00.21 Uhr. In der Nacht von Sonntag auf Montag kommunizieren 12 Top-Klubs offiziell, dass sie eine Super League gegründet haben und möglichst schnell gegeneinander spielen wollen. Es sind dies Liverpool, Manchester United, Manchester City, Arsenal, Chelsea und Tottenham aus England, Real Madrid, Barcelona und Atlético Madrid aus Spanien und Inter Mailand, Juventus und AC Milan. Es ist eine offene Kriegserklärung an die Uefa und die Champions League.
01.11 Uhr. Die Fifa drückt in einem Communiqué ihre «Missbilligung einer geschlossenen europäischen Ausreisserliga ausserhalb der internationalen Fussballstrukturen» aus. Auch die Uefa kommuniziert, in Abstimmung mit dem englischen, spanischen und italienischen Verband. «Dieses zynische Projekt basiert auf dem Eigeninteresse einiger Klubs in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr denn je Solidarität braucht. Wir werden alle Massnahmen prüfen, die uns auf allen Ebenen zur Verfügung stehen, sowohl in der Justiz als auch im Sport, um dies zu verhindern.»
Und weiter: «Wie bereits von der Fifa und den sechs Konföderationen angekündigt, ist es den betroffenen Vereinen untersagt, an anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder weltweiter Ebene teilzunehmen, und ihren Spielern könnte die Möglichkeit verweigert werden, ihre Nationalmannschaften zu vertreten. Wir danken den Klubs in anderen Ländern, insbesondere den französischen und deutschen Klubs, die sich geweigert haben, sich dem anzuschliessen. Wir fordern alle Fussballliebhaber, Anhänger und Politiker auf, gemeinsam mit uns gegen ein solches Projekt zu kämpfen. Dieses anhaltende Eigeninteresse einiger weniger hat zu lange gedauert. Genug ist genug.»
Mehr zur europäischen «Super League»
08.18 Uhr. Erste Scherze machen im Internet die Runde. Der FC Lugano twittert: «Sehr geehrte Gründungsmitglieder der #SuperLeague Wir prüfen Ihren Vorschlag zur Teilnahme an diesem neuen Wettbewerb sorgfältig. Trotz einiger Zweifel an dem Projekt werden wir Ihnen in den kommenden Tagen eine endgültige Antwort geben.»
09.00 Uhr. In Montreux trifft sich das Uefa-Exekutivkomitee. Es berät über die Champions-League-Reform, die ab 2024 mit 36 statt 32 Mannschaften und viel mehr Spielen ausgetragen werden soll.
10.22 Uhr. ManUtd-Legende Rio Ferdinand: «Das ist für mich Krieg gegen den Fussball. Es ist eine Schande, es ist peinlich und es geht gegen alles, worum es beim Fussball geht.» Unterdessen bestätigt die US-Grossbank JP Morgan, die Finanzierung der Super League zu übernehmen. 200 bis 300 Millionen «Willkommensbonus» soll jeder Klub bekommen, danach sollen garantierte Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe ausbezahlt werden. Während der «anfänglichen Verpflichtungsperiode der Vereine» könnten Solidaritätsleistungen an die anderen Fussball-Vereine dieser Welt in Höhe von zehn Milliarden Euro ausgezahlt werden, hatten die Klubs mitgeteilt. Auch ManUtd-Legende Gary Neville tobt: «Ich bin seit 40 Jahren United-Fan, aber jetzt bin ich nur noch angewidert, absolut angewidert. Sie wollen nun in eine Liga ohne Wettbewerb abhauen. Wo man nicht mal absteigen kann. Das ist eine absolute Schande. Ehrlich, wir müssen die Macht von diesen Klubs zurück holen.»
10.45 Uhr. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gibt eine Stellungnahme ab. Er sagt, dass «der FC Bayern München und Borussia Dortmund in allen Gesprächen zu 100 Prozent die deckungsgleichen Auffassungen vertreten haben.» Die deutschen Klubs lehnen eine Super League ab – wie auch zum Beispiel Paris SG. Watzke und Co wollen die geplante Reform der Champions League umsetzen.
11.49 Uhr: Zweitligist Darmstadt twittert: «Klarstellung: Der #sv98 steht für eine europäische #SuperLeague nicht zur Verfügung. Wir glauben weiterhin, dass wir uns auf sportlichem Weg für den europäischen Wettbewerb qualifizieren können. Irgendwann. Vielleicht. P.S: Hören Sie auf, uns ständig anzurufen, Florentino Perez.»
11.50 Uhr: Die Sportschau vermeldet, dass das Uefa-Exekutivkomittee die Champions-League-Reform ab 2024 durchgewunken hat.
14.30 Uhr: Die Uefa droht, dass die Profis der abtrünnigen Vereine nicht an internationalen Turnieren teilnehmen dürfen. «Die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlossenen Liga spielen, werden von der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft ausgeschlossen», sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Wann dies geschehen werde, liess der Slowene allerdings noch offen. Es sei «zu früh», um über rechtliche Konsequenzen zu sprechen. Es solle aber «so früh wie möglich» geschehen.
17.35 Uhr: Jetzt spricht Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Und er hat eine pointierte Meinung zur Super League: «Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Superliga nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fussball eine seriöse Basis garantiert. Der FC Bayern begrüsst die Reformen der Champions League, weil wir glauben, dass sie für die Entwicklung des europäischen Fussballs der richtige Schritt sind. Die modifizierte Vorrunde wird zu mehr Spannung und Emotionalität im Wettbewerb beitragen.» Und weiter: «Ich glaube nicht, dass die Superliga die finanziellen Probleme der europäischen Clubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind. Vielmehr sollten alle Vereine in Europa solidarisch daran arbeiten, dass die Kostenstruktur, insbesondere die Spielergehälter und die Honorare für die Berater, den Einnahmen angepasst werden, um den gesamten europäischen Fussball rationaler zu gestalten.»
18.04 Uhr: Prinz William, der Präsident des englischen Fussballverbands FA und Fan von Aston Villa, sieht die neue Super League ebenfalls kritisch. «Ich teile die Sorgen der Fans über die vorgeschlagene Super League und den Schaden, der damit dem von uns allen geliebten Spiel zugefügt werden kann», schrieb der Zweite in der britischen Thronfolge auf Twitter. Die gesamte Fussball-Gemeinschaft müsse jetzt mehr denn je geschützt werden «von ganz oben bis zur Basis – und die Werte des Wettbewerbs und der Fairness in ihrem Kern», so der Royal.
19.03 Uhr: Jesper Moller, Mitglied des Uefa Exekutivkomitees und Präsident des dänischen Fussballverbands, droht gegenüber DR Sport, dass drei der verbleibenden vier Halbfinalisten aus der Champions League fliegen: «Real Madrid, Manchester City und Chelsea werden raus sein und ich gehe davon aus, dass es am Freitag passiert. Und dann muss man schauen, wie die Champions League zu Ende geht», so Moller. PSG wäre somit als einzig verbliebener Klub der Sieger.
Es wäre ein Horror-Szenario. Für die Fans, für die Vereine, für den Fussball.