Wie einst der FC Basel
YB macht auf Bayern und schwächt Konkurrenz

Sich verstärken und gleichzeitig die Konkurrenz schwächen: Was einst der FCB unter Christian Gross fast genau so gut wie Bayern beherrschte, macht nun YB.
Publiziert: 17.07.2023 um 00:14 Uhr
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Meister YB macht es wie Bayern und spielt mit den Muskeln.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Michael WegmannStv. Fussballchef

YB-Trainer Raphael Wicky hat die Konkurrenz im grossen Meister-Interview mit Blick bereits am 1. Mai ja eigentlich schon vorgewarnt. Auf die Frage, ob die Berner, wie schon ein Jahr zuvor, Schlüsselspieler von Konkurrenten verpflichten werden, meinte der Meister-Coach: «Logisch schaut sich der Klub in der Liga um. Und logisch ist YB für Spieler, die in anderen Klubs überzeugen konnten, ein Thema.»

Erst Ugrinic und Imeri, jetzt Males

Letzte Saison wurden Filip Ugrinic (24) vom FC Luzern und Kastriot Imeri (23) von Servette abgeworben. Jetzt gelingt mit Darian Males (22), der in der abgelaufenen Saison als Leihspieler von Inter Mailand für den FC Basel 28 Skorerpunkte erzielte, der ganz grosse Transfercoup.

Males hätte auch ins Ausland gehen können. Verschiedene Bundesligisten wie der VfB Stuttgart waren interessiert. Wicky meinte dazu im Mai: «Die Spieler werden sich die Frage stellen: Bin ich schon bereit für einen Auslandstransfer oder gehe ich erst einmal zum besten Klub der Schweiz? Und das ist nun mal YB.»

Vor einem Jahr kamen mit Filip Ugrinic und Kastriot Imeri die beiden Schlüsselspieler von Luzern und Servette. Jetzt Males. Die Idee dahinter ist so clever wie alt: Das eigene Team stärken und die Konkurrenz schwächen.

Bayern München tut dies in Deutschland seit Jahren. Und auch der FC Basel hat dieses Modell viele Jahre erfolgreich praktiziert. In der erfolgreichen Ära unter Christian Gross nach der Jahrtausendwende war GC das Lieblingsopfer der Basler: Spieler wie Petric, Esposito, Murat Yakin, Smiljanic, Zuberbühler, Zanni und viele mehr kamen direkt oder über Umwege ans Rheinknie.

FCB köderte einst Yapi von YB weg

Doch auch YB musste unter dem damaligen Serienmeister leiden. Wer erinnert sich nicht mehr an die Saison 2009/10. YB ist unter dem späteren Nati-Trainer Vladimir Petkovic so nah am Titel wie seit 1986 nie mehr. Die Berner dominieren die Liga mit Offensivspektakel, angeführt von zwei Ivorern. Vorne trifft Seydou Doumbia, im Mittelfeld dirigiert Gilles Yapi. 32 von 36 Runden liegt YB auf Platz 1 – hat einmal gar 13 Punkte Vorsprung auf Basel. Doch in der Rückrunde wird man in der Hauptstadt nervös. Der FCB hat seine Fühler nach Yapi ausgestreckt. Später heisst es gar, Yapi habe bereits unterschrieben. Der Vorsprung schmilzt. Irgendwann ist Yapis Wechsel dann Tatsache. Sowie die Finalissima in Basel. Petkovic nimmt Yapi nicht mal mehr in den Kader. Der FCB siegt und schnappt YB den Titel vor der Nase weg.

Petkovic hatte Zweifel, dass Yapi nicht mehr alles geben würde. Völlig zu Unrecht, meinte Yapi Jahre später zu Blick: «Ich wollte unbedingt spielen. Ich bin Fussballer, ich will Titel gewinnen. Ein Titel mit YB war mein grosser Traum. Ich wurde in den vier Saisons bei YB dreimal nur Vizemeister.» Mit dem FCB wurde Yapi dann dreimal Meister.

Der damalige Ligakrösus FCB erreichte, was er wollte: YB verunsichert, geschwächt und für viele Jahre zurückgebunden. Auf den FCB-Titel 09/10 folgten gleich sieben weitere in Serie.

Die Rollen in der Super League haben mittlerweile gewechselt. Jetzt macht YB auf Bayern und spielt mit den Muskeln.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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