Turnier 2034 im Golfstaat so gut wie fix
Wer kann die WM in Saudi-Arabien noch verhindern?

Saudi-Arabien und Fifa-Präsident Gianni Infantino sind am Ziel ihrer Träume. Der Golfstaat darf 2034 voraussichtlich die Fussball-WM austragen. Kann dieses Szenario noch verhindert werden?
Publiziert: 04.11.2023 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2023 um 18:42 Uhr
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Gianni Infantino hat sein Ziel erreicht: Die WM 2034 dürfte in Saudi-Arabien stattfinden.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Kaum ist am Dienstag die Frist für die Interessenten an der Austragung der WM 2034 abgelaufen, meldet sich Gianni Infantino (53) in den sozialen Medien zu Wort und verkündet, dass diese in Saudi-Arabien stattfinden wird. Noch sind aber weder die WM 2030, die in sechs Ländern auf drei Kontinenten ausgetragen werden soll, geschweige denn die WM 2034 vergeben. Denn offiziell läuft erst der Bewerbungsprozess.

Die alte Fifa unter Sepp Blatter (87) mit den später teils überführten Mitgliedern des Exekutivkomitees hatte den Ruf eines korrupten elitären Zirkels. Die neue Fifa versprach Transparenz und Demokratie. Doch weit gefehlt. Das Fell des Bären ist bereits verteilt, bevor die Fifa-Vollversammlung die Möglichkeit hat, sich zu äussern. Mit ein paar Winkelzügen schafften es Infantino und der Fifa-Rat, den roten Teppich für Saudi-Arabien auszurollen.

Nur zwölf Jahre nach dem Turnier in Katar will die Fifa die nächste WM in die Golfregion vergeben. An einen höchst umstrittenen Staat, der die Menschenrechte mit Füssen tritt. Im Ranking der Pressefreiheit liegt Saudi-Arabien auf Rang 170 von 180 Ländern. All die Bedenken von Katar? Verdrängt und vergessen. «Making football truly global», schreibt Infantino. Er könnte auch sagen: «Money talks.»

Doch wer könnte die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien noch stoppen?

1) Die Fifa-Vollversammlung

Es ist die Fifa-Vollversammlung mit seinen 211 Mitgliedsverbänden, welche die WM-Gastgeber am Fifa-Kongress Ende 2024 wählt. Nachdem das 37-köpfige Fifa-Council – laut dem Weltverband einstimmig – die WM 2030 sechs Ländern und drei Kontinenten zugesprochen und Saudi-Arabien kein Gegenkandidat hat, scheinen die Würfel aber gefallen. Für neue Bewerber ist die Türe zu, nur allfällige Co-Gastgeber könnten sich auf Wunsch Saudi-Arabiens noch anschliessen, was aber nicht passieren wird.

2) Uefa und ECA

Die Uefa ist der mächtigste Kontinentalverband und die European Club Association (ECA) die Vereinigung, welche die Interessen der europäischen Klubs vertritt. Diese sind dann entscheidend, wenn es um die Freistellung der Spieler und um die Festlegung des Terminkalenders geht. Um die WM in Katar aus klimatischen Gründen in den europäischen Winter zu verlegen, brauchte die Fifa auch eine Einigung mit der ECA. Die Uefa bekommt dank der geplanten Hauptgastgeber Spanien und Portugal aber die WM 2030.

3) Sponsoren und Medien

Vor der WM 2022 gab es aufgrund der öffentlichen Kritik an Katar bei diversen Sponsoren Bedenken, dass das Engagement ihrem Ruf schaden könnte. Konsequenzen zogen aber nur wenige, die meisten blieben an Bord. Weltmarken wie Adidas oder Coca-Cola verlängerten ihre Verträge mit der Fifa sogar langfristig. Auch die grossen TV-Anstalten oder Medienkonzerne hätten aufgrund von Verzicht die Macht, doch das Big Business ist wichtiger.

4) TV-Zuschauer und Fans

Die TV-Quoten in der Schweiz und Deutschland gingen während der WM in Katar im Vergleich zu früheren Endrunden zurück. Andere Regionen der Welt hingegen vermeldeten – zumindest laut Fifa – Rekord-Quoten. Bei den Fans vor Ort herrschte das gleiche Bild: Während die Europäer mit Ausnahme der Waliser dem Turnier fernblieben, strömten Südamerikaner, Nordafrikaner und Fans aus dem Nachbarland Saudi-Arabien in Massen nach Doha.

5) Arbeitsgruppe Menschenrechte

Die Arbeitsgruppe Menschenrechte ist weiterhin aktiv. Diese wurde im Vorfeld der WM in Katar unter anderem von SFV-Präsident Dominique Blanc und Vertretern anderer europäischer Verbände ins Leben gerufen und ist danach erweitert worden. Die Arbeitsgruppe wird sich laut SFV an einer ihrer nächsten Sitzungen dem Thema Saudi-Arabien annehmen und allenfalls am Fifa-Kongress im Mai in Bangkok einen Vorstoss einreichen. Viel verändern wird dies kaum – ausser grosse Verbände entschieden sich für einen Boykott.

Noch ist die Austragung der WM 2034 nicht definitiv gesichert. «Die Fifa muss darauf vorbereitet sein, den Bewerbungsprozess zu stoppen, wenn ernsthafte Menschenrechtsrisiken nicht glaubwürdig angegangen werden», lässt sich Steve Cockburn in einer Medienmitteilung von Amnesty International zitieren. Trotzdem: Dass die Vergabe noch scheitern kann, ist so gut wie ausgeschlossen. Infantino steht kurz davor, seine Mission zu erfüllen. Die (zu) grosse Nähe des Wallisers zum Golfstaat ist seit Beginn seiner Präsidentschaft offensichtlich.

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