Da reibt sich manch Fussballfan verwundert die Augen: Der vierte Offizielle im Spiel Englands gegen den Iran hält nach 45 Minuten die Tafel mit der Nachspielzeit hoch – 14 Minuten! Klar, die Verletzung von Iran-Goalie Beiranvand sorgt für die ein oder andere Unterbrechung, doch spätestens, als in Hälfte zwei aus auf den ersten Blick unerklärlichen Gründen erneut 10 Minuten draufgepackt werden, kommt Irritation auf.
57 angezeigte Minuten sinds zusammengerechnet in den vier gespielten WM-Partien. Effektiv gemäss «The Athletic» 64 Minuten und 57 Sekunden. Somit dauert eine Partie im Schnitt und 106 Minuten – statt deren 90.
Fifa will 90 Minuten aktives Spiel
Und das ist völlig bewusst so. Bereits im Vorfeld des Turniers hat sich Fifa-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina (62) zu diesem Thema geäussert. Demnach soll die Nachspielzeit vom Schiri-Gespann «sehr sorgfältig» überlegt werden: «Wir werden versuchen, die Zeit auszugleichen, die durch Zwischenfälle verloren geht.» Gründe für solche Unterbrechungen könnten Torjubel, Auswechslungen, Verletzungen oder Platzverweise sein.
Ausserdem sollten wir uns an die Tatsache gewöhnen, dass gemäss Collina «sechs, sieben, acht, neun Minuten» nachgespielt werden. Die Fifa will so erreichen, dass möglichst genau 45 Minuten pro Hälfte aktiv gespielt wird. Der Effekt: Bisher wurden in der Nachspielzeit vier Tore erzielt.
Was wäre die Alternative? Eine Shot-Clock, wie man es aus dem Hockey oder Basketball kennt, wird seit Jahren immer wieder diskutiert. Dort würde die Zeit bei jeder Unterbrechung gestoppt werden, bei einer reinen Spielzeit von 60 Minuten. Ob eine solche Revolution allerdings jemals durchkommt, sei dahingestellt. Bis dahin darf man weiterhin nach 89 Minuten mit seinen Fussballfreunden und -freundinnen werweissen, welche Zahl wohl gleich auf der Tafel aufleuchten wird. (mou)