Der Transfer kam doch einigermassen überraschend. Steven Zuber (29) spielt eine fantastische Europameisterschaft, liefert mit vier Assists die meisten Torvorlagen des gesamten Turniers. Und doch ändert das nichts an der Attitüde seines Besitzervereins Eintracht Frankfurt, nicht voll auf den Schweizer setzen zu wollen. So wechselt er – und das war auch überraschend – nach Griechenland zu AEK Athen. Also auch dort nicht zur Nummer eins. Das ist Olympiakos Piräus.
Stellt sich also die Frage: Was lief da schief? Milos Malenovic, Zubers Berater, klärt auf «Blue» auf: «Steven hatte ein Preisschild von mehreren Millionen, weil er eine so gute EM gespielt hat.» Doch die grossen Klubs seien nur an einer Ausleihe interessiert gewesen, weshalb man etwas Zeit verloren habe. Am Ende seien rund ein halbes Dutzend Klubs übriggeblieben. Da habe AEK das Rennen gemacht.
In Athen ist es familiär
Bei AEK wird Zuber, wie er sagt, familiär aufgenommen. Und so schlägt er gleich voll ein. Seinen ersten Treffer macht der Tösstaler in seinem ersten Einsatz. Er kommt in der Pause als Joker. In der 66. Minute bucht er. Und schlägt die Hände vors Gesicht, wie um zu manifestieren: Zu schön, um wahr zu sein! Mittlerweile ist er gesetzt und hat zwei weitere Treffer für die Hauptstädter gemacht. Er fühlt sich in der Drei-Millionen-Metropole pudelwohl. Das sehe man doch auf dem Platz.
«Der Fussball steht in Griechenland an erster Stelle. Es gibt kaum etwas Grösseres dort. Fussball ist omnipräsent, die Leute sind fussballverrückt.» So sei er bereits nach kürzester Zeit auf der Strasse erkannt worden. Das sei doch schön.
«Ich bin 30 und spiele meine 13. Profi-Saison. Da kann ich auch mal stolz auf mich selbst sein und dankbar für das, was ich erreicht habe. Ich habe meinen Kindheitstraum erfüllen können», sagt Zuber – und blickt verspielt lächelnd an die Decke des Royal Hotels Savoy in Lausanne, wo die Nati bis zum Transfer nach Genf logiert. In Athen logiert Zuber allein in einer Wohnung mitten in der Stadt.
Frecher Schweizer Fussball
Im bedingungslos positiven Sinn geändert hat die EM das Leben des Steven Z. «Wenn man durch Zürich spaziert und jeder hält dich an, will ein Selfie und bedankt sich – da merkt man, was man als Sportler bewegen kann. Ein Lächeln ins Gesicht zaubern mit einem Sieg. Toll!» Die EM habe ihn, das Team, vielleicht gar das ganze Land, in der Grundhaltung einen Schritt nach vorne gebracht. «Wir sind nicht mehr die kleinen Schweizer. Sondern das Team, das grossen Mannschaften nicht nur Probleme bereiten, sondern sie auch mal schlagen kann. Und das mit unserem frechen Fussball.»
Es tönt wie ein Kampfansage an die Nordiren. Denn ohne Dreier gegen die Insulaner wirds kaum was aus der WM 2022. Und da wollen Zuber und Co unbedingt hin.