Tinu Weber und Lars Lunde
Die knallharte Krisen-Analyse der YB-Legenden

Wie konnte es zu dieser rasanten Talfahrt kommen, dass man selbst um Platz drei zittern muss? Die YB-Legenden Tinu Weber und Lars Lunde haben Antworten.
Publiziert: 23.03.2022 um 10:09 Uhr
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Lars Lunde (r.) und Jean-Marie Conz, Mitglieder der Meistermannschaft 1986, überrreichten den Helden von 2018 den Meisterpokal.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
Alain Kunz

«Ist es wirklich eine Misere»? Tinu Weber (64) stellt sich die Frage selber. Rhetorisch. Dann legt der YB-Rekordspieler (578 Spiele) los und kommt zu einem ähnlichen Schluss wie Lars Lunde (58), YB-Meisterschütze beim Meistertitel 1986. Für Beide ist der Hauptschuldige klar: Der geschasste Trainer David Wagner. Weber: «Wagner konnte das Feuer nie entfachen. Am Ende geht alles auf ihn zurück.» Selbst Dinge, für die er nichts kann. «Wenn 17 Kaderspieler französischer Muttersprache sind und man holt einen Trainer, der die Sprache nicht spricht, dann ist das ein grosses Hindernis.»

Einspruch: Auch Heilsbringer Adi Hütter sprach kein Französisch. Webers Replik: «Ja, aber da hatte es noch nicht so viele Frankophone im Team.» Weshalb es für Weber absolut in Ordnung war, dass YB die Reissleine zog. «Man hätte für die neue Saison ohnehin einen neuen Trainer geholt.»

«Die Champions League kostete die Meisterschaft»

Auch Lunde ist gegenüber Wagner gnadenlos: «Der hatte mir schon bei Schalke nicht gepasst. Er hat in jedem Spiel fünf Änderungen gemacht. So gehts nicht! Wenn es nicht läuft, muss man auf einen Stamm zurückgreifen und den immer bringen. Das hat Wagner versäumt. Sandro Lauper zum Beispiel hat er so vollkommen verunsichert.»

Wagner also der Hauptschuldige. Aber längst nicht nur. Weber ortet die Champions League als weitere Ursache des Kriechgangs. «Dieser Grosserfolg kostete am Ende die Meisterschaft. Und die vielen Spielerverkäufe im Winter. Vor allem mit dem Transfer von Michel Aebischer hat YB die Meisterschaft verkauft.» Dennoch zweifelt Weber nicht an Sportchef Christoph Spycher. «Er hat das Zeug, das zu schaffen. Bisher gings für ihn immer wie durch Butter. Jetzt ist er gefragt.»

Für Weber kann der neue Trainer nicht Vanetta heissen

Für Lunde ist klar: «Nur YB ist daran schuld, dass es dieses Mal nicht zur Meisterschaft reicht. Denn die Berner haben das beste Kader des Landes und nichts daraus gemacht. Das Niveau der Super League ist sehr bescheiden. Ich habe den FCZ nun dreimal gesehen. Und jedesmal hätte YB gewinnen müssen, wenn es ein bisschen mehr Gas gegeben hätte. Aber die Erfolgssättigung hat das im Endeffekt verhindert.»

Und nun muss YB gar um den dritten Platz und die die Teilnahme an der Conference League zittern. «Nun geht es nur noch darum, die Saison einigermassen zu retten», so Weber. «Denn der Fall auf Platz vier darf nicht passieren. Die Jungs haben es drauf, es zu verhindern – trotz allem. Aber sie müssen nun Charakter zeigen.» Und dann? «Brauchts einen neuen Trainer. Einer, der top ist. Matteo Vanetta, der bereits unter Wagner Assistent war, kann das nicht sein. Spycher muss wieder einen Volltreffer landen.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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