Wer dieser Tage frühmorgens bei uns in den Blick-Newsroom läuft, der sieht Livefussball auf dem grossen Bildschirm. Wenn die Mannschaft von Inka Grings spielt, wird mitgejubelt und mitgelitten. Logisch. Die Schweiz spielt.
Im Tram schauen die Menschen Fussball auf dem Smartphone, um ja nichts zu verpassen. Logisch. Es ist WM.
Die Tochter eines Kollegen wünscht sich zum Geburtstag ein Fussballleibchen mit Crnogorcevic-Aufdruck. Logisch. Sie ist Schweiz-Fan.
Haben wir also endlich die fussballerische Gleichstellung erreicht? Natürlich nicht. Die Frauen verdienen im Vergleich zu den Männern ein Butterbrot. Ihr Tempo wird, physiologisch bedingt, nie gleich hoch sein, wie das der Männer, und Benzema heisst bei den Frauen Putellas.
Aber immerhin haben wir die Phase überstanden, als man immer und immer wieder betonen musste, dass dieser Frauenfussball – im Fall, gopfertelli – auch noch ganz gut sei. Natürlich ist er das.
Auch journalistisch machen wir's unterdessen richtiger: Wir machen nicht mehr hübsche «Schau mal, wie exotisch, eine Fussballerin!»-Geschichten, sondern haben neben den Heldinnen auch die Leistung im Fokus. Wir schauen genau hin, ordnen ein, vergeben nach dem Nati-Spiel Noten. Wenns sein muss, auch schlechte. Das ist wichtig. Wer verschont wird, wird nicht für voll genommen.
Das gilt übrigens auch für Frauen im Management. Erst wenn man ohne Scham auch mal sagen kann: «Die macht ihren Job richtig schlecht!», haben wir's geschafft.
Umgekehrt sollten wir uns aber vor voreiligem Fatalismus hüten: Neulich bei der WM drosch eine Frau einen Freistoss weit übers Tor. Der Neo-Fan, der vor vier Jahren noch meinte, Megan Rapinoe sei wahlweise ein Schokoriegel oder eine Musikband, stellt sogleich mit erhobenem Zeigefinger die Qualität des Frauenfussballs infrage. Ganz generell. Kann man machen, zeugt aber nicht von viel Sachverstand. Aber ich bin überzeugt: Auch das bringen wir noch hin.