Die Fussball-Welt huldigt Lionel Messi. Nicht unverdient – «La Pulga» hat alles gewonnen, was zu gewinnen ist. In Katar machte er wie so oft seine Mitspieler noch stärker. Julian Alvarez, Enzo Fernandez, Angel Di Maria – sie alle spielten an der Seite Messis gross auf. Und hinten hielt ein Überraschungsmann den Kasten sauber: Emiliano Martinez. Dass er die Albiceleste zum WM-Titel hexen würde, hätte vor knapp drei Jahren kaum einer gedacht. In Russland war er noch als Fan vor Ort.
Ein Kind von Traurigkeit ist Martinez nicht. Seine Psychospielchen grenzen oft an Unsportlichkeit oder überschreiten diese Grenze. Vor dem Penalty von Aurélien Tchouaméni wirft der Keeper den Ball in Richtung Strafraum-Eck. Den anschliessenden Fehlschuss und auch jenen von Kingsley Coman feiert er mit einer provozierenden Tanzeinlage.
«Kann mit deren Arroganz nichts anfangen»
Und dann ist noch die Pokalübergabe. Nachdem er zum Goalie des Turniers ausgezeichnet wird, hält er den Goldenen Handschuh vor seine Geschlechtsteile – eine deplatzierte Aktion. «Ich habe es getan, weil mich die Franzosen ausgebuht haben. Ich kann mit deren Arroganz nichts anfangen», erklärt der 30-Jährige seinen Jubel gegenüber Tyc Sports.
Auch bei der Kabinenfeier verzichtet Martinez nicht auf eine Spitze in Richtung «Les Bleus». «Eine Schweigeminute für … Mbappé!», grölt er, während die Mannschaft im Kreis tanzt.
Wo Wahnsinn ist, ist auch oft Genie – so auch im Fall Martinez. Im Viertelfinal avancierte er bereits zum Penalty-Helden. Im Final rettet er die Argentinier mit einer Klasse-Reaktion gegen Randal Kolo Muani ins Elfmeterschiessen, wo er den Schuss von Coman pariert.
Leih-Odyssee bei Arsenal
Vor drei Jahren hat «Dibu» (deutsch: Zeichnung) nur davon träumen können, seine Nation zum Copa-America- und WM-Titel zu hexen. Im Sommer 2019 kehrte er nach seiner Leihe von Reading zu seinem Jugendverein Arsenal FC zurück. Einst schloss er sich als 18-Jähriger von CA Independiente der Jugendabteilung der Gunners an.
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Zu Einsätzen kommt er jedoch kaum, wird insgesamt sechsmal ausgeliehen. Erst als sich Stammkeeper Bernd Leno (heute Fulham) Ende der Saison 2019/20 verletzt hatte, schlug die Stunde von Martinez. Mit starken Leistungen machte er auf sich aufmerksam und gewann mit Arsenal den FA Cup.
Nach Lenos Genesung zog Martinez zu Ligakonkurrent Aston Villa weiter, schlug auch in Birmingham voll ein und wurde so in den Kreis der Nationalmannschaft für die Copa America aufgeboten. Auch beim Kontinentaltriumph wurde er zum besten Torhüter ausgezeichnet, in Katar legt er eindrücklich nach.