In der zu Ende gegangenen Transferperiode ist einiges gegangen in der Super League. Mit Steven Zuber, Christian Fassnacht, Pajtim Kasami, Chris Bedia und Jean-Pierre Nsame sind einige bekannte Namen in die Liga zurückgekehrt, auch das eine oder andere vielversprechende Talent wurde geholt. Andere – wie Rohdiamant Luca Jaquez – verliessen die Liga. Wer ein gutes Händchen bewiesen hat, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Blick stellt aber schon jetzt den zwölf Super-League-Sportchefs das Zeugnis für die Winter-Transferperiode aus:
Lugano (Tabellenerster): Carlos da Silva – Note 4
Lugano ist in drei Wettbewerben auf Kurs. Das spricht für ein breites und qualitativ gutes Kader. Trotzdem wurde erwartet, dass im Winter in der Offensive etwas gehen könnte. Mit Georgios Koutsias hat Carlos Da Silva tatsächlich jemanden geholt. Ob der Grieche vom Partnerklub Chicago allerdings besser als die bisher blassen Shkelqim Vladi und Kacper Przybylko ist, bleibt abzuwarten. Gegen Ende hielt Da Silva die Augen offen für einen Flügel. Gefunden hat er niemanden. Auf eine genügende Note schafft er es trotzdem. Hauptsächlich dank der Vertragsverlängerungen von den drei Säulen Renato Steffen, Mattia Croci-Torti und Mattia Bottani.
Aber halt: Offenbar kommt Lugano intern nicht auf eine genügende Note. Am Tag nach dem Transferschluss wird Da Silva freigestellt. Mehr zum Knall im Tessin gibts hier.
Basel (2.): Daniel Stucki – Note 6
Sein Wort hat der FCB-Sportchef am Ende nicht ganz gehalten. Vor der Winterpause hatte Daniel Stucki angekündigt, höchstens in der Offensive einen Winter-Neuzugang zu tätigen – wenn überhaupt. Am Ende haben die Basler neben der nigerianischen Flügelrakete Philip Otele mit dem Brasilianer Metinho aber auch noch einen Spieler fürs zentrale Mittelfeld verpflichtet. Beides sind aber Transfers, die im engen Titelrennen der Super League das Zünglein an der Waage sein könnten. Die viel wichtigeren Pendenzen hat Stucki aber auf der Abgangsseite abgearbeitet. Vielversprechende Talente wie Roméo Beney oder Emmanuel Essiam hat er in der Challenge League platziert, wo ihnen deutlich mehr Spielzeit winkt. Vor allem aber hat es Stucki mit seinen zwischenmenschlichen Kompetenzen geschafft, dass sich die heikle Personalie Taulant Xhaka im Sommer von selbst erledigen wird. Nebengeräusche werden im Saisonendspurt ausbleiben.
Luzern (3.): Remo Meyer – Note 5
Die Nachwuchsarbeit beim defizitären FCL zahlt sich finanziell langsam aus. Nach Jashari im letzten Sommer hat Remo Meyer mit Luca Jaquez das nächste Eigengewächs für über sechs Millionen Franken verkauft. Dafür erntet Meyer Applaus. Einen kleinen Abzug kriegt er trotzdem. Denn für den von Trainer Mario Frick gewünschten Ersatz hat er nicht gesorgt. Ob Bung Meng Freimann tatsächlich Jaquez ersetzen kann, wird sich zeigen. Die Ansätze sind allerdings da. Sonst ist in der Zentralschweiz kaum was gegangen – Dario Ulrich wurde mit Ruben Dantas Fernandes ersetzt. Mehr musste man aber auch nicht tun. Das im Sommer zusammengestellte Team funktioniert.
Servette (4.): René Weiler – Note 3
Der Fall Dereck Kutesa wurde schlecht orchestriert und führte zu einer Soap-Opera nach Genfer Art, bei dem der Torschützenleader der Meisterschaft für zwei wichtige Spiele in Folge, in Sion und gegen Basel, auf die Bank gesetzt wurde. Die Angelegenheit ist nun abgeschlossen und Servette wird seinen besten Spieler in einigen Monaten ohne Transfererlös verlieren. Was die Neuzugänge betrifft, so scheint Joseph Nonge vielversprechend zu sein, während der Mittelstürmer Alioune Ndoye eine grosse Unbekannte ist. Die Fans hatten auf einen spektakuläreren Mercato gehofft. Enzo Crivelli, der mit der Türkei in Verbindung gebracht wurde, blieb.
Lausanne (5.): Stéphane Henchoz – Note 4
Die sehr gute Nachricht für Lausanne ist, dass Alvyn Sanches, von halb Europa umworben, gehalten werden konnte. Das Juwel hat sich entschieden, in der Tuilière zu bleiben und zu versuchen, mit seinem Jugendklub einen Europacup-Platz zu erreichen. Der Abgang von Antoine Bernede schmerzt hingegen im Mittelfeld. Auf der Seite der Neuzugänge ist die Rückkehr von Aliou Baldé interessant, während Marvin Senaya die Rotation auf der rechten Aussenbahn ergänzt. Das mauretanische Talent Beyatt Lekoueiry hat sechs Monate Zeit, um sich zu etablieren und die Nachfolge von Alvyn Sanches als Spielmacher anzutreten. Wie gut er aber wirklich ist, bleibt abzuwarten.
St. Gallen (6.): Roger Stilz – Note 5
Nsame Spitze, was Roger Stilz in diesem Transferfenster aus dem Hut gezaubert hat. Der Rekordtorschütze der Super League trägt neu Grün-Weiss, ein Coup. Der Deal ist zwar nicht günstig, aber mit der unverhofften Quali für die Conference League hat der FCSG Geld auf der Seite, das gleich reinvestiert wird. Auch die Verpflichtung von Bochum-Spieler Lukas Daschner kostet Geld, eine Verstärkung aber ist der 26-Jährige sportlich auf jeden Fall. Die Frage lautet: Schafft es Coach Enrico Maassen, seine nun top besetzte Offensive richtig auf Touren zu bringen?
YB (7.): Steve von Bergen – Note 5
Mit den Verpflichtungen von Christian Fassnacht, Chris Bedia und Rayan Raveloson holte YB in der Winterpause im Sommer Verpasstes nach – womöglich aber zu spät, um auf den Meisterzug noch aufzuspringen, zumal mit Meschack Elia, Silvere Ganvoula und Cheick Niasse ein Meister-Trio die Berner verlassen hat und YB noch immer die Konstanz abgeht. Ob der Titelverteidiger mit seinem neuen Trainer Giorgio Contini die bislang verkorkste Saison vielleicht doch noch retten kann, wird sich bald zeigen: Am Sonntag kommts zum Kracher gegen Leader Lugano, in einer Woche zum Cup-Viertelfinal-Knüller gegen den FCZ.
Zürich (8.): Milos Malenovic – Note 4
Cheick Condé wurde trotz sehr durchzogenem Herbst für gutes Geld nach Italien verkauft. Jonathan Okita, Nikola Katic und Nemanja Tosic wollten oder sollten gehen. Mit dem überraschenden Abgang von Antonio Marchesano ist der risikobehaftete Umbruch mitten in der Saison perfekt. Pluspunkte gibt es für Milos Malenovic für die Zugänge von Steven Zuber und Jean-Philippe Gbamin, die beide internationale Erfahrung, Leadership und Professionalität ins Team bringen. Deutliche Abzüge gibts für den umstrittenen Zugang von Benjamin Mendy, der sportlich wie auch imagemässig als Hochrisiko-Transfer eingestuft werden darf.
Sion (9.): Barthélémy Constantin – Note 3
Ein harter Schlag war der Abgang von Captain Joël Schmied nach Köln, der durch zwei Neuzugänge, Kreshnik Hajrizi und Federico Barba, kompensiert wurde. Während Hajrizi überzeugt, tut das Barba bislang noch nicht. Mit Pajtim Kasami wurde ein grosser Name verpflichtet, der für Gesprächsstoff sorgt. Eine gute Nachricht ist, dass Sion Ilyas Chouaref behalten konnte. Auf den Aussenbahnen schwächelt Sion noch immer, eine Lücke, die in diesem Transferfenster trotz der am Dienstag kommunizierten Last-Minute-Verpflichtung von Italiens Rechtsverteidiger Gabriele Mulazzi (21) von der zweiten Mannschaft von Juventus Turin nicht gänzlich geschlossen werden konnte.
Yverdon (10.): Filippo Giovagnoli – Note 5
Der grosse Winter-Coup gelang den Waadtländern mit der Verpflichtung von Antonio Marchesano, den man mit einem XXL-Gehalt davon zu überzeugen konnte, fernab von seinem Herzensverein FCZ, um den Klassenerhalt zu spielen. Der Spielmacher war bereits gegen St. Gallen spielentscheidend. Christian Nunez und Ronaldo Tavares sind die beiden anderen Neuzugänge. Wie stark sie sind, kann noch nicht abgeschätzt werden. Auf den letzten Drücker verpflichtete Yverdon mit dem italienischen Nationalspieler Cristiano Piccini auch noch einen erfahrenen Innenverteidiger. Einziger Wermutstropfen dieses erfolgreichen Transfer-Winters ist, dass es den Verantwortlichen nicht gelungen ist, den gescheiterten Stürmer Mitchy Ntelo abzugeben.
GC (11.): Stephan Schwarz – Note 3
GC konnte mit einigen Ergänzungsspielern den Vertrag vorzeitig auflösen. Und mit dem Zuzug von Nestory Irankunda (18) ist ein Coup gelungen. Der Australier belebt die Offensive, erinnert an Ex-FCZler Willy Gnonto. Genauso wie bei der weiteren Leihgabe Grayson Dettoni profitiert GC-Sportchef Stephan Schwarz vom LAFC-Jointventure namens Red & Gold mit dem FC Bayern. Und sonst? Imourane Hassane, der Mann aus Benin, muss sich erst noch akklimatisieren. Die Leihe von Schalke-Stürmer Bryan Lasme ist ein Wagnis. Der Franzose hatte zuletzt mehr Termine bei Ärzten als Fussballspiele in den Knochen. Für GC hat der Stürmer bisher zwei Spiele bestritten, sehr gute Ansätze gezeigt, seither fehlt er wieder verletzt. Das schmerzt. Genauso wie der Abgang von Stamminnenverteidiger Kristers Tobers, der nicht eins zu eins ersetzt worden ist.
Winterthur (12.): Oliver Kaiser – Note 3
Vor etwas mehr als einem Jahr gabs für Winti-Sportchef Oliver Kaiser eine glatte Sechs, weils der FC Winterthur trotz Mini-Budget unter die besten sechs der Liga schaffte. Knapp neun Monate später grüssen die Eulachstädter vom letzten Platz der Tabelle. Vom Kaiser zum Bettler. Und das im wörtlichen Sinn, weil die Winterthurer nicht über die nötigen Mittel verfügen, wurden im Winter trotz Abstiegssorgen mit Stéphane Cueni (23, Wil) und Dario Ulrich (26, Luzern) bloss zwei Spieler verpflichtet.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 24 | 9 | 42 | |
2 | FC Basel | 24 | 25 | 41 | |
3 | FC Luzern | 24 | 5 | 39 | |
4 | Servette FC | 24 | 4 | 39 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 24 | 10 | 36 | |
6 | FC St. Gallen | 24 | 6 | 35 | |
7 | BSC Young Boys | 24 | 5 | 34 | |
8 | FC Zürich | 24 | -3 | 33 | |
9 | FC Sion | 24 | -4 | 30 | |
10 | Yverdon Sport FC | 24 | -17 | 24 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 24 | -10 | 22 | |
12 | FC Winterthur | 24 | -30 | 17 |