Shootingstar Fabian Rieder über sein Wahnsinnsjahr
«Bei YB bin ich immer noch der ‹Pfüsi›»

Stammspieler bei Leader YB, WM-Aufgebot, Nati-Startelf-Debüt gegen Brasilien: Fabian Rieder über seinen kometenhaften Aufstieg.
Publiziert: 16.01.2023 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2023 um 15:44 Uhr
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Auf dem Weg nach oben: YB-Shootingstar Fabian Rieder beim Fototermin mit Blick im Trainingslager.
Foto: TOTO MARTI

Höhenangst? Kein Thema für Fabian Rieder. Furchtlos klettert er fürs Fotoshooting auf die wacklige Holztreppe neben dem Trainingsplatz im YB-Camp in Estepona. Schwindelgefahr besteht auch bei den Prognosen zu Rieders sportlicher Zukunft. Experten sind sich einig: Dem 20-Jährigen sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Bisheriger Höhepunkt war die WM in Katar, wo Rieder gegen Kamerun sein Nati-Debüt feierte und im zweiten Gruppenspiel gegen Brasilien plötzlich in der Startelf stand.

Fabian Rieder, müssen Sie sich manchmal kneifen, um sicher zu sein, dass Sie nicht träumen?
Fabian Rieder: Das nicht. Aber damit, was in den vergangenen Monaten passierte, konnte ich nicht rechnen. Ich geniesse diese Phase, sauge alles auf und bin mir bewusst, dass es nicht ewig bergauf gehen wird.

Wie haben Sie das turbulente Halbjahr mit der Krönung in Katar verarbeitet?
Die schönen Momente teile ich mit Mutter, Stiefvater, Freundin und Freunden. Sie sind auch für mich da, wenn es mir mal nicht so gut geht. Zum Abschalten bin ich nach der WM mit meiner Freundin nach Sansibar geflogen. Da konnten wir alles Revue passieren lassen.

Sind Sie in den Ferien der Typ «Sünneler» oder muss auch dann etwas laufen?
Dieses Mal war es definitiv nur der Strand. Die kurze Vorrunde mit vielen Spielen und dann die WM waren nicht nur mental, sondern auch körperlich anstrengend. Aber jetzt sind die Batterien wieder voll.

Das ist Fabian Rieder

Fabian Rieder, geboren am 16. Februar 2002, wuchs in Koppigen BE und Solothurn auf. 2017 wechselte er in die Nachwuchsabteilung von YB, im Oktober 2020 spielte er erstmals für die Profis, mittlerweile steht der 20-Jährige bereits bei 94 Einsätzen für den Super-League-Leader. Nati-Trainer Murat Yakin nominierte Rieder für die WM in Katar, an der er gegen Kamerun und Brasilien zum Einsatz kam.

Fabian Rieder, geboren am 16. Februar 2002, wuchs in Koppigen BE und Solothurn auf. 2017 wechselte er in die Nachwuchsabteilung von YB, im Oktober 2020 spielte er erstmals für die Profis, mittlerweile steht der 20-Jährige bereits bei 94 Einsätzen für den Super-League-Leader. Nati-Trainer Murat Yakin nominierte Rieder für die WM in Katar, an der er gegen Kamerun und Brasilien zum Einsatz kam.

Behalten Sie die Meilensteine Ihrer Karriere im Kopf in Erinnerung oder gibts in Ihrer Wohnung schon ein Fabian-Rieder-Museum?
Noch nicht, darüber müsste ich erst mit meiner Freundin verhandeln (lacht). Es sind einige Sachen zusammengekommen – viele Fotos und wichtige Trikots. Nach dem ersten WM-Spiel hat mir Granit Xhaka den kamerunischen Wimpel überreicht, unterschrieben von allen Nati-Spielern. Das ist so Brauch bei Debütanten. Das Trikot des Brasilien-Matchs habe ich zu Hause und werde es jemandem aus der Familie schenken.

Haben Sie gegen die brasilianischen Weltklasse-Spieler gespürt, schon auf allerhöchstem Niveau mithalten zu können? Oder war es eher die Einsicht, dass der Weg in die Weltklasse noch weit ist?
Hätte Murat Yakin mir es nicht zugetraut, wäre ich wohl nicht für die WM aufgeboten worden. Das Spiel gegen Brasilien hat mir gezeigt, wie gut die Besten sind und wo meine Entwicklung hinführen könnte. Aber um konstant auf diesem Niveau abliefern zu können, habe ich noch viel Arbeit vor mir. Granit Xhaka zum Beispiel geht als 30-Jähriger mit viel Selbstvertrauen in solche Duelle. Ich hatte zu Beginn mit der Nervosität zu kämpfen. Aber das gehört zum Reifeprozess.

Entgegnet man Ihnen bei YB seit Ihrer Rückkehr als Nati-Spieler mit WM-Einsätzen anders als vorher?
Ich spüre, wie sich alle für mich freuen. Aber es rufen mich alle immer noch «Pfüsi».

Wie bitte? Genehmigen Sie sich etwa besonders oft ein Schläfchen?
Nein, das hat nichts damit zu tun. Nach meinem Debüt in der ersten Mannschaft musste ich zu einem TV-Interview. Auf die Frage, was der grösste Unterschied zwischen der 1. Liga und der Super League sei, wollte ich antworten: «die Physis». Vor lauter Nervosität sagte ich aber «die Pfüsigkeit». Seither bin ich bei YB der «Pfüsi».

Bei all den Verlockungen für einen erfolgreichen Fussballer – wie schwer fällt es, nicht abzuheben?
Ich bin von Natur aus nicht der Glamourtyp. Meine Mutter hat mir auf den Weg gegeben, auf dem Boden zu bleiben. Und jetzt, wo ich nicht mehr bei ihr wohne, haben vor allem meine Teamkollegen Christian Fassnacht und David von Ballmoos ein Auge darauf (lacht). Wir gehen bei YB wie in einer grossen Familie miteinander um. Das ist nicht dahergesagt, ich empfinde es wirklich so. Es ist ein Verdienst der Personen im Führungs- und Betreuerstab, die immer ein offenes Ohr für mich haben, aber stets ehrlich und auch mal kritisch sind, wenn die Situation es erfordert.

Hat der frühe Tod Ihres Vaters einen Einfluss darauf, dass Sie reifer wirken als andere 20-Jährige?
Schwer zu sagen, da ich erst elf Jahre alt war, als er gestorben ist. Ich war noch ein Kind und einfach sehr traurig über seinen Tod. Die wirkliche Verarbeitung kam erst mit 15, 16 Jahren. Ich kann schon gut einschätzen, was wichtig ist im Leben, und versuche, jeden Tag maximal zu geniessen.

Wie oft denken Sie an Ihren Vater?
In gewissen Momenten ist er präsent und manchmal bedaure ich es, dass er bei meinen Spielen nicht im Stadion sitzt. Aber es ist nicht so, dass ich jeden Tag an ihn denke. Sein Tod liegt ja schon länger zurück.

Zurück zum Sportlichen: Wie realistisch ist es, dass Sie in der Rückrunde nicht mehr das YB-Dress tragen?
Es gibt einige Interessenten und ich will nichts ausschliessen. Wenn in den nächsten Tagen plötzlich das für alle Parteien ideale Angebot käme, möchte ich nicht als Lügner dastehen. Aber der Wille von mir und YB ist es, die Saison in Bern zu beenden, hoffentlich mit dem Meistertitel.

Bei Ihnen wird die Frage lauten: Direkt zu einem Topklub wechseln oder einen Zwischenschritt machen wie Granit Xhaka 2012 mit dem Transfer zu Mönchengladbach?
Grundsätzlich sollte man einzelne Spieler nicht vergleichen. Aus der Super League direkt zu einem absoluten Topklub zu wechseln, ist ein gewaltiger Schritt. So gesehen hat Granit den Musterweg eingeschlagen und spielt nun seit 2016 auf höchstem Level bei Arsenal.

Durch die WM-Teilnahme ist Ihr Marktwert nochmals gestiegen, mit unter 15 Millionen braucht sich wohl kein Interessent bei YB zu melden. Jene Klubs, bei denen die Einsatzchancen grösser sind, können sich Fabian Rieder kaum mehr leisten. Ein Problem?
Ich weiss, was YB sich vorstellt, und YB kennt meine Pläne. Wir sind im engem Austausch und werden bestimmt eine gute Lösung finden. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, bereits im Winter eine Lösung für den Sommer zu finden, werden wir das prüfen.

Fabian Rieder in zehn Jahren?
Dann bin ich 30 und habe hoffentlich in der Bundesliga oder in der Premier League gespielt, am liebsten in beiden Ligen. Irgendwann zu YB zurückzukehren und meine Karriere hier zu beenden, ist ein schöner Gedanke – mal schauen, ob auch YB mich dann zurückhaben will (lacht).

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