Als vor einem Jahr der Anstoss zur WM in Katar bevorstand, da war sich die Fussballwelt einig: Nicht ideal, dass die Fifa ihre Titelkämpfe in ein Land mit miserabler Menschenrechtslage vergeben hat. Aber was will man machen? Jetzt war es ohnehin zu spät, etwas zu ändern. Viel früher, damals, 2010 oder kurz danach, da hätte man etwas tun müssen, direkt nach der Vergabe der WM nach Katar. Fussballer, Nationaltrainer und Verbandschefs waren sich einig: Hätte man damals gewusst, was heute alle wissen, man hätte etwas unternommen. Garantiert!
Nun. Es ist gerade wieder 2010: Vor wenigen Tagen hat Fifa-Boss Gianni Infantino verkündet, dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden soll. Es gibt noch ein paar Hürden, so muss der Fifa-Kongress nächstes Jahr erst der Vergabe der WM 2030 an die sechs (!) dafür vorgesehenen Austragungsländer zustimmen – ein Buebetrickli, das die Saudis überhaupt erst in die Poleposition für das Turnier in elf Jahren bringt. Aber eigentlich ist die Sache gelaufen.
Ausser es erinnert sich jemand an seine Sonntagsreden von vor einem Jahr. Zum Beispiel der schweizerische Fussballverband und dessen Präsident Dominique Blanc. Blanc ist Teil einer Menschenrechts-Arbeitsgruppe, die sich vor den Spielen in Katar gründete, die weiter besteht und die bis dato … schweigt. Man will sich nun untereinander austauschen, vielleicht soll es beim Fifa-Kongress im nächsten Jahr einen Vorstoss zu dem Thema geben. Das klingt so zahnlos, wie es wohl auch ist. Die Saudis verhindern? Traut sich keiner. Aber es wird 2034 niemand behaupten können, man habe es nicht gewusst, damals, 2023 und 2024.