Foto: TOTO MARTI

YB-Captain Loris Benito im Interview
«Fassnachts Rückkehr war mein Weihnachtsgeschenk»

Wie der ganze Klub hat YB-Captain Loris Benito eine besonders turbulente erste Saisonhälfte erlebt. Im Interview im türkischen Belek spricht der 33-Jährige über die Trainerwechsel, die Rückkehr von Kumpel Fassnacht und die Ziele für die Rückrunde.
Publiziert: 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 07:27 Uhr
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Im türkischen Belek bereitet sich YB aktuell auf die Rückrunde vor.
Foto: TOTO MARTI

Seit dem 2. Januar ist der amtierende Schweizer Meister im türkischen Ferienort Belek im Trainingslager. YB-Captain Loris Benito hat am Dienstag im Testspiel gegen Sepsi OSK aus Rumänien gerade die ersten 45 Minuten des Jahres in den Beinen. Er feiert seinen 33. Geburtstag. Während seine Teamkollegen die zweite Hälfte in Angriff nehmen, nimmt sich Benito Zeit für Blick. 

Blick: Seit bald zwei Wochen ist Giorgio Contini Ihr neuer Trainer, Ihr Eindruck?
Loris Benito:
Es ist nicht der erste Trainerwechsel, den ich in meiner Karriere erlebt habe. Die Anfangszeit ist immer sehr spannend, da eine neue Energie hereinkommt. Giorgio bringt viel Positivität in die Mannschaft, ist gleichzeitig aber auch sehr fordernd und hat eine klare Vorstellung davon, was er will.

Wie sehen die Anforderungen von Giorgio Contini aus? Welchen Fussball will er auf dem Platz sehen?
Man merkt, dass er den Ball gerne in den eigenen Reihen halten und spielerische Lösungen finden möchte. In der Vorrunde haben wir teilweise zu schnell nach vorne gespielt, auch mit hohen Bällen. Das lag aus meiner Sicht auch am mangelnden Selbstvertrauen. Dies hat er in den ersten Trainings direkt angepackt.

In der Liga zeigte die Formkurve zuletzt nach oben. Waren Sie überrascht, dass man nicht mit Joël Magnin als Trainer weitergemacht hat?
Für uns war es immer klar und wurde auch entsprechend kommuniziert, dass Joël die Aufgabe nur übergangsweise übernimmt, bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Es war im Oktober wichtig, schnell wieder in die Spur zu kommen. Das lag sicher am Trainer, aber auch an uns Spielern. Ich denke, wir haben das ganz gut umgesetzt und uns dieser Verantwortung gestellt.

Ein neues, aber bekanntes Gesicht ist Christian Fassnacht. Wie gross ist die Freude über die Rückkehr?
Fasis Rückkehr war mein Weihnachtsgeschenk. Wir sind sehr gute Freunde und standen stets im Austausch. Ich wusste, dass sich da etwas tut, und bin überglücklich, dass er zurückkommt.

Wie kann er sich schnell einbringen?
Wir wissen, was wir an ihm haben. Er ist ein Spieler mit grosser Vergangenheit im Klub, wichtig für die Kabine, belastbar und einer, der vorangeht. Das alles verkörpert er, und ich sehe nur Positives in seiner Rückkehr.

Meschack Elia ist ebenfalls zurück im Training. Wie kann das Team ihm nach dem Tod seines Sohnes helfen?
Es ist schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen. Man kann sich das gar nicht vorstellen. Wir unterstützen ihn, indem wir Normalität bieten, im Umgang mit ihm nicht auf Eierschalen laufen und ihm die Zeit geben, die er braucht. Es freut mich, dass er hier präsent ist und auch schon wieder ab und zu lächeln kann.

Elia ist seit dem Rückrunden-Trainingsstart zurück im Team. Mit dem 28. Dezember der früheste in der Klubgeschichte. Wie haben Sie die kurze Ferienzeit erlebt?
Wir hatten eine sehr intensive Hinrunde mit vielen Spielen. Körperlich konnten wir uns sicher erholen, aber mental war die Pause zu kurz, um alles zu verarbeiten. Aus sportlicher Sicht bin ich allerdings nicht unglücklich darüber, dass es schon wieder losgeht und wir im Rhythmus bleiben.

Wie war Ihr persönliches Fazit der Hinrunde? Sie kamen aus einer schweren Verletzung und hatten den Druck, sofort zu liefern – sowohl als Spieler auf dem Feld als auch als Anführer in der Kabine.
Ich habe es nicht als Druck empfunden. Vielmehr habe ich es als Motivation gesehen, um möglichst schnell zurückzukommen.

Dennoch mussten Sie danach viele negative Momente und Spiele vor Journalisten erklären, moderieren und sich vor das Team stellen.
Als Captain gehört das dazu. Ich stelle mich dem gerne, verstecke mich nicht vor der Realität oder der Kritik. Es gab Situationen, in denen die Kritik absolut berechtigt war. Das muss man akzeptieren und sich verbessern.

Wie hat Ihr Körper die Belastung verdaut? Vom Kreuzbandriss direkt zum Stammspieler mit Spielen im 3-Tages-Rhythmus.
Meine Rückkehr kam in einer Phase, in der es dringend war, und plötzlich spielte ich alle drei Tage. Grundsätzlich bin ich gut aus der Verletzung zurückgekommen, aber es war natürlich nicht einfach für den Körper. Das zeigte sich in kleineren Verletzungen, die glücklicherweise meist kurz vor den Nati-Pausen auftraten, so dass ich nicht mehr viele Spiele bei YB verpasst habe.

Ist eine positive Erkenntnis der Hinrunde, dass die Konkurrenz es verpasst hat, Ihre Schwächephase zu nutzen, und Sie nur acht Punkte von der Tabellenführung entfernt sind?
Ich bin kein Fan davon, bei jedem Spiel zu rechnen: «Wenn wir das gewinnen, sind wir wieder drei Punkte näher dran.» Wir haben die Qualität, jeden Gegner zu schlagen, sind dieser Erwartung aber zuletzt nicht gerecht geworden. Wir müssen unsere Leistungen bringen, Punkte einfahren und nicht zu weit nach vorne schauen. Dann passiert vieles von allein.

Loris Benito persönlich

Loris Benito ist am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Beim FC Aarau durchläuft er die Juniorenabteilung und absolviert seine ersten Profispiele. Nach zwei Jahren beim FC Zürich wechselt er 2014 zu Benfica Lissabon, wo er zwar Meister wird, sich aber nicht durchsetzen kann. 2015 folgt der Wechsel zu YB, wo er in vier Jahren zweimal den Titel gewinnt. 2019 geht es nach Bordeaux, nach zwei Jahren in Frankreich löst er seinen Vertrag auf, findet aber erst nach einigen Monaten Unterschlupf bem FC Sion. Im Sommer 2022 geht es zurück nach Bern, wo zwei weitere Meistertitel folgen. Seit dieser Saison ist Benito Captain der Berner. Für die Nati debütierte er 2018 und bestritt bislang 13 Länderspiele.

Loris Benito ist am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Beim FC Aarau durchläuft er die Juniorenabteilung und absolviert seine ersten Profispiele. Nach zwei Jahren beim FC Zürich wechselt er 2014 zu Benfica Lissabon, wo er zwar Meister wird, sich aber nicht durchsetzen kann. 2015 folgt der Wechsel zu YB, wo er in vier Jahren zweimal den Titel gewinnt. 2019 geht es nach Bordeaux, nach zwei Jahren in Frankreich löst er seinen Vertrag auf, findet aber erst nach einigen Monaten Unterschlupf bem FC Sion. Im Sommer 2022 geht es zurück nach Bern, wo zwei weitere Meistertitel folgen. Seit dieser Saison ist Benito Captain der Berner. Für die Nati debütierte er 2018 und bestritt bislang 13 Länderspiele.

Aber wenn Sie den Spielplan der kommenden Wochen mit Gegnern wie Winterthur, GC oder Yverdon sehen, während die Konkurrenz aufeinandertrifft – macht man sich da nicht doch Gedankenspiele?
Diese Gedanken hatten wir auch zu Beginn der Saison, und wir haben keines der ersten sechs Spiele gewonnen. Die ersten drei gingen sogar verloren. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen, denn der Rückrundenstart ist extrem wichtig.

Die Wichtigkeit der französischen Sprache im Team war im Herbst immer wieder Thema. Ist dem wirklich so?
In der Schweiz ist man es als Spieler gewohnt, mit vielen verschiedenen Sprachen konfrontiert zu sein. Schon in den Nachwuchsteams hat man oft französischsprachige Mitspieler. Für den Trainer ist es sicherlich eine der grössten Herausforderungen.

Bei Sprachtalent Giorgio Contini ist das kein Problem.
Ja, das ist sicher ein grosser Vorteil. Er beherrscht viele Sprachen sehr gut. Letztlich vermitteln Trainer auch Emotionen, die die Spieler spüren müssen. Wenn dies in der eigenen Sprache geschieht, kommt es besser an.

Gab es vor dem YB-Engagement Berührungspunkte mit Contini?
Leider nicht. Aufgrund meiner Kreuzbandverletzung konnte ich ihn bei der Nati nicht erleben, und auch beim letzten Nations-League-Zusammenzug war ich verletzt, obwohl ich dabei gewesen wäre.

Die Rückkehr in die Nati, dennoch ein Ziel für die kommenden Monate?
Das ist definitiv ein grosses Ziel von mir. Die Spiele mit der Schweizer Nationalmannschaft waren immer Highlights für mich. Jetzt habe ich mit Giorgio einen Trainer, der einen guten Draht zum Nati-Coach hat. Vielleicht kann er ein gutes Wort einlegen (lacht).

In der Liga ging es aufwärts, im Cup seid ihr noch dabei. In der Champions League steht eine gruslige Bilanz mit null Punkten. Wie gehen Sie mit den letzten Spielen um?
Unser Stolz ist verletzt. Wir haben uns verdient qualifiziert, aber uns nicht gut präsentiert. Der Zeitpunkt der Spiele war mit unserer Verunsicherung denkbar schlecht. Es war allerdings nicht alles negativ, etwa gegen Inter Mailand. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die letzten beiden Spiele mit der neuen Energie nach dem Trainerwechsel positiv gestalten können.

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