In der Ruhe liegt die Kraft. Das wird nicht nur in jedem Feng-Shui-Seminar und bei jeder Yoga-Lektion gepredigt. Das gilt in allen Lebensbereichen.
Ruhe und Harmonie braucht es auch in der Wirtschaft und im Fussball. Eine geeinte Führung, ein Präsidium, das vertrauensvoll zusammenarbeitet und mit einer Stimme spricht. Das ist in jeder Firma und bei jedem Klub das vermeintliche Erfolgsrezept. Und wenn es nicht läuft, ist die Analyse schnell gemacht. Der Fisch stinkt vom Kopf her.
Harmonie und Kontinuität. Das hat sich auch der FC St. Gallen auf die Fahne geschrieben. Der Vertrag mit Trainer Peter Zeidler wurde im vergangenen Januar, zweieinhalb (!) Jahre vor Ablauf, um weitere zwei Jahre bis 2027 verlängert. Da hat sich das Trio um Präsident Matthias Hüppi, Sportchef Alain Sutter und Zeidler ewige Liebe geschworen.
Die Ostschweizer machen den Eindruck, als möchte man der wankelmütigen Fussballwelt beweisen, dass es anders geht. Als möchte man die Gesetzmässigkeiten des Fussballbusiness, dieses «Hire and Fire», aushebeln. Man will diesem permanenten und aufgeregten Aktionismus die lange Nase zeigen. Die Botschaft: Wir lassen uns nicht irritieren. Wir gehen den Weg gemeinsam. Durch dick und dünn.
Vergessen wird dabei: Fussballjahre sind wie Hundejahre. Alles muss mit dem Faktor sieben multipliziert werden.
St. Gallen läuft es derzeit nicht gerade rosig. Verrückt machen lässt sich da erwartungsgemäss niemand. Im Gegenteil: Es würde nicht verwundern, wenn man mit Zeidler nächste Woche bis 2034 verlängert. Und ihn, ganz wie es derzeit im Trend ist, auf die St. Galler Trainerbank klebt.
Zur Klarstellung: Zeidler ist ein Toptrainer. Sein Erlebnisfussball macht selbst Niederlagen erträglich. Und die Führung des FC St. Gallen hat den Verein bestens positioniert und zum Musterknaben der Liga geformt.
Trotzdem sind solche Rentenverträge ein Unding. Man kann im Fussball nichts in Stein meisseln, man kann sich nicht mit Haut und Haaren an seine Strategie ketten. Das kann schnell eine Art ideologische Verblendung bewirken. Und gegen innen und aussen lähmend wirken.
St. Gallen hat in den vergangenen Jahren nichts gewonnen. Und dümpelt jetzt in gefährlicher Tabellenregion. Wie alle anderen auch. Für Furore sorgen derzeit Luzern und GC. Sie führen die These der ruhigen und harmonischen Vereinsführung als Erfolgsgarant ad absurdum. Dort gibt es Lämpen, Theater, Ungewissheit und Machtkämpfe. Aber Mario Frick und Giorgio Contini verwandeln die negativen Strömungen in positive Energie und schaffen ein leistungsförderndes Klima. Jetzt erst recht.
Da spielt es keine Rolle, wenn der neue GC-Verwaltungsrat Bill Pan keinen Plan hat. Contini hat einen. Wie Frick auch. Sie sind Teil einer prickelnden Saisonschlussphase. In einer Liga, die einen neuen Zuschauerrekord liefern wird.
Dass einige Traditionsvereine, was Führung und Zukunft betrifft, auf der Intensivstation liegen, wirkt sich auf dem Rasen nicht aus.
In der Unruhe liegt offenbar die Kraft!
Mehr zur Super League
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |