Am Mittwochabend gewann Manchester City den Uefa-Supercup gegen den FC Sevilla. Der Champions-League-Sieger setzte sich gegen den Europa-League-Gewinner im Penaltyschiessen durch. Auf dem Platz zwei Schweizer: der Winterthurer Manuel Akanji (28) für die Engländer und der Aargauer Ivan Rakitic (35) für die Spanier. Dazu sass der Zürcher Djibril Sow (26) auf der Sevilla-Ersatzbank. Ein Beleg dafür, dass die Schweiz auf der ganz grossen Fussball-Bühne mitspielt, auch wenn noch kein hiesiger Klub je in einem europäischen Final stand. Doch das muss nicht so bleiben.
So steht zum Beispiel am Donnerstagabend für unsere Klubs die Champions League auf dem Spiel. Zugegeben, nur ein wenig. Und auch nicht für diese Saison, sondern für künftige Wettbewerbe in ein paar Jahren. Aber immerhin. Deshalb sollten alle Super-Ligisten die Daumen drücken, wenn sich der FC Luzern anschickt, gegen die Schotten von Hibernian Edinburgh das 1:3 aus dem Hinspiel der 3. Qualirunde zur Conference League wettzumachen. Denn ein Erfolg könnte die Liga dem Ziel von mehr Startplätzen in den europäischen Wettbewerben ein Stück näher bringen.
Die Eredivisie auf dem Vormarsch
Wer das für übertrieben hält, sollte sich einmal die holländische Eredivisie etwas näher anschauen. In dieser Saison steht Meister Feyenoord Rotterdam bereits als Teilnehmer an der Gruppenphase der Champions League fest. Dazu kann sich «Vize» PSV Eindhoven über die Playoffs (gegen Servette-Bezwinger Glasgow Rangers) ebenfalls einen der 32 begehrten Plätze für die Königsklasse sichern. Doch es kommt noch besser: Ab der Saison 2024/25 stehen den Niederländern sogar zwei feste Startplätze für die Gruppenphase zu. Und als wäre das noch nicht genug, könnte 2025/26 ein dritter fixer Teilnehmer hinzukommen – sofern man in der Fünfjahreswertung den gerade erst von Frankreich eroberten fünften Platz behauptet.
Warum das alles erwähnenswert ist? Weil die holländische Liga noch vor fünf Jahren auf Platz 14 des Uefa-Rankings stand – zwei Plätze hinter der Schweiz. Doch während die Super League nach einem zwischenzeitlichen Absturz auf Rang 19 wieder da ist, wo sie 2018 war, ging es für die Eredivisie steil nach oben. Von 14 auf 11, 10, 7, 6 und nun Rang 5, sozusagen der Premium-Platz hinter den Top-4-Ligen England, Spanien, Italien und Deutschland. Ein geradezu märchenhafter Aufstieg für das Land der Tulpenfelder und Windmühlen.
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Einerseits könnte man neidisch werden angesichts dieses Husarenritts durch das Koeffizientensystem der Uefa, andererseits kann das Vorbild auch ermutigen. Denn bis 2017 deutete rein gar nichts auf ein solches Erstarken der niederländischen Klubs hin. Nach dem Motto «Pleiten, Pech und Pannen» scheiterten sie auf den steinigen Qualifikationswegen immer wieder an Teams aus vermeintlich kleinen Nationen – so wie gerade der FC Basel bei seiner Schlappe gegen den kasachischen Vertreter Tobel Kostanay. Auch Ajax, PSV und Co. können davon ein Lied singen.
Von Conference League profitiert
Der ehemalige Ajax-Coach Erik ten Hag (53) sagte über diese Zeit einmal rückblickend, dass man die Qualirunden mit den manchmal mühsamen Reisen nach Ost- und Südosteuropa lange Zeit «nicht ernst genug» genommen habe und den unbekannten Gegnern mit den teilweise unaussprechlichen Namen allzu «naiv» begegnet sei. Denn das störte in den Sommermonaten doch nur die Vorbereitung auf den eigenen Ligabetrieb. Doch 2018 wachte man auf, damals wurde die sogenannte «Veranderagenda», das Veränderungsprogramm, beschlossen. Ein Solidaritätspakt, der nicht zuletzt den Fokus auf das Erreichen der Gruppenphasen in den europäischen Wettbewerben richtete.
Parallel dazu profitierte die Eredivisie ganz besonders von der Einführung der Conference League zur Saison 2021/22. Denn auch wenn dieses hässliche Entlein unter den europäischen Wettbewerben bei vielen Klubs eher als lästige Zusatzbelastung gesehen wird, bringt es doch satte Punkte fürs Uefa-Ranking. Das beste Beispiel dafür ist der FC Basel, der mit seinem Vorstoss ins Halbfinale letzte Saison für einen Grossteil der 8500 Punkte sorgte, die den Aufwärtstrend der Super League nun eingeläutet haben könnten.
Die Schweiz muss Punkte holen
Neben diesem Batzen haben unsere Klubs in diesem Jahr den Vorteil, dass die ausgesprochen schwache Saison 2018/19, in der man nur 3900 Punkte holte, aus der Fünfjahreswertung fällt. Das zahlt sich allerdings nur dann aus, wenn YB, Servette, Lugano – und eben auch Luzern – in den nächsten Wochen und Monaten kräftig Siege und damit Punkte einfahren. Die nächsten drei Plätze mit Österreich (11.), der Türkei (10.) und Schottland (9.) sind jedenfalls in Reichweite. Aber Vorsicht, hinter uns lauern Serbien, Norwegen, die Ukraine und Israel, die von jedem Ausrutscher profitieren könnten.
Basel ist leider schon raus, doch die vier anderen Klubs könnten ohne weiteres dafür sorgen, dass dem Oranje-Weg in Zukunft auch ein Schweizer Gipfelsturm folgt. Beim nächsten Steilpass in einer Woche, wissen wir dann auch, wie sich YB im Hinspiel der Champions-League-Playoffs gegen Maccabi Haifa geschlagen hat.
5-Jahreswertung Uefa
# | Land | 19/20 | 20/21 | 21/22 | 22/23 | 23/24 | Punkte | Teams |
1 | England | 18,571 | 24,357 | 21,000 | 23,000 | 2,000 | 88,928 | 8/8 |
2 | Spanien | 18,928 | 19,500 | 18,428 | 16,571 | 2,500 | 75,927 | 8/8 |
3 | Italien | 14,928 | 16,285 | 15,715 | 22,357 | 2,285 | 71,569 | 7/7 |
4 | Deutschland | 18,714 | 15,214 | 16,214 | 17,125 | 2,285 | 69,552 | 7/7 |
5 | Holland | 9,400 | 9,200 | 19,200 | 13,500 | 1,900 | 53,200 | 5/5 |
6 | Frankreich | 11,666 | 7,916 | 18,416 | 12,583 | 1,500 | 52,081 | 6/6 |
7 | Portugal | 10,300 | 9,600 | 12,916 | 12,500 | 2,000 | 24,316 | 5/6 |
8 | Belgien | 7,600 | 6,000 | 6,600 | 14,200 | 1,200 | 35,600 | 5/5 |
9 | Schottland | 9,750 | 8,500 | 7,900 | 3,500 | 1,500 | 31,150 | 5/5 |
10 | Türkei | 5,000 | 3,100 | 6,700 | 11,800 | 3,000 | 29,600 | 4/4 |
11 | Österreich | 5,800 | 6,700 | 10,400 | 4,900 | 1,500 | 29,300 | 5/5 |
12 | Schweiz | 6,400 | 5,125 | 7,750 | 8,500 | 0,800 | 28,575 | 4/5 |
13 | Serbien | 6,000 | 5,500 | 9,500 | 5,375 | 0,800 | 27,175 | 4/5 |
14 | Norwegen | 3,750 | 6,500 | 7,625 | 5,750 | 1,875 | 25,500 | 4/4 |
15 | Ukraine | 7,200 | 6,800 | 4,200 | 5,700 | 1,100 | 25,000 | 4/5 |