Eine Endrunde ist jeweils auch das Ende eines Zyklus'. 2018 beendet Gelson Fernandes seine Karriere, zwischen Vladimir Petkovic und Valon Behrami kommt es zum Zerwürfnis, auch Blerim Dzemaili und später Johan Djourou werden vom damaligen Nati-Coach nicht mehr aufgeboten.
Am Tag nach der 1:6-Pleite gegen Portugal sagt Nati-Direktor Pierluigi Tami: «Kein Spieler hat den Wunsch geäussert, aufzuhören. Wir haben unseren Blick auf die Qualifikation für die EM 2024 gerichtet, die im März beginnen wird.»
Ob dem so ist, bleibt abzuwarten. Das sind die wichtigsten Fragen zur Zukunft der Nati.
Gibt es einen Umbruch in der Nati?
Die Aussagen von Yakin und Tami nach dem Turnier deuten nicht in diese Richtung. Trotzdem tut der Nati-Coach gut daran, während der im März beginnenden EM-Qualifikation für eine Blutauffrischung zu sorgen. Mit Fabian Rieder und Ardon Jashari waren die beiden grössten Schweizer Talente bereits in Katar mit dabei, andere wie Kastriot Imeri, Zeki Amdouni, Dan Ndoye, Bradley Fink, Lewin Blum oder Leonidas Stergiou müssen herangeführt und integriert werden. Denn spätestens im Hinblick auf die WM 2026 muss eine neue Mannschaft aufgebaut werden.
Wie geht es mit Xherdan Shaqiri weiter?
Dass er in der MLS unter Vertrag steht (bis Ende 2024), kann Shaq in Katar einigermassen kaschieren, auch wenn er defensive Defizite aufweist. Der tiefe Rhythmus der MLS, die Ende Februar wieder loslegt, könnte aber zum Problem werden. Zudem ist der 31-Jährige noch immer verletzungsanfällig. Shaq fehlen noch sechs Länderspiele, um mit Heinz Hermann als Rekord-Internationaler (118 Länderspiele) gleichzuziehen. Zumindest als Joker kann er aber auch in Zukunft Gold wert sein.
Was passiert mit Haris Seferovic?
Der U17-Weltmeister von 2009 ist der grosse Verlierer unter Yakin. 2021 ist er mit drei Treffern einer der Hauptakteure auf dem Weg zum sensationellen Viertelfinal-Einzug an der EM, in Katar spielt er praktisch keine Rolle mehr. Der Wechsel zu Galatasaray im Sommer und die fehlende Spielzeit in Istanbul bringen ihn aufs Abstellgleis. Die Aussage nach dem Portugal-Spiel hilft nicht, um bei Yakin Pluspunkte zu sammeln. «Der Trainer macht die Taktik und entscheidet. Wir haben 1:6 verloren. Ich denke, das sagt alles.»
Auf welchen Torhüter setzt Yakin in Zukunft?
Yann Sommer hat kein gutes Turnier hinter sich. Zwar gewinnt er nach seiner Knöchelverletzung den Wettlauf gegen die Zeit und steht gegen Kamerun und Brasilien im Tor, dann folgt der nächste Rückschlag. Gegen Serbien fehlt er wegen einer Grippe, gegen Portugal zieht er eines seiner schlechtesten Länderspiele ein. Zu den Gerüchten eines möglichen Klub-Wechsels will er in Katar keine Stellung nehmen. Nächste Woche wird er 34. Mit Gregor Kobel, der ihn gegen Serbien ersetzte, stünde sein Nachfolger bereit. Zumindest bis zur EM in Deutschland dürfte Sommer aber weitermachen.
Bleibt Granit Xhaka Captain?
Um den Captain ist auch in Katar eine grosse mediale Debatte entstanden. Mit seinem Griff in den Schritt sowie seiner Provokation mit dem Tragen des Jashari-Trikots im Spiel gegen Serbien macht sich Xhaka angreifbar, gegen Portugal geht der Captain wie die ganze Mannschaft unter. Der 30-Jährige ist aber der natürliche Leader dieser Mannschaft und der momentan beste Schweizer Fussballer. Mit Arsenal führt er die Premier League an. Ihn von seinem Amt zu entheben, macht keinen Sinn.
Ist die Türe für Jordan Lotomba und Kevin Mbabu zu?
Yakin verzichtet aus sportlichen Gründen auf die beiden welschen Aussenverteidiger. Während Mbabu bei Fulham kaum zum Einsatz kommt, spielt Lotomba in Nizza allerdings regelmässig. Beide leisten sich im Juni im Rahmen der Nations League einen Fehltritt, als sie in der Hotel-Lobby zu lange Karten spielen und vom Nati-Coach disziplinarisch bestraft werden. Eine laut den SFV-Verantwortlichen einmalige Massnahme. Die Tür zur Nati ist für beide weiterhin offen.