Eines kann man Gianni Infantino (52) nicht vorwerfen: Der Mann macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Kurz vor WM-Abpfiff präsentiert der Fifa-Präsident seine Pläne für die nächsten Jahre. Zusammengefasst: Alles wird grösser, teurer – und wenn man ihm glauben darf, gehts danach allen besser.
Das gilt vor allem für Infantino selbst, der 2027 ein viertes Mal zum Fifa-Chef gewählt werden könnte und damit den Geist der Reformen von 2016 umdribbeln würde – auch wenn er rechtlich auf der sicheren Seite sein mag. Bis 2031 käme er auf 15 Dienstjahre als Fifa-Boss und stiesse damit in überwunden geglaubte Blatter-Dimensionen (17 Jahre) vor.
Auch der andere grosse Wurf, über den der Walliser am Freitag spricht, lässt aufhorchen. Eine Klub-WM mit 32 Teams alle vier Jahre – das ist ein offensichtlicher Angriff auf die Europäer und ihre Champions League.
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Es könnte Infantinos grosser Fehler sein. Wenns für ihn blöd läuft, raufen sich Europas Verbände nun zusammen und konzentrieren sich aufs Wesentliche: Statt sich mit läppisch gescheiterten «One Love»-Protesten an der WM aufzuhalten, sollten sie einen glaubwürdigen Gegenkandidaten aufbauen und durchbringen. Dann spielt die Fifa-Amtszeitarithmetik keine Rolle mehr.
Logisch: Das grosse Heulen und Zähneklappern würde im Hause Infantino ob diesem Szenario kaum ausbrechen. Für die kommende Wahl 2023 hat Fussball-Europa ja genau das schon mal nicht hingekriegt. Doch spätestens nach der Ansage des Weltverbandspräsidenten ist klar: Die Zeit der Ausreden ist nun vorbei, liebe Europäer. Wenn ihr daran wieder scheitert, könnt ihr euch das Murren sparen.