Auf einen Blick
- Der FC St. Gallen hadert mit der Doppelbelastung
- Nur Chelsea hat in der Conference League mehr Chancen als der FCSG
- Unter Jeff Saibene liefs trotz Europacup auch in der Liga rund
Ausreden gehören zum Fussball wie Niederlagen. Manchmal ist der Rasen schuld. Oft der Schiedsrichter. Und nicht selten die fiese Doppelbelastung. Erst freuen sich die Verantwortlichen, dass es endlich mal wieder geklappt hat mit dem Einzug in den Europacup. Dann wird, wenns national nicht läuft, geflennt. Über die vielen Spiele, die vielen Verletzten, die vielen Reisen. So, als ob Fussballspieler Unmenschliches leisten müssten.
Beim FC St. Gallen ists noch nicht ganz so weit mit der Jammerei. Gleichwohl rechnet Coach Enrico Maassen nach dem 1:1 gegen den FCB vor, dass seine Mannschaft zehn Spiele mehr absolviert habe als der Gegner. Und dass es schwierig sei, alle drei Tage die gleiche Intensität hinzubekommen.
Das mag zwar stimmen. Gleichwohl zeigt die grün-weisse Vergangenheit, dass es auch anders gehen kann. Als sich die Espen zum letzten Mal für eine Gruppenphase qualifizierten, liefs in der Vorrunde auch in der Liga rund. 2013/14 lag man nach 17 Runden auf dem vierten Platz, nur drei Punkte hinter Leader Basel. Nun liegen die Espen auf Rang 8. Neun Zähler hinter Lugano.
Auf einer Welle der Euphorie
Auf die Doppelbelastung angesprochen, antwortet der damalige Trainer Jeff Saibene (56): «Wir haben damals nach Europa-League-Spielen nur ein einziges Spiel verloren. Nach unserem Sieg auswärts in Moskau sind die Spieler noch in den Ausgang und haben danach den FC Luzern mit 4:1 geschlagen. Es gibt im Fussball solche Momente. Da läufts einfach. Wir sind auf einer Welle der Euphorie geflogen.»
Jene Welle gabs beim FCSG zu Beginn der aktuellen Saison auch. Erst kämpfte sich die Mannschaft sensationell durch drei Quali-Runden und grüsste nach dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League auch in der Super League von der Tabellenspitze. Mittlerweile aber hat der FCSG von den letzten 15 Spielen bloss noch deren zwei gewonnen. Gegen die nordirischen Halb-Amateure aus Larne und gegen Tabellenschlusslicht GC.
Grün-Weiss schleppt sich in die Winterpause. Nicht in erster Linie wegen der Doppelbelastung, sondern weil man die Kiste nicht trifft. In der Super League hat sich nur der FC Basel mehr Chancen erspielt als die St.Galler und auch in der Conference League liegen die Ostschweizer in der Statistik der erwartbaren Tore weit vorne. Nur der FC Chelsea hat noch mehr Top-Chancen auf dem Konto. Dass dem FCSG mit Willem Geubbels der talentierteste Stürmer verletzt fehlt, ist mit ein Grund für die Misere. Auch wenn acht Treffer in 22 Spielen kein sensationeller Wert ist.
Kaum Verletzte unter Saibene
Unter Saibene hingegen hatte man damals in der legendären Europa-League-Saison keine nennenswerten Ausfälle zu beklagen. «Das war unser Glück. Wir waren auf allen Positionen doppelt gut besetzt. Wir konnten rotieren», so der Luxemburger.
Tut auch Maassen. Insgesamt 23 Spieler kommen in dieser Saison auf mehr als zehn Einsätze. Insgesamt ist der Kader für St. Galler Verhältnisse ziemlich breit – und auf fast allen Positionen doppelt gut besetzt.
Einzig mit einem, der die zahlreichen Chancen auch regelmässig verwertet, können die Espen derzeit nicht dienen. Ob das an der Doppelbelastung liegt? Oder doch eher am Nervenkostüm?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 17 | 9 | 31 | |
2 | FC Basel | 17 | 22 | 30 | |
3 | Servette FC | 17 | 3 | 29 | |
4 | FC Lausanne-Sport | 17 | 6 | 27 | |
5 | FC Zürich | 17 | 1 | 27 | |
6 | FC Luzern | 17 | 2 | 26 | |
7 | FC Sion | 17 | 3 | 23 | |
8 | FC St. Gallen | 17 | 4 | 22 | |
9 | BSC Young Boys | 17 | -5 | 20 | |
10 | Yverdon Sport FC | 17 | -11 | 17 | |
11 | FC Winterthur | 17 | -23 | 13 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 17 | -11 | 12 |