Sportlich im Tief
GC und Basel – zwei taumelnde Super-League-Giganten

Das 283. Zürcher Derby hat GC gegen den FCZ verloren. Beim Rekordmeister läufts aktuell nicht rund, insbesondere an Identifikationsfiguren mangelt es bei den Hoppers. Und auch beim FCB stimmt aktuell vieles nicht.
Publiziert: 28.09.2023 um 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2023 um 15:57 Uhr
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Es fehlt bei einigen Spielern die Identifikation mit GC, findet Trainer Bruno Berner.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Björn Lindroos

Die Super League steckt mitten in einer englischen Woche. Die grösste Affiche des Spieltags war das Zürcher Derby vom Dienstagabend. Der FCZ entschied das Duell auf dem Acker im Letzigrund mit 2:1 für sich und hält sich weiter hartnäckig an der Spitze der Super League.

Auf der anderen Seite der Gleise sieht es derweil immer düsterer aus. GC macht gegen den FCZ zwar kein schlechtes Spiel, verwertet aber seine Chancen nicht und wird dafür gnadenlos bestraft. Somit stehen die Hoppers nach acht Spielen mit nur einem Sieg da und blicken bereits in den Super-League-Abgrund. Mal wieder.

Es fehlt die Identifikation

Beim Rekordmeister fehlt es derzeit an allen Ecken und Enden, allen voran aber fehlen die Identifikationsfiguren im Verein. Abgesehen von Captain Amir Abrashi, der 2013 mit GC den Cup gewinnen konnte, scheint keiner der Spieler eine GC-DNA zu haben und sich für das Logo auf der Brust zerreissen zu wollen.

Dies zeigt auch der Blick auf den Kader: Gerade mal zwei Spieler sind länger als drei Jahre im Verein, und in jedem Sommer wird praktisch die ganze Mannschaft ausgetauscht. Im Vergleich zum vergangenen Zürcher Derby vom Mai standen nur drei Spieler auch am Dienstagabend in der Startaufstellung.

Auch Bruno Berner sprach die fehlende Identifikation seines Teams bereits an. Nach einer Niederlage gegen Aufsteiger Lausanne-Ouchy sagte er im Interview nach dem Spiel: «Wenn du das GC-Trikot anziehst, musst du Herz zeigen. Und das haben einige Spieler nicht gemacht.» Berner weiss, wovon er spricht. In seiner Aktivzeit spielte er fünf Jahre bei den Hoppers und wurde dabei zweimal Schweizer Meister.

Kein Glanz der früheren Jahre

Von diesen Zeiten ist man mittlerweile meilenweit entfernt. Die dominanten Jahre des Klubs kenne ich nur von den Erzählungen meines Vaters. Ich selbst erlebte die beste GC-Mannschaft in der Saison 2012/13. Als das junge Team von Uli Forte den Cup holte und hinter Basel knapp Vizemeister wurde. Ein Team, welches nur so vor Spielfreude sprudelte und mich als 8-jährigen Jungen total begeisterte. Es war der perfekte Mix aus Führungsspielern wie Vero Salatic oder Stéphane Grichting und jungen, hungrigen Talenten wie Roman Bürki, Izet Hajrovic oder Steven Zuber.

Seither konnte GC keinen Titel mehr holen, mit dem Ausverkauf dieser goldenen Generation sollte eine lange Leidenszeit für die Fans beginnen. Von nimmer endenden internen Unruhen über den Abstieg 2019 bis zur Übernahme durch die Chinesen. Und das Leiden scheint auch in dieser Saison kein Ende zu nehmen.

Auch der FCB ist tief gefallen

Ähnlich schlecht wie bei GC lief auch der Saisonstart des FC Basel. Der bisherige Tiefpunkt: Am vergangenen Wochenende verloren die Bebbi bei Aufsteiger Yverdon, von den ersten sechs Spielen gingen vier verloren. Dazu das blamable Europa-Ausscheiden in Kasachstan. Für den einst so stolzen Liga-Krösus ist es der schlechteste Start in eine Spielzeit seit fast drei Jahrzehnten.

Nach dem Ausverkauf im Sommer stehen beim FCB viele neue Spieler in der Startaufstellung, etwas Zeit muss man dem neu formierten Team noch geben. Doch da die Basler Führungsetage nicht gerade für ihre Geduld bekannt ist, wird der Stuhl vom neuen Trainer Timo Schultz bereits jetzt immer heisser. Ein Verpassen der «Championship Group» bei der Aufteilung der Liga im Frühling wäre für die Bebbi eine Katastrophe. Denn dies wäre auch gleichbedeutend mit dem Verpassen des europäischen Geschäfts für die kommende Saison. 

GC und Basel. Zwei einstige Super-League-Giganten, die derzeit also so richtig taumeln. Doch einen ähnlichen Weg wie die Zürcher sehe ich den FCB trotzdem nicht gehen. Die finanziellen Möglichkeiten, das Stadion, die Zuschauerzahlen und auch die Infrastruktur sind im Vergleich mit den Hoppers zu gut.

Yverdon überrascht

In die entgegengesetzte Richtung geht es dafür bei Yverdon-Sport. Ich muss zugeben, ich war durchaus skeptisch, als der Verein sich im Mai den Aufstieg sicherte und in die höchste Schweizer Liga zurückkehrte. Doch die Waadtländer belehrten mich eines Besseren und überzeugen bislang vollends. Trainer Marco Schällibaum leistet mit seiner Mannschaft tolle Arbeit, neben dem Sieg gegen Basel schlug man auch Vizemeister Servette und nahm YB Punkte ab.

Zudem darf der Aufsteiger jetzt in seinem eigenen Stade Municipial spielen. Ein schmuckes kleines Stadion, das die Herzen von Fussball-Romantikern höher schlagen lässt und diese Saison wohl noch Schauplatz der einen oder anderen Überraschung sein wird. Für mich als kleiner Torwart (Grössenordnung Yann Sommer) ausserdem ein weiterer Punkt, den Yverdon sympathisch macht: Mit dem 1,80 m grossen Kevin Martin haben sie den kleinsten Goalie der Liga zwischen den Pfosten – in Yverdon wachsen sie eben über sich hinaus.

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
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FC Winterthur
FC Winterthur
18
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