieler. Er ist mitverantwortlich dafür, dass die strammen Hierarchien von früher ad acta gelegt werden. «Andy ist der ultimative Anführer: Was er sagt, hat immer Hand und Fuss», sagte Deutschlands Handball-Legende Stefan Kretzschmar einmal zu Blick. «Er geht fair mit seinen Mitmenschen um und hat eine positive Ausstrahlung. So einen Leader hätte ich mir früher gewünscht. Schade, dass er für diese Rolle zu wenig gewürdigt wird.»
Talentiert und sensibel
Kretzschmar begleitet Schmids Zeit bei den Rhein-Neckar Löwen als TV-Experte und Sportchef anderer Bundesligisten. Er erlebt mit, wie der Schweizer in seiner ersten Saison 2010/11 als Fehleinkauf abgestempelt wird und fast wieder den Weg zurück in die Schweiz antritt. Doch Schmid beisst sich durch. Kretzschmar: «Es war früh zu sehen, dass Andy ein ebenso talentierter wie sensibler Spieler ist. Entscheidend für seine Karriere war, dass er einen Trainer bekam, der bedingungslos auf ihn als Nummer 1 gesetzt hat.»
Der erste von Andy Schmids Titeln ist einer der dramatischsten: 2008 sichert er sich mit Amicitia Zürich in einem Herzschlagfinale in der Saalsporthalle gegen die Kadetten Schaffhausen den ersten Schweizer Meistertitel. Ein Jahr später gelingt Amicita gar das Double. Der MVP heisst in beiden Saisons Andy Schmid.
Mit 25 folgt der Schritt nach Dänemark zu Bjerringbro-Silkeborg, wo er zwar nicht Meister, aber wieder wertvollster Spieler wird. Den ersten Titel mit den Löwen gibts 2013 – Schmid gewinnt den EHF-Cup, das Handball-Pendant zum Uefa Cup. Es bleibt seine einzige Trophäe auf europäischer Ebene.
Dann folgen die fetten Jahre: 2014 bis 2018 kommt der Bundesliga-MVP immer aus der Schweiz. 2016 und 2017 werden die Löwen Meister. 2018 verlieren sie zwar die fast sichere Meisterschale an Flensburg, holen dafür erstmals nach unzähligen Halbfinal-Outs den DHB-Pokal. 2022 wird Schmid in einer emotionalen Zeremonie von den Löwen verabschiedet. Sein Trikot mit der Nummer 2 wird unter die Hallendecke der SAP-Arena gezogen. Zurück in der Schweiz gewinnt er mit Kriens-Luzern 2023 den Cup – für den Klub ist es der erste, für Schmid der letzte Titel.
Der erste von Andy Schmids Titeln ist einer der dramatischsten: 2008 sichert er sich mit Amicitia Zürich in einem Herzschlagfinale in der Saalsporthalle gegen die Kadetten Schaffhausen den ersten Schweizer Meistertitel. Ein Jahr später gelingt Amicita gar das Double. Der MVP heisst in beiden Saisons Andy Schmid.
Mit 25 folgt der Schritt nach Dänemark zu Bjerringbro-Silkeborg, wo er zwar nicht Meister, aber wieder wertvollster Spieler wird. Den ersten Titel mit den Löwen gibts 2013 – Schmid gewinnt den EHF-Cup, das Handball-Pendant zum Uefa Cup. Es bleibt seine einzige Trophäe auf europäischer Ebene.
Dann folgen die fetten Jahre: 2014 bis 2018 kommt der Bundesliga-MVP immer aus der Schweiz. 2016 und 2017 werden die Löwen Meister. 2018 verlieren sie zwar die fast sichere Meisterschale an Flensburg, holen dafür erstmals nach unzähligen Halbfinal-Outs den DHB-Pokal. 2022 wird Schmid in einer emotionalen Zeremonie von den Löwen verabschiedet. Sein Trikot mit der Nummer 2 wird unter die Hallendecke der SAP-Arena gezogen. Zurück in der Schweiz gewinnt er mit Kriens-Luzern 2023 den Cup – für den Klub ist es der erste, für Schmid der letzte Titel.
Der wichtigste Trainer in Schmids Laufbahn ist Nikolaj Jacobsen. Er holt den damals zweifachen Schweizermeister 2009 von Amicitia Zürich nach Dänemark zu Silkeborg. 2014 folgt der Däne dem Schweizer zu den Löwen. Dort trifft er auf einen niedergeschlagenen Andy Schmid, der in der Saison zuvor wegen zwei lumpigen Toren das Meisterrennen gegen den THW Kiel verloren hat – der härteste Moment seiner Laufbahn.
Jacobsen erinnert sich: «Als ich nach Mannheim kam, hat Andy mich angesehen und gesagt: ‹Niko, du musst mir versprechen, dass wir einmal Deutscher Meister werden›». Zwei Jahre später löst der heissblütige Däne sein Versprechen ein. Die Löwen werden 2016 und 2017 Meister, 2018 holen sie den DHB-Pokal.
Die Anfrage aus Deutschland
Schmid trumpft bei den Titeln der Löwen so sehr auf, dass sich der Deutsche Handballbund überlegt, den Schweizer einzubürgern und fürs eigene Nationalteam auflaufen zu lassen. Schliesslich sind Nationenwechsel im Handball keine Seltenheit. Und das Timing ist perfekt, da sich Schmid wegen der Überbelastung im Klub eine Auszeit von der damals notorisch erfolglosen Schweizer Nati nimmt. Der Anfrage aus Deutschland erteilt er trotzdem eine Absage.
So fügt Schmid seiner Nati-Karriere doch noch ein erfolgreiches Kapitel hinzu: 2020 führt er die Schweiz nach 14-jähriger Durststrecke wieder an ein grosses Turnier. Auf die EM in Schweden folgt 2021 die Corona-WM in Ägypten und nun 2024 der Schlusspunkt in seiner langjährigen sportlichen Heimat Deutschland. Ein filmreifer Abschluss, der so gar nicht zu Schmid passt – zumindest gemäss seiner Frau Therese: «Sie sagt, ich sei gar kein Romantiker.»