Er geht sowohl als Fan, als auch beruflich an die WM nach Katar. Roman Kilchsperger sagt im Interview mit dem Branchen-Portal «persönlich.com»: «Ich habe beides dabei: Mikrofon und Badehose.»
Seine Hauptroute in Katar werde heissen: «Pool-Stadion-Pool. Und morgens schalte ich mich in die Morgenshow von Radio Energy Zürich ein.»
«Nur den Flug gibts ohne den Segen des Emirs»
Der Radiomoderator und Aushängeschild des Sportsenders blue hat einige Mühe auf sich genommen, um nach Katar zu kommen. Kilchsperger: «Das Einzige, was man ohne Segen des Emirs buchen kann, ist der Flug nach Doha. Von da an wirds schwieriger. Ohne Hayya-Card geht gar nichts. Die bekommt man aber erst, wenn man Ticketnummern, Hotel-Bestätigung und diverses Privates offen legt. Irgendwann drückt man dann auch ok, dass man während des Aufenthalts geortet und kontrolliert werden darf. Geht für mich in Ordnung.»
Zur lauten Kritik am WM-Gastgeber sagt Kilchsperger: «Die WM 1978 in Argentinien war die erste, die ich miterlebt habe. Schon damals gab es Boykott-Aufrufe, weil quasi hinter dem Stadion Menschen exekutiert wurden, die der militärischen Diktatur nicht hörig waren. Seither wurden alle WMs gekauft. Selbst der Märchensommer in Deutschland. Zuletzt Russland. Und die TV-Sender haben immer noch höhere Millionenbeträge bezahlt, um die Turniere zu übertragen. Ihre Katar-Hetze ist darum Heuchelei.»
«An Dummheit nicht zu überbieten»
Die homophoben und frauenfeindlichen Aussagen aus Katar stören ihn dennoch: «Natürlich. Die sind an Dummheit nicht zu überbieten.» Aber, so Kilchsperger: «Wie war das bei unserer WM 1954? Bis zum Frauenstimmrecht ging es dann nochmals knapp 20 Jahre. Ein halbes Jahrhundert nach Aserbaidschan oder Kenia. Und erst seit Juli dieses Jahres dürfen Männer Männer heiraten. Also, wir sind nicht die, die mit dem Finger zeigen sollten.»
Dass Medien trotzdem auf die Missstände in Katar hinweisen sollten, ist für Kilchsperger klar. Aber: «Das hätten sie aber auch schon die vergangenen zehn Jahre seit der Vergabe tun können. Oder als Roger Federer bei den Tennis-Turnieren in Doha Millionen verdiente.»
«Brasilien ist nach 20 Jahren wieder an der Reihe»
Unterdessen ist Kilchsperger zuversichtlich, dass die Schweizer Nati ihr Startspiel gegen Kamerun gewinnen wird: «In der Mittagshitze gegen Onana, Mbeumo, Choupo-Moting. Auch die Schweiz-Kenner Nsame und Ngamaleu kicken dort mit. Das wird mehr als nur ein Aufgalopp.»
Und wer wird Weltmeister? «Ich nehme an Brasilien», so der 52-Jährige. «Die sind nach 20 Jahren wieder mal an der Reihe.» (wst)