Das Spiel
St. Gallen wird nach dem Pausentee mit einer 1:0-Führung im Rücken kalt geduscht und verpasst damit den angestrebten Sprung auf Platz vier der Super League. Miroslav Stevanovic geht am weiten Pfosten vergessen und gleicht das Spiel nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff aus.
In einer animierten und ausgeglichenen Partie kommen die Gäste durch Jérémy Guillemenot nach einer guten Viertelstunde zur ersten Top-Chance – Zigi hält stark. Die fehlende Kaltschnäuzigkeit wird Servette dann umgehend zum Verhängnis, Görtler nutzt direkt die erste Möglichkeit zur Führung der Espen. Da die Hausherren in der Folge für mehr Torgefahr sorgen, gehen sie mit einer verdienten Führung in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel zeigen die Grenats auch nach dem Ausgleich mehr Initiative. Am nächsten kommen sie dem Sieg in drei Szenen. In der 65. Minute kommt Enzo Crivelli, der in der Pause den glücklosen Guillemenot ersetzt (siehe «Der Schlechteste»), nach einer Unsicherheit von Lawrence Ati Zigi aus nächster Nähe frei zum Abschluss. Der Franzose drischt den Ball neben das Gehäuse. Kurz vor Schluss wird es dann noch gefährlicher für das Heimteam, das seit der Gelb-Roten Karte gegen Hugo Vandermersch in der 81. Minute in Unterzahl spielt. Zunächst verzieht der eingewechselte Julian Von Moos freistehend vor dem Kasten (88.), in der Nachspielzeit scheitert der starke Dereck Kutesa (siehe «Der Beste») aus spitzem Winkel an Zigi.
Von St. Gallen kommt in der zweiten Halbzeit offensiv kaum mehr was. Die Mannschaft wirkte nach dem Conference-League-Spiel in Brügge am Donnerstag platt.
Di e Tore
21. Minute, Lukas Görtler, 1:0. Toma führt einen Freistoss von links untypisch kurz ein paar Meter nach hinten aus. Von dort flankt Quintillà dann aber butterweich in den Strafraum, wo der Deutsche am weiten Pfosten Stevanovic überspringt und einnickt.
46. Minute, Miroslav Stevanovic, 1:1. Nach wenigen Sekunden in der zweiten Halbzeit spielt sich Servette am linken Flügel schön durch – gute Kombination über Crivelli und Antunes zu Mazikou. Dessen Flanke erreicht in der Mitte den bosnischen Nationalspieler, der aus ähnlicher Position wie im ersten Durchhang Görtler mit dem Kopf trifft. Yannick und Witzig schauen nur zu.
Die Stimmen
Auch Lukas Görtler ist froh über die Länderspiele. «Keiner von uns ist sich Doppelbelastung gewohnt, das wird schon hart. Wir haben auch ein paar angeschlagene Spieler. Gut ist jetzt Pause, dann haben wir alle wieder an Bord. Zum Glück nehmen wir wenigstens noch einen Punkt mit. Leider hat in der überragenden ersten Halbzeit die Effizienz gefehlt», erklärt er Blick. Der Einsatz des Captains war bis zuletzt fraglich. «Ich war im Sommer verletzt am Oberschenkel, habe jetzt immer 90 Minuten gespielt, es war bis heute Morgen nicht klar, ob ich spielen kann. Wir haben es dann probiert, der Wechsel nach 65 Minuten war geplant», gibt er Aufschluss.
«In der ersten Halbzeit hatten wir viel Energie, waren sehr zufrieden mit unserer Leistung. In der zweiten Halbzeit fehlte diese Energie, wir haben es deshalb mit dem Ball nicht perfekt gemacht. Wir sind halb zufrieden mit dem Punkt», meint der St. Galler Jordi Quintillà gegenüber Blick. «Das Spiel in Brügge spielte sicher eine Rolle. Aber wir wollen diese englischen Wochen auch. Man muss sich gut erholen, ich glaube, es wird bis Dezember besser klappen. Wir haben gesehen, dass wir viele Spieler brauchen und noch brauchen werden», äussert er sich zur Doppelbelastung. Der Mittelfeldmotor ist auch froh, dass es nun eine Länderspielpause ansteht – kann sich einen Witz aber nicht verkneifen: «Ich wäre natürlich auch gern in der Nationalmannschaft dabei, Luis de la Fuente (spanischer Nationaltrainer, d. red.) hat meine Nummer.»
«Ich bin sehr einverstanden mit der Reaktion der Mannschaft (nach dem 2:6 am Donnerstag in Brügge, d. Red.), vor allem in der ersten Halbzeit. Wir hätten höher führen müssen. Am Ende merkt man schon den Aderlass, wir mussten verletzungsbedingt wechseln. Es war nicht einfach gegen eine gute Mannschaft. Wir sind mit dem gerechten Punkt zufrieden», sagt St.-Gallen-Trainer Enrico Maassen an der Pressekonferenz.
Gästetrainer Thomas Häberli äussert sich an der Pressekonferenz wie folgt: «Es hätte auch 2:0 sein können in der Pause. Dann hat die Mannschaft super reagiert. Wir wollten natürlich den Sieg, aber wenn du die erste Halbzeit so spielst, hast du es auch nicht verdient.»
Der Beste
Servette-Flügelflitzer Dereck Kutesa spielt immer wieder Katz und Maus mit den St. Galler Verteidigern. So gut wie jede gefährliche Aktion der Genfer läuft über den einmaligen Nationalspieler, der nicht im Aufgebot von Murat Yakin für die kommenden beiden Nations-League-Spiele in Serbien und gegen Dänemark dabei ist.
Der Schlechteste
Ex-St.-Gallen-Stürmer Jérémy Guillemenot in Diensten von Servette vergibt nach einer viertel Stunde eine 100-prozentige Chance kläglich, ist ansonsten nicht zu sehen. Nach der Pause kommt Crivelli für ihn ins Spiel.
Das gab zu reden
Bis kurz vor Anpfiff ist der Genfer Fansektor fast leer, nur rund 30 Servette-Fans sind da. Mit dem Anpfiff kommen aber die Hardcore-Fans. Doch nicht in den Gästesektor – sondern direkt hinter das Tor in den St. Galler Familienblock. Grund: Die «Ultras» fühlten sich beim letzten Gastspiel in St. Gallen schlecht vom Sicherheitsdienst behandelt. Trotz «Protesten» der FCSG-Fans lässt man die rund 50 Servette-Supporter aber hinter dem Tor stehen. Komisch: Als letzte Saison die Luzerner Fans – trotz Verbot für Auswärtsfans – sich Karten im St. Galler Block hinter dem Tor kauften, wurden sie in den Gästesektor geleitet.
Die Zuschauer
18'380 Fans sind beim Verfolgerduell live im Stadion in St. Gallen dabei. Das heisst – ausser dem Gästesektor – ausverkauft.
Das Schiedsrichter-Gespann
Stefan Horisberger, die Assistenten Jan Köbeli und Mirco Bürgi und der vierte Offizielle David Huwiler leiten die Partie souverän und lassen viel laufen. VAR Anojen Kanagasingam und sein Assistent Raffael Zeder müssen nie eingreifen.
So gehts weiter
Servette empfängt am Samstag nach der Länderspielpause den FC Sion (19. Oktober, 20.30 Uhr). St. Gallen trifft einen Tag später auswärts auf den FC Basel (16.30 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |