Nur einer flog schneller als Foda
Die Skandal-Geschichte von FCZ-Trainer Merkel

Der FC Zürich entlässt Franco Foda (56) nach nur acht Ligaspielen. Sucht man einen Trainer, der schneller entlassen wurde, muss man lange suchen. 1983 spickt der FCZ Trainer Max Merkel wegen dessen bösen Sprüchen und vereinsschädigendem Verhalten.
Publiziert: 22.09.2022 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 15:08 Uhr
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Nach acht Ligaspielen ist Schluss: Der FC Zürich entlässt Franco Foda.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicolas HorniSportredaktor

Franco Foda ist als Trainer des FC Zürich Geschichte. Nach zwei Punkten in acht Ligaspielen stellt Präsident Ancillo Canepa den Deutschen vor die Tür. Vor Foda musste nur ein Trainer beim FCZ seinen Posten schneller wieder räumen: der zweifache Bundesliga-Meistertrainer Max Merkel (†87).

Im Gegensatz zu Foda musste der 2006 verstorbene Österreicher aber nicht wegen schlechter Resultate, sondern wegen seines Benehmens neben dem Platz die Koffer packen. Es war damals im Frühjahr 1983 eine herrliche Skandal-Geschichte, in die auch der Blick involviert war.

Merkel bricht für den FCZ seine Skiferien ab

Und das war passiert: Nach dem fluchtartigen Abgang von Daniel Jeandupeux musste sich der FC Zürich auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Ein Blick über die Gleise zu GC reichte, damit man sich beim FCZ sicher war, dass ein Bundesliga-Trainer der Nachfolger werden muss. Denn dort machte Legende Hennes Weisweiler (verstarb am 5. Juli 1983, drei Wochen nach dem Gewinn des Doubles mit GC) bemerkenswerte Arbeit.

Das Entlassungs-Ranking der FCZ-Cheftrainer
  1. Max Merkel – 30 Tage (5. 4. 1983 - 5. 5. 1983)
  2. Franco Foda – 2 Monate, 20 Tage (1. 7. 2022 - 21. 9. 2022)
  3. Hans Kodric – 3 Monate, 30 Tage (1. 7. 1983 - 31. 10. 1983)
  4. Rolf Fringer – 4 Monate, 25 Tage (1. 7. 2012 - 26. 11. 2012)
  5. Branko Viđak – 5 Monate, 2 Tage (28. 1. 1955 - 30. 6. 1955)
  6. Georg Richter – 5 Monate, 29 Tage (1. 1. 1948 - 30. 6. 1948)
  7. Albert Sing – 5 Monate, 29 Tage (1. 1. 1980 - 30. 6. 1980)
  8. László Kubala – 7 Monate, 8 Tage (1. 7. 1966 - 9. 2. 1967)
  9. Juan Schwanner – 7 Monate, 10 Tage (20. 11. 1970 - 30. 6. 1971)
  10. Sami Hyypiä – 8 Monate, 12 Tage (31. 8. 2015 - 12. 5. 2016)
Max Merkel wurde beim FCZ schon nach 30 Tagen vor die Tür gesetzt.
Blick
  1. Max Merkel – 30 Tage (5. 4. 1983 - 5. 5. 1983)
  2. Franco Foda – 2 Monate, 20 Tage (1. 7. 2022 - 21. 9. 2022)
  3. Hans Kodric – 3 Monate, 30 Tage (1. 7. 1983 - 31. 10. 1983)
  4. Rolf Fringer – 4 Monate, 25 Tage (1. 7. 2012 - 26. 11. 2012)
  5. Branko Viđak – 5 Monate, 2 Tage (28. 1. 1955 - 30. 6. 1955)
  6. Georg Richter – 5 Monate, 29 Tage (1. 1. 1948 - 30. 6. 1948)
  7. Albert Sing – 5 Monate, 29 Tage (1. 1. 1980 - 30. 6. 1980)
  8. László Kubala – 7 Monate, 8 Tage (1. 7. 1966 - 9. 2. 1967)
  9. Juan Schwanner – 7 Monate, 10 Tage (20. 11. 1970 - 30. 6. 1971)
  10. Sami Hyypiä – 8 Monate, 12 Tage (31. 8. 2015 - 12. 5. 2016)

Also rief FCZ-Kassier Honegger Max Merkel an, der zu dieser Zeit in der Schweiz mit der Familie zum Skilaufen weilte: «Hier ist Honegger», meldete sich der Anrufer. Merkel: «Sind Sie etwa der Chef aus der DDR?» Der Mann verneinte: «Ich bin der Kassier vom FC Zürich. Wollen Sie Trainer bei uns werden, gleich morgen?» Merkel zögerte nicht, trat die Stelle kurzerhand an.

«Die hätten auch einen Medizinmann aus Afrika engagieren können»

Doch der deutsche Sprücheklopfer und der FCZ, das passte nicht zusammen. Von Anfang an stellte sich Merkel ins Zentrum und beleidigte seine Spieler. So betitelte er die verletzten Stars Heinz Lüdi und Ruedi Landolt als «Simulanten» oder meinte «die FCZ-Spieler sind Papier-Profis». Aber auch der Vorstand der Stadtzürcher wurde nicht verschont. «Die hätten auch einen Medizinmann aus Afrika engagieren können.»

Diese Aussagen liess der FCZ-Vorstand rund um Präsident Alfred Zweidler noch durchgehen. Denn obwohl Merkel wegen verletzungsbedingten Ausfällen häufig seine B-Elf auflaufen lassen musste, gewann er drei seiner vier Spiele mit dem Stadtklub.

Aussage im Blick wird Merkel zum Verhängnis

Das Fass zum Überlaufen brachte aber die Niederlage im Cup-Halbfinal gegen GC Anfang Mai 1983. Sang- und klanglos ging der FCZ gegen das Weissweiler-Team mit 1:5 unter. Nach dem Spiel motzte Merkel: «Warum liessen sie mich nicht in Ruhe Skilaufen, statt hier den Lucas zu spielen, auf den der Hennes draufhaut?» Im Interview mit Blick legte er danach noch einen drauf, einen zu viel: «Hätte ich gewusst, in welchem Zirkus ich landen würde, ich hätte diesen Job gar nicht angenommen.»

Nur einen Tag nach dieser Äusserung und dreissig Tage nach seiner Anstellung zog der FCZ die Reissleine. Da Merkel am trainingsfreien 5. Mai per Telefon nicht erreichbar war, schickte FCZ-Boss Zweidler die Kündigung per Eilboten. Begründung: «Herr Merkel hat sich in der Presse vereinsschädigend verhalten. Wir konnten uns das nicht länger bieten lassen.»

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
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