Übrigens – die Blick-Kolumne
Ein Fussballprofi zwischen Himmel und Hölle

Der 1. FC Saarbrücken schreibt ein Fussballmärchen. Mittendrin ist Kai Brünker. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 24.03.2024 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 16:00 Uhr
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Saarbrücken-Profi Kai Brünker hatte in seinem Leben mit einem Schicksalsschlag zu kämpfen.
Foto: Getty Images

Vor acht Tagen sitzt Kai Brünker als Gast im Studio des ZDF. Ein Hüne von einem Mann. Der Stürmer des 1. FC Saarbrücken schildert nochmals das Fussballmärchen, das sein Klub derzeit schreibt. Nach Zweitligist Karlsruhe, nach Eintracht Frankfurt und dem sensationellen Coup gegen Bayern München schalten die Saarbrücker auch Borussia Mönchengladbach aus. Die Saarländer schreiben deutsche Fussballgeschichte. Ein Drittligist im Pokal-Halbfinal.

«Das ist geisteskrank», sagt Brünker nach dem Sieg gegen Gladbach in der ersten Emotion. Er hat in der Nachspielzeit gegen Gladbach den Siegestreffer erzielt und das Stadion zum Kochen gebracht. Einige Tage später folgt der Besuch im «Aktuellen Sportstudio». «Ich würde jedem Menschen einmal im Leben solche Glücksgefühle und Emotionen wünschen. Das muss man erleben, das kann man nicht beschreiben», sagt er.

Ein gelernter Elektriker

Dann erzählt er von seiner Karriere, die mit dem Glitzer und Glamour des Profifussballs wenig zu tun hat. Er lernt Elektriker, spielt lange in einer unteren Liga in Baden-Württemberg, bis ihn ein Angebot des SC Freiburg erreicht. «Ich habe das mit meinem Vater besprochen. Und er hat gesagt: Das musst du machen, diese Chance kommt nur einmal im Leben.» Bei diesen Worten wird seine Stimme immer leiser und brüchiger. Plötzlich umgibt den strahlenden Helden eine seltsame Trauer und Nachdenklichkeit.

Schicksalsschlag: Vater tot aufgefunden

Der Hintergrund: Genau vor einem Jahr ist Brünker nicht im Himmel, sondern in der Hölle. Am Ufer der Brigach in Donaueschingen wird eine männliche Leiche gefunden. Es ist Dirk Brünker, der Vater des Saarbrücker Pokalhelden. Sein Vater Dirk war ebenfalls Fussballer. Am 23. Dezember 2022 verlässt er kurz nach Mitternacht ein Lokal in der Innenstadt von Villingen. Und verschwindet danach spurlos. 

Sein Sohn Kai spielt damals nach Stationen in Freiburg und in der 4. Liga Englands beim FC Magdeburg. Die Mitspieler helfen ihm bei der Suche nach seinem Vater. Zeitweise sind vierhundert Menschen unterwegs. Das Schicksal von Dirk Brünker bewegt die Menschen im ganzen Schwarzwald.

Es vergehen 77 Tage zwischen Hoffen und Bangen, bis Gewissheit herrscht. Dirk Brünker ist tot. Dritteinwirkung wird ausgeschlossen, auf einen Suizid deutet nichts hin. Die Polizei geht von einem Unfall aus. 

Höhepunkt folgt ein Jahr nach dem Tiefpunkt

Die Zeit ist auch für Kai Brünker extrem belastend. Nachdem sein Vater gefunden wird, verfasst er eine emotionale Botschaft auf Instagram. «Ob in der Heimat, in Magdeburg oder deutschlandweit, ihr alle habt Eure Unterstützung angeboten, Wärme gegeben und uns die Hand gereicht. Es fühlt sich an, als würde ein riesengrosser Ballast von uns abfallen. Der Schmerz sitzt sehr tief, doch es wird Ruhe einkehren. Wir sind als Familie endlich wieder vereint.»

Und jetzt, exakt ein Jahr nach diesem erschütternden Ereignis, erlebt Kai Brünker den Höhepunkt seiner Karriere. Und das Märchen kann weitergehen. Am 2. April empfängt Saarbrücken im Halbfinal den Zweitligisten Kaiserslautern zum «Jahrhundertspiel», wie es Brünker nennt. Die Chancen, als Drittligist ans Finalspiel nach Berlin zu reisen, sind intakt. 

Vielleicht erinnert er sich dabei an die Worte seines verstorbenen Vaters. «Du musst diese Chance nutzen. Die kommt nur einmal.» 

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