Verrät Ziegler hier Trainerentlassung?
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Knall in Sion:Verrät Ziegler hier Trainerentlassung?

Scherben vor dem Car, Fäuste, Entlassung in der Pause?
Constantin erzählt seine irrste Trainerentlassung

Wilde Tage im Wallis. Von Constantins Kabinensturm bis zu Zieglers Entschuldigung. Das Protokoll eines Desasters.
Publiziert: 17.05.2023 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2023 um 13:55 Uhr
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War nur zehn Spiele im Amt. Sions Trainer David Bettoni.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
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Alain KunzReporter Fussball

Paolo Tramezzani soll Sion in der Liga halten. Möglich machte die dritte Rückkehr des Italieners das 0:5-Debakel in Genf bei Servette. Ein komplett verrückter Fussballabend, der in Sion alles auf den Kopf stellte. Doch was passierte genau an diesem bitteren Samstag? Sion-Präsident Christian Constantin nimmt uns mit in die Kabine.

Die erste Halbzeit von Genf

Das Desaster nimmt seinen Anfang mit den ersten gut neun Minuten des Spiels, in denen ein desolates Sion mit 0:3 in Rückstand gerät. Ein Auftakt, den CC kommen sah. «Schon als ich die Aufstellung sah, dachte ich: Das ist naiv und kommt nicht gut! Sechs Offensivspieler in einem Match, in welchem du primär mal hinten solid stehen müsstest, um irgendwie ein Pünktchen zu stehlen. Das habe ich Trainer David Bettoni auch gesagt. Zumal er schon für das Spiel gegen Winterthur nicht das richtige Team aufstellte und sich dort rausredete, indem er sagte, er werde demissionieren, sollte er verlieren. Er tat es nicht.»

Nach den drei schnellen Genfer Toren hat CC 35 Minuten Zeit, sich so richtig in Rage zu bringen. Dann ist Halbzeit. Und es beginnt Akt zwei.

Der Kabinensturm

Wutschnaubend stapft der Architekt aus Martigny in die Katakomben des Stade de Genève. Und staucht zuerst mal die Spieler zusammen, dass die Wände wackeln. «Sagen wir es so: Es war nicht wie bei einer Liebes-Hochzeit», deeskaliert CC heute. Dann fragt er Trainer David Bettoni, was dieser nun machen wolle. «David zuckte aber nur mit den Schultern. Da übernahm ich das Kommando.» CC ordnet die vier Wechsel an.

Doch so einfach, wie das hier tönt, soll das Ganze nicht abgegangen sei. Beim Online-Portal «Nau.ch» hat ein Vögelchen gezwitschert und gesagt, dass CC komplett die Fassung verloren und Bettoni minutenlang zusammengestaucht und den Franzosen aufs Übelste beleidigt habe. Danach solle er sich Spieler Dimitri Cavaré als Opfer ausgesucht und diesem sinngemäss gesagt haben, er könne nicht mal einen Ball stoppen. Dieser habe das nicht auf sich beruhen lassen und gekontert, worauf Hobby-Boxer CC die Fäuste geschwungen haben soll. Die Situation sei nur deshalb nicht eskaliert, weil Spieler und Betreuer schlichtend eingegriffen hätten.

Wie war das genau? CC erklärt: «Ich habe mir Dimitri rausgepickt, weil er das wegweisende erste Tor verursacht hat. Ich habe ihm vorgeworfen, nicht konzentriert gewesen zu sein. Dann hat er gewinselt, warum ich nur auf ihn losgehe. Es hätten doch auch andere Fehler gemacht. So war das. Und das mit den Fäusten ist Blödsinn. Es gab in der Garderobe keinen physischen Kontakt.»

Bettoni: Nur noch zur Show an der Linie?

Nach dem Spiel sagte Reto Ziegler, der sich in der Pause zum Aufwärmen auf dem Feld befand, was er vom Hörensagen mitbekommen habe. Nämlich, dass der Trainer das Team nicht mehr trainieren werde, weil ihn CC entlassen habe. «Das ist, was ich mitbekommen habe.» CC dementiert. «In der Pause habe ich ihn nicht gefeuert. Er sass ja danach wieder auf der Bank.» Bettoni aber soll gesagt haben, er werde nur noch zur Show an der Linie stehen.

Am Ende heisst es 0:5. Und es beginnt der noch schlimmere Teil, in dem die Sion-Ultras die Hauptrolle spielen. Erst zitieren sie die Spieler. Giovanni Sio steht in der Höhle der Löwen an vorderster Front und erklärt sich. Später sollen die Anhänger Scherben vor den Sion-Teamcar gelegt haben, um dessen Abfahrt zu verhindern. Es vergehen Stunden, bis die gebeutelten Fussballer endlich aus Genf rauskommen. CC stellt klar: «Es war die Security, die den Car nicht wegfahren liess, weil es zu gefährlich sei wegen der eskalierten Situation mit den Fans.»

CC selber hat das nicht live miterlebt. Er war zu diesem Zeitpunkt längst auf dem Heimweg. An der Zughaltestelle beim Stadion gehen einige Vollidioten auf Polizisten los. Fünf werden verletzt. Einer von ihnen muss sich an der Hand operieren lassen. Und am Dienstag kriegen sie von der Bewilligungsbehörde die Quittung dafür. Sperre der Osttribüne für das überlebenswichtige Spiel gegen YB am Sonntag. CC: «Wer hat das zu verantworten? Unsere Fans. Niemand sonst. Also dürfen wir uns kein bisschen beschweren.»

Sonntag: Bettoni spricht mit den Spielern, aber nicht mit Constantin

Sonntag. Bettoni teilt den Spielern mit, dass er seine Demission angeboten habe, weil er unter diesen Umständen nicht mehr weiterarbeiten könne. Mit CC spricht er nicht. «Ich weiss nicht, was er erzählt hat», sagt CC am Sonntag und verweist auf Montag. Klar, weiss CC, was passiert ist. So zitiert er den Coach am Montagmorgen früh und fragt ihn, ob das stimme, dass er gesagt habe, er könne so nicht weitermachen. Als Bettoni bejaht, sagt CC: «Okay, dann musst du auch nicht weitermachen.»

Montag: Die Rückkehr von Tramezzani

CC ruft Paolo Tramezzani an. Die beiden haben schon dreimal zusammengearbeitet. Im November entlässt CC den heissblütigen Italiener, weil er nach der 2:7-Pleite zu Hause gegen St. Gallen wie geplant in die Ferien verreist sei, anstatt Abbitte zu leisten. Eine Kurzschlussreaktion? CC salbungsvoll: «Ich habe Paolo gesagt: Du hörst per sofort mit deinen Krisen auf. Ich tue es mit meinen auch. Denn eines müssen Sie wissen: Unsere Liaison ist sehr eng. Das ist fast so etwas wie eine Blutsverbindung.»

Tramezzani war denn auch an der Beerdigung von Constantins Papa Martial. «Er ist heiss auf diesen Job», sagt CC, «das spüre ich.» Über einen Vertrag für die neue Saison hätten sie aber noch kein Wort verloren.

Dienstag: Ziegler entschuldigt sich und der Lindner-Hammer

Der letzte Akt in diesem Theater ist ein Telefonat von Ziegler an CC am Dienstagmorgen. «Er hat sich dafür entschuldigt, Dinge ausgeplaudert zu haben, die in der Kabine hätten bleiben müssen. Er sagte, das sei dumm gewesen», so CC. «Er hat das ja in mehreren Sprachen auf mehreren Sendern derart perfekt gemacht, dass null Zweifel übrigblieben und die ganze Schweiz informiert war», sagt CC schmunzelnd. Konsequenzen? «Keine. Reto soll jetzt einfach den Schnabel halten und Taten auf dem Platz folgen lassen.»

Ebenfalls am Dienstag macht Goalie Heinz Lindner noch seine Krebserkrankung publik. Es stürzt im Moment enorm viel ein über dem FC Sion.

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